Ich glaube - JA.
Was macht/tut der Religionsunterricht Gutes für uns in der Steiermark?

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Sichtweise
Walter Prügger Leiter des Amtes für Schule und Bildung

In einem österreichischen Privatsender heißt eine Sendereihe „Zeitlos – Schule des Lebens“. Dieses Motto trifft wunderbar auf den katholischen Religionsunterricht zu. Ich würde einzig und allein das Wort „Zeitlos“ durch „Zeitgemäß“ ersetzen. Es ist so ein Anspruch, die Religionspädagogik und deren didaktische Überlegungen am Puls der Zeit lebendig zu halten.
Die Schülerinnen und Schüler mit ihrem Leben, ihren Sorgen, Ängsten und Wünschen, mit ihrem Glauben und mit all ihren suchenden Fragen stehen in der Mitte des Unterrichts. Seit dem Lehrplan 2000, somit seit zwei Jahrzehnten, ist dies auch in den österreichischen Lehrplänen verankert. In seiner konfessionellen Ausrichtung bietet er Zugang zur katholischen Tradition und ermöglicht im schulischen Kontext die Begegnung mit religiöser und weltanschaulicher Vielfalt.
Das schulische Lernen und alle Fragen der Sinnfindung erfahren im Religionsunterricht durch dessen Transzendenzbezug eine oft noch ungeahnte Tiefe.
Zeitgemäß meint weiters, dass der Religionsunterricht die Entwicklung von Resilienz bei Schülerinnen und Schülern fördert und sie zu solidarischem, gewaltlosem und nachhaltigem Handeln ermutigt.
Über den Unterricht hinaus leisten Religionslehrerinnen und Religionslehrer durch die Mitgestaltung von Festen und Feiern einen wesentlichen Beitrag zum Gelingen des Schullebens und zu einer Haltung des Respekts für andere Weltanschauungen und Religionen.
Abschließend stellt sich für mich die Frage: Hat ein konfessioneller Religionsunterricht Zukunft?
Ich glaube – JA.

Religionsunterricht bejaht das Leben, macht Mut und erzählt von einem liebenden und fürsorgenden Gott. So bereichert er schulisches Lernen.

Walter Prügger
Leiter des Amtes für Schule und Bildung.

Ich glaube – JA.
Rechtzeitig zu Schulbeginn startet die katholische Kirche in Österreich eine Kampagne für den katholischen Religionsunterricht. Damit soll das Bild des Religionsunterrichts in der Öffentlichkeit neu justiert und seine Bedeutung hervorgehoben werden. „Ein zeitgemäßer Religionsunterricht ist der Ort, an dem existenzielle Fragen ebenso behandelt werden wie Fragen nach dem Gemeinwohl und dem gesellschaftlichen Zusammenhalt“, so Andrea Pinz, Leiterin des Interdiözesanen Amtes für Unterricht und Erziehung (IDA).
In Österreich nehmen rund 586.000 Schülerinnen und Schüler am katholischen Religionsunterricht teil. Das sind mehr als 91 Prozent aller katholischen SchülerInnen im Land. Dazu kommen noch mehr als 24.300 SchülerInnen ohne religiöses Bekenntnis, die den katholischen Religionsunterricht freiwillig besuchen.
Die Kampagne „Ich glaube – Ja“ läuft den ganzen September über und umfasst Infoscreens, Citylights und Rollingboards im öffentlichen Bereich, weitere digitale Formate sowie Schaltungen in ausgewählten Printprodukten.
Kern der Kampagne sind Sujets mit Fragen mit religiösem Bezug (siehe Seite 1 dieser Beilage).
„Wollen wir eine demokratische pluralistische Gesellschaft, kommen wir um einen konfessionellen Religionsunterricht nicht herum, für den sich die Schüler frei entscheiden können“, betont Bischof Krautwaschl, der in der Österreichischen Bischofskonferenz u. a. für Schul- und Bildungsfragen zuständig ist. Die Schule sei ein Lernort, um ein gelingendes Leben einzuüben.
Grundlage für ein gutes Leben
Freilich: Der Religionsunterricht sei keine Missionierung von jungen Menschen, sondern „ein Hilfsmittel, einen Weg durch die Schnelligkeit und Vielfalt unserer Zeit zu finden und ein bewusstes und selbstbestimmtes Leben führen zu können“, so Krautwaschl und weiter: „Wir sind überzeugt, dass unsere Inhalte und Botschaften wertvoll sind und zum Gelingen der Gesellschaft beitragen. Unser Ziel ist es, junge Menschen auf ein partizipatives Leben in der Gesellschaft vorzubereiten. Auf ein moralisch gutes Leben, für das das Evangelium eine wunderbare Grundlage sein kann.“ Der katholische Religionsunterricht gehe über die reine Wissensvermittlung weit hinaus, so Bischof Krautwaschl: „Es geht im Religionsunterricht um den Versuch, mit einem spirituellen Zugang Antworten zu finden auf Fragen, die sich jedem von uns stellen: Woher komme ich? Wohin gehe ich? Was ist der Sinn meines Lebens?“

Religionsunterricht ist lebensrelevant
Die für das persönliche wie auch für das gesellschaftliche Leben wichtige und relevante Funktion des Religionsunterrichts betont IDA-Leiterin Andrea Pinz. Der katholische Religionsunterricht lade zum solidarischen und friedlichen Handeln ein und zeige Wege zur Zukunftsbewältigung auf. Er eröffne Zugänge zu Kunst und Kultur, gestalte zudem durch Fest- und Feierelemente das Schulleben mit und ermögliche Begegnung mit religiöser und weltanschaulicher Vielfalt, erläuterte Pinz.

