Pfingsten
Was der Geist bewirkt

In Schwung bringt der Heilige Geist, so beim Loretto-Pfingsttreffen im Stift Rein, das auch heuer stattfindet. | Foto: Buchberger
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Das Pfingstfest krönt 50 Tage Auferstehungsfreude und gilt als Geburtsstunde der Kirche.

Mathematisch könnten wir als „Pfingstformel“ festlegen: 7x7+1. Ostern, das Fest der Erlösung, ist ja nicht mit einem Tag abgetan. Ab dem Ostersonntag feiert die Kirche das Ostergeheimnis und die Osterfreude sieben Wochen lang, also 49 Tage. Der Tag danach, wieder ein Sonntag, ist dann der fünfzigste Tage der Osterzeit. Vom griechischen Wort für fünfzig, pentekoste, hat Pfingsten seinen Namen.
50 Tage nach dem Befreiungsfest Pessach wurde schon im Alten Testament dieses Fest als „Wochenfest“ (Schawuot) begangen. Zunächst war es ein Erntedankfest und dann auch ein Fest der Erinnerung an den Bund, den Gott mit seinem Volk am Sinai schloss, als er es aus Ägypten befreit hatte. An diesem Fest schildert dann die Apostelgeschichte im Neuen Testament die Sendung des Heiligen Geistes. Jetzt ist es der Geist, der die Freundschaft, den Bund Gottes mit den Menschen besiegelt. Zu diesem Fest war es üblich, nach Jerusalem zu wallfahrten. Auch die Apostelgeschichte berichtet, dass sehr viele Menschen zusammenströmten, als sie merkten, dass sich dort etwas Bemerkenswertes abspielte, wo sich Jünger und Jüngerinnen Jesu versammelt hatten.

Was bewirkte der Geist an diesem Tag?
1. Geist schafft Öffentlichkeit. Die Jüngerinnen und Jünger wagten sich aus ihrer Klausur hinaus. Vor allem Petrus begann die Erfahrung der Auferstehung des Herrn weiterzusagen.
2. Geist ermöglicht Verständlichkeit. Die aus verschiedenen Teilen der damaligen Welt stammenden Jerusalem-Pilgernden verstanden die Botschaft des Glaubens in ihrer Sprache.
3. Geist bewirkt Betroffenheit. Neben solchen, die spotteten, fühlten sich viele von der Botschaft betroffen. Sie stellten die Frage: Was sollen wir tun?
4. Geist kommt in der Taufe zum einzelnen Menschen. Pfingsten ist der erste große Tauftag im Sinne der christlichen Taufe. Die vorher verängstigten Jüngerinnen und Jünger können eine reiche Ernte einbringen. Es entsteht eine Gemeinschaft von Getauften, die Kirche. In der Taufe werden sie zu Freundinnen und Freunden Gottes. Ernte und Bund, die alten Inhalte von Pfingsten, wirken sich in einer neuen Weise aus. Die Bekräftigung der Taufe erfolgt durch die Firmung, die eng mit Pfingsten verbunden ist.

Was bewirkt der Geist in und durch uns?
Die genannten „Geburtstagsgeschenke“ des Heiligen Geistes an die junge Kirche brauchen wir auch in der alten Kirche Europas. Mut zur Öffentlichkeit, Sprechen einer verständlichen Sprache, persönliche Betroffenheit und die Begeisterung: Als Getaufte, als Getaufter stehe ich zu meinem Glauben und zur Freundschaft mit Gott. Auf mich und meinen Beitrag kommt es an.
Der Geist gibt jeder und jedem von uns bestimmte Gaben, die wir einsetzen können füreinander, für andere Menschen, für unsere Kirche und für die Mitgestaltung der Gesellschaft.

Herbert Meßner

Geisttaube beim vorjährigen pfingstlichen Loretto-Treffen im Stift Rein. Die Tauben-Symbolik für den Heiligen Geist kommt von der Taufe Jesu. | Foto: Neuhold
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GEDANKEN

Am Anfang und am Ende steht der Geist
Im Anfang war der Geist, und seine Flamme erfasste alles, was nicht seines-gleichen war. Vor seiner Glut entsprang das Reis dem Stamme, Gebirge brachen auf aus totem Schlamme, und Flüsse strömten wild und wunderbar.

Sein Atem ging und wärmte die Planeten, und kreisend fuhr sein Schwung in ihre Schar und jagte sie nach ersten steten Gesetzen, und die Stürme wehten und teilten Land und Wasser, das da war.

