Admont
Klöster, die Europa formten

Dr. Wolfgang Schüssel, Bundeskanzler a. D., würdigte im Ambiente der weltweit größten Klosterbibliothek die Rolle der benediktinischen Klöster für den Aufbau Europas. Admonts Abt Gerhard Hafner, der Salzburger Erzbischof Franz Lackner, Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka und Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer hatten die Schirmherrschaft der Tagung übernommen. | Foto: Neuhold
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  • Dr. Wolfgang Schüssel, Bundeskanzler a. D., würdigte im Ambiente der weltweit größten Klosterbibliothek die Rolle der benediktinischen Klöster für den Aufbau Europas. Admonts Abt Gerhard Hafner, der Salzburger Erzbischof Franz Lackner, Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka und Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer hatten die Schirmherrschaft der Tagung übernommen.
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Die steirische Abtei Admont und das europäische Benediktinertum.

Die „große Gestaltungskraft der benediktinischen Klöster beim Werden Europas“ hat Altbundeskanzler Wolfgang Schüssel hervorgehoben. In seinem Festvortrag auf der internationalen Tagung „Kultur und Memoria. Die steirische Abtei Admont und das europäische Benediktinertum“ wertete er die Regel des heiligen Benedikt aus dem 6. Jahrhundert als „gelungene Anleitung zu einem ganzheitlichen Lebensstil“.

Die hochkarätige Tagung wurde vom Historiker Andreas Sohn von der Universität Sorbonne Paris Nord in Zusammenarbeit mit dem Benediktinerstift Admont organisiert. Sie führte renommierte Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen aus Deutschland, Frankreich, Irland, Österreich, der Schweiz, Ungarn, den USA und dem Vatikanstaat zusammen. Der emeritierte Grazer Diözesanbischof Egon Kapellari würdigte in seinem Grußwort „bleibende Spuren der Klöster, nicht nur in Bibliotheken und Archiven, sondern auch sichtbar und begreifbar, zumal in Ländern wie Österreich“.

Wissensspeicher par excellence. Der Historiker Andreas Sohn stellte in seinem Einleitungsvortrag die weit ausstrahlende Abtei Admont mit der weltweit größten Klosterbibliothek als „europäischen Erinnerungsort“ und „Wissensspeicher par excellence“ heraus. Er ordnete die 1074 erfolgte Gründung des Erzbischofs Gebhard von Salzburg in die Entwicklung des Reformmönchtums ein, das aus der Abtei Cluny in Burgund hervorging und über das Schwarzwaldkloster Hirsau nach Österreich vermittelt wurde.

Professor Bernard Ardura, der Präsident des Päpstlichen Komitees für Geschichtswissenschaften, legte dar, wie die Vatikanische Bibliothek seit der offiziellen Gründung in der Mitte des 15. Jahrhunderts zu „einer Stätte der Begegnung mit der Kultur, der Wissenschaft und der Künste“ wurde, zumal seit Papst Leo XIII. (1878–1903). Christine Maria Grafinger, die emeritierte Leiterin des Archivs der Präfektur der Vatikanischen Bibliothek, erhellte Unterschiede und Gemeinsamkeiten päpstlicher Büchersammlungen mit benediktinischen Klosterbibliotheken.

Beziehungen. Der Mediävist (Mittelalter-Historiker) Christof Paulus aus München verfolgte die engen Beziehungen zwischen Admont und bayerischen Klöstern wie zum Beispiel Sankt Emmeram zu Regensburg im Hochmittelalter. Der an der Universität Yale in den USA lehrende evangelische Kirchenhistoriker Volker Leppin wandte sich der Entwicklung der steirischen Abtei in der Zeit der Reformation zu. Der Historiker Gerald Hirtner beleuchtete die intensiven Memorialbeziehungen über Jahrhunderte zwischen Admont und der Salzburger „Mutterabtei“ Sankt Peter.

Theologisch moderner. Der irische Historiker Thomas O’Connor ging auf die reiche Klösterlandschaft Irlands mit den Bibliotheken ein und skizzierte die monastische Ausstrahlung bis nach Bayern und Österreich. Der Schweizer Mediävist Ernst Tremp (Fribourg/Sankt Gallen) erkannte der mittelalterlichen Klosterbibliothek von Admont einen „theologischen Modernitätsvorsprung“ im Vergleich mit derjenigen in Sankt Gallen zu. Der Innsbrucker Liturgiewissenschaftler Reinhard Meßner zeichnete an Hand von Admonter Liturgieordnungen (Libri ordinarii) nach, wie die steirischen Mönche die Festtage von Gründonnerstag bis Ostersonntag begingen, verstorbener Mitbrüder gedachten und liturgisch-soziale Dienste an Armen vollzogen (mit Fußwaschungen, Aufnahme von Bedürftigen, Wein- und Geldgaben).

Persönlichkeiten. Der Münchner Mediävist Herbert Schneider zeichnete Leben und Wirken des Universalgelehrten Engelbert von Admont (ca. 1250–1331) nach. Die Grazer Kirchenhistorikerin Michaela Sohn-Kronthaler befasste sich mit dem hochgebildeten Albert von Muchar (1786–1849), dem „Altmeister der steirischen Geschichtsschreibung“, der Philologe und Historiker war und Rektor der Universität Graz wurde. Prior Maximilian Schiefermüller stellte Stiftsarchivare und -bibliothekare aus Admont vor.

Insgesamt bot die Tagung wichtige Einblicke in laufende Forschungen und Bilanzen kultureller Leistungen des Benediktinertums in der Steiermark und im Europa des Mittelalters und der Neuzeit.

Andreas Sohn

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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