Weltkirche
Mit Kopf und Herz

Alle Kardinäle versammelte Papst Franziskus Ende August im Vatikan zur Kardinalsversammlung. Davor gab es Spekulationen rund um einen möglichen Rücktritt, der jedoch nicht eintrat. Beraten wurde, wie angekündigt, die Kurienreform.
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  • Alle Kardinäle versammelte Papst Franziskus Ende August im Vatikan zur Kardinalsversammlung. Davor gab es Spekulationen rund um einen möglichen Rücktritt, der jedoch nicht eintrat. Beraten wurde, wie angekündigt, die Kurienreform.
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Vatikan. Kardinalsversammlung ging unaufgeregt zu Ende. Papst Franziskus sei voller Engagement.

Entspannte Gesichter, Lachen und Händeschütteln. Nach zwei Tagen Beratungen am 29. und 30. August sahen zumindest die Kardinäle, die sich vor die wartende Presse wagten, sehr zufrieden aus. Die Stimmung unter den rund 200 Teilnehmern aus aller Welt wurde als, „friedvoll“, „harmonisch“ und „herzlich“ bezeichnet. Für viele war es auch ein persönliches Kennenlernen oder Wiedersehen nach langer pandemiebedingter Distanz.

So einheitlich der Tenor mit Blick auf die Beratungsatmosphäre schien, so einheitlich war die Haltung zu Rücktrittsgerüchten rund um Papst Franziskus: „Zerplatzt wie Seifenblasen“ seien diese, erklärte der deutsche Kurienkardinal Walter Kasper. Und sein Wiener Kollege, Kardinal Christoph Schönborn, ergänzte: „Auch wenn die Beine nicht so mitmachen, das Herz und der Kopf sind voll dabei.“ Franziskus sei voller Engagement.

Also kein Rücktritt, auch nicht die Regelung eines möglichen Rücktrittes und erst recht keine neue Papstwahlordnung. Nachdem wochenlang über die Kardinalsversammlung spekuliert worden war, war das Ergebnis – zumindest nach außen hin – wenig aufregend. Vorher hatte der Papst noch 20 Männer in den Kardinalsstand erhoben. Bei den anschließenden zweitägigen Beratungen ging es dann schlicht um das, was der Vatikan vorher angekündigt hatte: die Kurienreform „Praedicate Evangelium“ und deren Umsetzung. Dabei gab es auch einige kritische Stimmen und Klärungsbedarf. Insbesondere hinsichtlich der Frage, welche Behörden im Vatikan künftig auch von nicht Geweihten, Frauen und Männern, geleitet werden können und welche weiterhin Bischöfen unterstehen sollen. Hier kann in absehbarer Zeit mit Präzisierungen gerechnet werden. Der Kern des Vorhabens aber bleibt: Eine weniger klerikalistische und stärker dienende Zentralverwaltung der katholischen Weltkirche.

Langsame Veränderung
Die Kardinäle stünden „viel, viel einheitlicher“ und entschieden zusammen, bekräftigte Kardinal Kasper. Denn es gehe in all den Debatten immer auch um die Glaubwürdigkeit der Kirche. Und die Kirche müsse mit Blick auf Missbrauchskrise und Finanzskandale viel Vertrauen zurückgewinnen. Oder wie es Kardinal Schönborn formulierte: Change Management, also Veränderungsprozesse, gingen stets langsam voran.

Der Papst ließ die Kardinäle lange unter sich beraten. In Sprachgruppen. Diese wiederum fertigten Zusammenfassungen an, die dem Kirchenoberhaupt anschließend präsentiert wurden. Kardinal Kasper bedauerte, dass es zu wenige deutschsprachige Kardinäle für eine eigene Sprachgruppe gegeben habe. Denn in der eigenen Sprache sei das Debattieren doch leichter.

Franziskus‘ Predigt zum Abschluss blieb ähnlich unaufgeregt. Kein flammender Appell, kaum mahnende Worte oder spitze Metaphern. Einzig die Warnung, sich als Teil des kirchlichen Apparats nicht in zu großer Sicherheit zu wähnen, sorgte für ein wenig Aufsehen. Der Papst erinnerte die Kardinäle an ihren Auftrag zur Verkündigung. Für diesen brauche es Dankbarkeit und ein anhaltendes Staunen, „dass wir in der Kirche sind, dass wir Kirche sind“, bekräftigte Franziskus. Das mache die Gemeinschaft der Gläubigen anziehend.

Anna Mertens/KATHPRESS

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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