Es schuf der Geist, und seine Sendung war Liebe und sein Wille Licht, sein Sinn war Demut und sein Maß Verschwendung, sein Weg war Wahrheit und sein Ziel Vollendung, Unsterblichkeit sein Angesicht.
Es kam der Mensch, und seines Herzens Sehnen war, diesem Geiste gleich zu sein. Wohl büßt er solchen Drang mit tausend Tränen, und stündlich fließen sie noch denen, die solchem Ziele ihren Odem leihn.
Doch keiner, dem dabei das Haar ergraute, war dieser Unrast eine Stunde gram, kein Junger, der in diesen Spiegel schaute. Und keiner, der an diesem Hause baute, der nicht die Hoffnung mit ins Schweigen nahm …
Die Hoffnung, dass der irdischen Bedrängnis ein großer Wille Ziel und Stunde weist und dass das bitterste Verhängnis sich kehrt zu göttlicher Empfängnis: Am Ende aber steht der Geist.
*
Kurz vor dem Ende der geistlosen und geistvergessenen NS-Zeit, im Jahr 1943, verfasste Rudolf Hagelstange (1912–1984) ein Gedichtbändchen „Es spannt sich der Bogen“, in dem sich auch obiges Gedicht findet. Hagelstange beschreibt den Geist als Flamme. Aus dem Geist entsteht das den Naturgesetzen Folgende und das den moralischen Gesetzen Folgende. Der Geist führt zum Richtigen in Wissenschaft und Ethik. Und er ist das „trojanische Pferd“, dem die entsteigen, die die verbarrikadierte Stadt eines geistlosen Materialismus von innen her aufsprengen.

Nach Ulrich Lüke

Feuer und Flamme, lebendiges Licht. So besingen wir den Heiligen Geist (Gotteslob, Nr. 842). | Foto: Neuhold
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Gebetsruf
Komm, Heiliger Geist, erfülle die Herzen
deiner Gläubigen, und entzünde in ihnen das Feuer deiner Liebe!


Sie steht für Liebe und Heiligen Geist

Die Taube: zwischen Friedenssymbol und himmlischem Ungeziefer.

Sie kann Gesichter voneinander unterscheiden, ist ihrem Partner ein Leben lang treu und hat ein farbenprächtiges Gefieder: die Taube. Trotzdem hat sie kaum Fürsprecher – und ihr eingängiges „Ku-ru-ku-ku-ku“ treibt viele in den Wahnsinn. Dabei steht sie doch eigentlich für den Frieden.

Erste Hinweise auf ihre Domestizierung lassen sich um 5000 v. Chr. in Ägypten und Mesopotamien finden. Auch in der Bibel kommt die Taube immer wieder vor.
Berühmt ist vor allem die Erzählung von der Sintflut: Eine Taube bringt einen Ölzweig auf die Arche Noah, kündet damit vom Ende der verheerenden Flut und gilt seitdem als Zeichen des Friedens. Mehr als Symbolcharakter kommt Tauben allerdings kaum zu.

„Viele lieben das Rotkehlchen, aber verachten die Taube“, sagt Lea Schmitz vom Deutschen Tierschutzbund. Ihrer Meinung nach sind es vor allem die Massen an Tieren, die den Vögeln ihr schlechtes Image bereiten – aber auch die Verhältnisse, in denen sie leben müssen. Allein in Wien gibt es nach Schätzungen des städtischen Wildtierservices zwischen 50.000 und 60.000 Tiere.

Heute konzentrieren sich die Schwärme auf Plätze wie Bahnhöfe, die folglich verdreckt sind. „Das ruft Ekel hervor“, sagt Schmitz. Gleichzeitig seien die grünlichen Flatschen am Boden – der sogenannte Hungerkot – ein Zeichen von Mangelernährung.

Dabei galten die Tauben, heute im Volksmund auch als „Ratten der Lüfte“ bezeichnet, lange Zeit als Zeichen der Reinheit. Im biblischen Buch Levitikus heißt es etwa: Wer gesündigt hat und Gott ein Opfer bringen will, allerdings nicht genügend Mittel für ein Schaf oder eine Ziege hat, der kann auch auf zwei Tauben zurückgreifen. Und auch im Lukasevangelium wird an die Tauben als Reinigungsopfer erinnert.
Doch damit nicht genug. Im Christentum ist die Taube gar Zeichen für den Heiligen Geist. Er sei bei der Taufe Jesu im Jordan wie eine Taube auf ihn herabgekommen, so das Markusevangelium. Stellt die christliche
Ikonographie die göttliche Dreifaltigkeit dar, also Vater, Sohn und Heiliger Geist, kommt letzterer oft in Gestalt der Taube daher.

Außerdem ist die Taube ein Zeichen für die Liebe, in der Bibel Kosename für die Geliebte. Noch heute steigen mancherorts weiße Turteltauben bei Hochzeiten gen Himmel.
Die Taube wird nicht so schnell aus dem Stadtbild verschwinden. Und auch ihr Symbolcharakter für Frieden und Liebe wird wohl überdauern. Das ist keine schlechte Nachricht; schließlich sind es Werte, die der Mensch und die Welt brauchen.

Kathpress

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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