Priester - Hobbys | Teil 05
Das Gefühl für den richtigen Augenblick

Herbststimmung in der Steiermark | Foto: Burkard

Das SONNTAGSBLATT im Gespräch mit Prälat Helmut Burkard, langjährige Generalvikar der Diözese.

Brutal bist du eigentlich schon, damit du an dein Ziel kommst.“ Das sagen manche, die meinen, dass man Schmetterlinge und Insekten ganz allgemein nur mit einem Eisspray dazu bringen könne, lange genug still zu halten, bis ein Bild geschossen ist. Nicht nur ein Bild, sondern eines, das auch der Fotograf selbst als gelungen akzeptieren kann. „Man braucht Geduld, viel Geduld, natürlich auch schönes Wetter und die richtigen Lichtverhältnisse“, gesteht Helmut Burkard. Aber sonst wende er keine besonderen Kunstgriffe an, um seine Modelle in die richtige Position zu bringen. Unbedarfte könnten natürlich nicht ahnen, wie viele Fotos im Papierkorb gelandet sind, bevor ein Treffer gelingt. Aber: „Manchmal halten sie wirklich still.“[/p]

Begonnen hat das Fotografieren für den langjährigen Generalvikar der Diözese Graz-Seckau schon nach der Firmung, zu der er seinen ersten Fotoapparat bekam. Als junger Kaplan in Feldbach ging es wieder los, mit einer neuen Kamera – als vorweggenommener Belohnung für das Aufhören mit dem Zigarettenrauchen – und mit einer Dunkelkammer.

Die digitale Technik ermöglicht es heute auch, Farbbilder selbst zu bearbeiten, und noch einmal einen neuen Anfang: „Der Arzt hat mir gesagt: abnehmen. Das war mir allein aber zu langweilig.“ Wenn sich Spaziergänge und Wanderungen ausgehen, hält Prälat Burkard also Ausschau nach lohnenden Objekten. „Mein Schwerpunkt ist Makro- und Nahfotografie, Insekten sind meine Lieblingsmotive.“ Für Menschen- und Landschaftsbilder hält er sich einfach nicht so begabt. In der Natur zu sein ist ein Ausgleich, der sich grundsätzlich immer lohnt. Um passende Motive zu entdecken, muss man freilich in der richtigen Tagesverfassung sein. „Wenn man müde ist, sieht man auch nichts.“ Und das Verfolgen der flüchtigen Motive ist nicht immer ganz ungefährlich. „Einmal bin ich einem daumennagelgroßen Falter am Boden nachgerobbt und habe mir dabei eine Rippe gesprengt.“ Faszinierend bleiben diese Tiere freilich trotzdem. „Manchmal entdeckt man ganz winzige, die wunderbar gezeichnet sind.“ Das ist dann reine Glückssache, dass eben alles zusammenpasst, vor allem, wenn es auch noch um die Zeichnung an der Unterseite der Flügel geht.

Durch die Fotografie betreibt Helmut Burkard auch eine andere Art der Kommunikation in seiner Freizeit: „Ich habe das Fernsehen fast ganz aufgegeben.“ Dafür bekommt er Reaktionen auf seine Fotos übers Internet, wo er sie auf www.fotocommunity.de/fotograf/
helmut-burkard/740922 zum Anschauen ein-
stellt – zur Zeit sind es 1508 Bilder. „Man lernt dabei sehr viel von anderen.“ Die Rückmeldungen anderer Hobbyfotografen seien „nicht immer schmeichelhaft, aber wichtig“. Bis auf einen einzigen Kommentar habe er dabei nie irgendeine Bosheit über den Computer erhalten. Auch er versuche, ehrliche Kritik an den Bildern anderer zu üben.

Übers Fotografieren ergeben sich schließlich auch private Kontakte, die sich wiederum mit dem Priesterberuf verbinden. Menschen wenden sich mit ihren Anliegen an ihn als bekennenden „Kirchenmann“.

Gisela Remler

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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