Fokolar Bewegung
Chiaras Liebeskunst

Chiara Lubich nahm 1997 in Graz an der Zweiten Europäischen Ökumenischen Versammlung teil.
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Mit zwölf Jahren begegnete ein Mitglied des Grazer Fokolars Chiara Lubich. Ein Brief an die Gründerin.

Liebe Chiara! Nun ist es also soweit: Herzlichen Glückwunsch zu deinem 100. Geburtstag. Obwohl dich meine Glückwünsche nun schon seit zwölf Jahren im Himmel erreichen, wird dieser Tag immer besonders für mich sein. Ich möchte dir einfach für so vieles danken! Vor allem für deine persönlichen Briefe und die Gewissheit, dass du auch jetzt immer für mich da bist.

Ich bin ja in einer religiösen Familie aufgewachsen, durfte in meiner Schulzeit die liebevolle Begleitung der Kreuzschwestern in Linz erleben und von dir zum ersten Mal im Internat hören. Ich erinnere mich noch, als mir klar wurde, die Worte des Evangeliums ganz bewusst leben zu können. Die Freude, die sich daraus ergibt, ließ nicht lange auf sich warten. In mir festigte sich die Gewissheit, dass Gott Liebe ist.
Der Höhepunkt kam dann 1974 auf einem internationalen Kongress in Rom, wo hunderte junge Leute versammelt waren: Eine Stunde lang hast du auf unsere brennenden Lebensfragen geantwortet. Voll Begeisterung kehrte ich nach Hause zurück, um diese Liebe, ein Leben für eine weltweite Geschwisterlichkeit, möglichst vielen weiterzugeben.

Wenige Monate später kam mein Vater bei einem Autounfall ums Leben. Obwohl ich erst zwölf Jahre alt war, erfasste ich in Sekunden die Tragik, die das auch finanziell für uns sechs Kinder bedeutete, mit einer Firma, die verschuldet ist. Tatsächlich war der Glaube an die Liebe Gottes so stark, dass ich nicht verzweifelte, sondern sofort eine Stütze für meine Mutter und vor allem meine jüngeren Geschwister sein konnte.
Auf der Basis dieser Erfahrung schenktest du mir dann auch noch dein Geheimnis, die Liebe zu Jesus am Kreuz. Sicher ging von dort deine unbändige Kraft aus, dein Vertrauen, dein Gespür für die Zeichen der Zeit. Bis heute bist du Quelle der Inspiration für Künstler, Theologen, Psychologen, Wirtschaftsexperten, Mediziner, Politiker … Du hast uns zugesichert, dass das Evangelium die Kraft hat, alles neu zu machen.

Deine Vision hat mich auch beruflich begleitet. Kürzlich hielt ich für Kolleginnen und Kollegen im Landeskrankenhaus Graz einen Vortrag mit dem Titel: „Die 10 (Zähn) Gebote der Kinderzahnheilkunde.“ Ich hoffe, du musstest dabei ein wenig schmunzeln, denn natürlich habe ich darin die „Kunst des Liebens“ verpackt, die du uns zeitlebens vorgelebt hast.
Für mich bist du immer jung! Herzlichen Glückwunsch zum Hunderter!
ELISABETH DANNER

Fokolare-Gründerin

Das Herdfeuer von Trient
Vor gut 76 Jahren, am 7. Dezember 1943, im Zweiten Weltkrieg, gründete die italienische Volksschullehrerin Chiara Lubich in Trient mit Freundinnen das erste „Fokolar“. Nach dem „Herdfeuer“ benannte die Bevölkerung die Gemeinschaft. „Alle sollen eins sein“ (Johannesevangelium) ist Leitmotiv der rund 110.000 Mitglieder, davon 1300 in Österreich.
Für Chiara Lubich, am 22. Jänner 1920 in Trient geboren und am 14. März 2008 in Rocca di Papa nahe Rom gestorben, läuft ein Seligsprechungsprozess. Die diözesane Phase wurde im November 2019 in der Diözese Frascati abgeschlossen. Jetzt werden die Akten im Vatikan geprüft.

Chiara Lubich nahm 1997 in Graz an der Zweiten Europäischen Ökumenischen Versammlung teil.
Elisabeth Danner, von Beruf Zahnärztin, ist seit 21 Jahren Mitglied im Fokolar Graz.
Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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