Dreizehn neue Kardinäle
Der Papst macht den Pfarrer zum Kardinal

Foto: KNA

Bei der Kardinalserhebung am 28. November im Petersdom waren wenige Personen, dafür zwei große Bildschirmwände und eine Internetplattform. Zum Schutz vor Ansteckung war die Teilnehmerzahl auf 100 beschränkt. Weil die Bischöfe Cornelius Sim aus Brunei und Jose Fuerte Advincula von den Philippinen Corona-bedingt nicht nach Rom reisen konnten, nahmen sie per Videoschaltung an dem Gottesdienst teil. Um der Würde der Feier gerecht zu werden, wurden alle Kardinäle, die online dabei sind, gebeten, auch vor dem heimischen Computer liturgische Kardinalskleidung anzulegen. Sim und Advincula tragen noch das Violett der Bischöfe. Ihre roten Roben sollen sie von einem Vertreter des Papstes demnächst vor Ort überreicht bekommen.

Kardinalserhebung in Rom – zwei der neuen Kardinäle waren per Videoschaltung dabei.

Die Premiere einer Kardinalserhebung per Internet fällt verschämt aus. Am Ende, nachdem alle elf anwesenden Kandidaten vor dem Papst kniend das rote Birett, den Ring und ihre Ernennungsurkunde erhalten haben, verliest Franziskus die Namen Jose Advincula und Cornelius Sim. Gleichzeitig erhebt er sie „in Abwesenheit“ zu Kardinälen.
Dabei sind sie während der Feier am 28. November im Petersdom durchaus zu sehen – auf Bildschirmen hinter den rund 100 Gästen, darunter zahlreiche Kardinäle. Für Sim und Advincula ist es ein langer Festtag. Als Franziskus ihre Namen nennt, ist es in Brunei und auf den Philippinen schon kurz vor Mitternacht. Corona verhinderte ihre Anreise.
Aus der Reihe der im Petersdom anwesenden Purpurträger sticht der päpstliche Hausprediger Raniero Cantalamessa hervor. Der 86-jährige Kapuziner hat nicht nur auf die Bischofsweihe verzichtet, sondern auch auf die rote Kardinalssoutane. Stattdessen trägt er sein braunes Ordensgewand.
Unter den vom Papst als Bischof von Rom zugeteilten Titelkirchen – Kardinäle sind traditionsgemäß so etwas wie „Pfarrer“ der wichtigsten Kirchen in Rom – gibt es zwei Besonderheiten. Enrico Feroci (80), zuletzt Seelsorger in einem zu Rom gehörenden ländlichen Bezirk, erhält seine Pfarrkirche Santa Maria del Divino Amore zugesprochen. Woraufhin Franziskus der lateinischen Erhebungsformel lächelnd hinzufügt: „Der Papst macht den Pfarrer zum Kardinal.“ Die seit 2018 verwaiste Titelkirche von Ex-Kardinal Theodore McCarrick, Santi Nereo ed Achilleo nahe den Caracalla-Thermen, erhält der Aufräumer im chilenischen Missbrauchsskandal, Erzbischof Celestino Aos von Santiago.
Franziskus‘ häufige Warnung vor Klerikalismus klingt auch in seiner Predigt an: Ein Kardinal, der sich nur als „Eminenz“ fühle und nicht mehr als „Hirte“, sei bereits vom Weg Jesu abgekommen. Bei der Messe am ersten Adventsonntag mit den neuen Kardinälen predigt der Papst: „So wie man ohne Herzschlag nicht leben kann, so kann man ohne Liebe kein Christ sein.“

Roland Juchem

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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