Mit keinem anderen Fach tauschen!

Religion ist ein lustiger Unterricht und
das einzige Fach,
wo man lernt,
wie man leben lernt.

Der Religionsunterricht ist für mich sehr besonders, weil wir über Dinge reden können, die uns im Leben erwarten werden. Religion ist etwas ganz anderes als Mathematik oder andere Hauptfächer, weil wir uns mit dem Leben und dem Wesentlichen beschäftigen. Wir als Klasse gestalten jedes Jahr mit besonders viel Freude und Spaß Gottesdienste. Religion ist wie Entspannung, man muss nicht immer an den Stress denken, der uns im Schulalltag erwartet. Wir haben auch manchmal sehr lustige Stunden, in denen wir das Thema mit einer modernen Lernplattform bearbeiten. Ich möchte Religion mit keinem anderen Fach tauschen.
Patrizia

Diskussionen über biblische Aussagen und kirchliche Lehrmeinungen waren im RU der Höheren Schule fordernd, aber auch fördernd. Nicht nur auf eine gute Note hinzuarbeiten, sondern sich im RU existenziell von den Inhalten betreffen zu lassen und als Jugendlicher sich zu biblischen und kirchlichen Werten zu bekennen, war nicht leicht, aber letztlich eine „gute Schule“ für meine Entscheidung, das Theologiestudium zu wählen und in das Priesterseminar einzutreten.
Pfarrer Markus Lehr

Da ich ohne Bekenntnis bin, bin ich nicht verpflichtet, am Religionsunterricht teilzunehmen. Vor zwei Jahren nahm ich freiwillig für ein Jahr am Religionsunterricht teil: Es war sehr interessant, stressfrei, hat mir sehr gefallen und mir wohl getan. Über die verschiedenen Religionen gehört zu haben, in einem so guten Unterricht, war spitze. Wir haben uns den Themen Umweltschutz, Menschenrechte, Liebe und Freundschaft gewidmet. In Schulnoten wäre dieser Unterricht eine Eins plus.     Leo

Ich bin mit dem Religionsunterricht, welchen ich in der HTL Weiz erlebt habe, sehr zufrieden. Unter anderem deswegen, weil nicht nur über die Religion selbst geredet, sondern mit Schülern oder Lehrer diskutiert oder argumentiert wird, aber auch weil man auf aktuelle Themen Bezug nimmt. Diese Stunden haben mir mein eigenes Bekenntnis wie auch andere
Religionen nähergebracht. Als getaufter Christ will ich über meine Religion genau Bescheid wissen, daher finde ich es gut, dass es den Religionsunterricht gibt.
Meinhard

Ich finde am Religionsunterricht spannend, dass wir nicht nur über unsere eigene Religion mehr lernen, sondern auch viel von anderen Religionen erfahren. Lustig ist es, wenn wir ein Fest vorbereiten und etwas dazu basteln.  Valerie

Fakten zum Religionsunterricht

In der Steiermark nehmen rund 92.000 katholische Schülerinnen und Schüler am katholischen Religionsunterricht teil (dies sind 96 % aller katholischen Schülerinnen und Schüler), zusätzlich rund 3100 Schüler ohne religiöses Bekenntnis.

Die Schülerinnen und Schüler werden derzeit von etwa 860 Lehrerinnen und Lehrern unterrichtet.

Organisiert und verantwortet wird der Religionsunterricht von den Schulämtern der Diözesen gemeinsam mit den Bildungsdirektionen. Die inhaltliche Aufsicht erfolgt durch Fachinspektorinnen und Fachinspektoren für den katholischen Religionsunterricht.

Das Recht, Religionsunterricht zu erteilen, kommt allen gesetzlich anerkannten Kirchen und Religionsgesellschaften in Österreich zu.

Für alle Schülerinnen und Schüler, die einer gesetzlich anerkannten Kirche oder Religionsgesellschaft angehören, ist der Religionsunterricht ihres Bekenntnisses ein Pflichtgegenstand an den öffentlichen und mit Öffentlichkeitsrecht ausgestatteten Schulen. Es besteht aber die Möglichkeit, sich vom Religionsunterricht abzumelden. Ab dem Schuljahr 2021/22 ist für alle Schüler, die keinen Religionsunterricht besuchen, ab der neunten Schulstufe das Pflichtfach Ethik vorgesehen.

Die neue Kampagne wurde von den kirchlichen Verantwortlichen gemeinsam mit der Kreativagentur „isobar“ sowie der Medienagentur „media.at“ umgesetzt. Für das gesamte Schuljahr 2020/21 sind zudem weitere Aktivitäten und Initiativen geplant, die über folgende Website abgerufen werden können:
www.mein-religionsunterricht.at

Walter Prügger
Leiter des Amtes für Schule und Bildung.
 | Foto: Neuhold
Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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