Singen von Gott
Mit leeren Händen

Sterben, um zu leben. In dem bekannten Lied 
„Wer leben will wie Gott auf dieser Erde“ beschreibt Huub 
Oosterhuis den Weg, den alle Dinge gehen. Wie ein Weizenkorn leben werden die Texte des verstorbenen Dichters. | Foto: Jokesch
  • Sterben, um zu leben. In dem bekannten Lied
    „Wer leben will wie Gott auf dieser Erde“ beschreibt Huub
    Oosterhuis den Weg, den alle Dinge gehen. Wie ein Weizenkorn leben werden die Texte des verstorbenen Dichters.
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Huub Oosterhuis, der bekannte niederländische Theologe und Dichter, ist am Ostersonntag gestorben.

Ich steh vor dir mit leeren Händen, Herr.“ Mit diesen Worten beginnt eines der bekanntesten und schönsten Lieder, die auf Huub Oosterhuis zurückgehen. Am Ostersonntag starb der Theologe und Lyriker nach kurzer Krankheit im 90. Lebensjahr in seiner Geburtsstadt Amsterdam. Er verfasste Hunderte an Gebeten und Liedern, die sowohl in katholischen als auch in protestantischen Kirchen sehr beliebt sind, von vielen gibt es auch eine Übersetzung ins Deutsche.

Im neuen katholischen Gesangbuch „Gotteslob“ ist Oosterhuis mit fünf und im Evangelischen Gesangbuch mit vier Liedern vertreten. Sein dichterisches Werk und seine Beiträge zur Erneuerung von Liturgie und Kirchengesang finden seit Jahrzehnten auch im deutschsprachigen Raum weite Verbreitung.

Oosterhuis war Jesuit und Studentenpfarrer, wurde aber wegen seiner Ablehnung des Zölibats 1969 aus dem Orden ausgeschlossen und heiratete die Krankenschwester und Musikerin Josefien Melief. 1971 verließ er die katholische Kirche und blieb der ehemals katholischen und heute unabhängigen „Studentenkirche“ in Amsterdam verbunden. Bereits seit den 1950er Jahren veröffentlichte er Gedichtsammlungen. Als enger Freund der königlichen Familie hielt er 2002 auf Wunsch von Königin Beatrix bei der Beisetzung ihres Gemahls Prinz Claus die Trauerrede, schrieb ein Lied für die Hochzeit von Prinz Friso und Mabel 2004 und sprach den Segen bei Frisos Beerdigung 2013. Huub Oosterhuis ist der Vater der Sängerin Trijntje Oosterhuis und des Komponisten Tjeerd Oosterhuis.

„Er hat den Übergang von einer Kirche, die hauptsächlich Latein und unverständlich sang, zu einer Kirche vollzogen, die Niederländisch sang“, sagte Arjan Broers, Pastor der Dominikuskirche in Amsterdam, im NOS Radio 1 Journal über den Verstorbenen. Der ebenfalls aus den Niederlanden stammende Liturgiewissenschaftler Basilius Groen erinnert daran, dass in Österreich – insbesondere in Wien, Graz und Klosterneuburg – mehrere „Liedtage“ stattgefunden haben, in denen Chormitglieder neue Lieder von Oosterhuis einübten. „Bezeichnend für sein Werk ist die biblisch orientierte und poetische Sprache“, würdigte Groen.

Mit leeren Händen und in der Gewissheit „Du bist mein Atem, wenn ich zu dir bete“ steht er nun vor dem Herrn des Lebens, der ihm das Land, das keine Grenzen kennt, aufschließen möge.

Kathpress/Alfred Jokesch

Herr, unser Herr
1. Herr, unser Herr, wie bist du zugegen
und wie unsagbar nah bei uns.
Allzeit bist du um uns in Sorge,
in deiner Liebe birgst du uns.
2. Du bist nicht fern, denn die zu dir beten,
wissen, dass du uns nicht verlässt.
Du bist so menschlich in unsrer Mitte,
dass du wohl dieses Lied verstehst.
3. Du bist nicht sichtbar für unsre Augen,
und niemand hat dich je gesehn.
Wir aber ahnen dich und glauben,
dass du uns trägst, dass wir bestehn.
4. Du bist in allem ganz tief verborgen,
was lebt und sich entfalten kann.
Doch in den Menschen willst du wohnen,
mit ganzer Kraft uns zugetan.
5. Herr, unser Herr, wie bist du zugegen,
wo nur auf Erden Menschen sind.
Bleib gnädig so um uns in Sorge,
bis wir in dir vollkommen sind.

T: Huub Oosterhuis „Heer, onze Heer“ 1965,
Ü: Peter Pawlowsky u. Nikolaus Greitemann

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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