Schöpfungsverantwortung
Besser ohne Flugzeug

Experterndiskussion über das Fliegen unter dem Aspekt des Klimawandels im Grazer Franziskanerkloster. Im Bild die diözesane Umweltbeauftragte Hemma Opis-Pieber.
 | Foto: Plankensteiner
  • Experterndiskussion über das Fliegen unter dem Aspekt des Klimawandels im Grazer Franziskanerkloster. Im Bild die diözesane Umweltbeauftragte Hemma Opis-Pieber.
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Klimafreundliche Reiseformen wurden im Grazer Franziskanerkloster diskutiert. Besonders
klimagefährdend ist das Fliegen.

Zum Ernstnehmen der Schöpfungsverantwortung gehört auch die Art des Reisens. Zu einer Expertendiskussion unter dem Motto „Fliegen in Zeiten des Klimawandels“ luden deshalb am 4. März die diözesane Umweltbeauftragte Hemma Opis-Pieber und die Aktion Autofasten ins Grazer Franziskanerkloster.
Fakten.
Franz Prettenthaler, Leiter der Abteilung Klima, Energie und Gesellschaft bei Joanneum Research, brachte die Fakten mit. Um ein Grad Celsius sei die globale Temperatur seit 1960 gestiegen, bis 2040 werden es 1,5 Grad Celsius mehr sein. Dann ist jene Grenze erreicht, zu der sich die Weltgemeinschaft (ohne die USA) in Paris verpflichtet hat.
„Sorge bereitet nicht die jetzt spürbare Wärme“, sagt der Forscher, „sondern dass die künftige Wärme bereits produziert wurde. Denn in den Ozeanen ist heute der 600-fache Jahresverbrauch an Energie und Wärme der gesamten Welt gespeichert.“ In den Ozeanen schlummert eine Bedrohung für die Klimastabilität und die Gefahr, dass die Erde zum „hot house“ mit einer bis zu 6 Grad Celsius höheren Durchschnittstemperatur werde. „Dann könnte nur mehr ein Teil der Weltbevölkerung von der Erde leben“, sagt Prettenthaler.

Gegensteuern könne man nur mit einer Verringerung der Treibhausgase (Kohlenstoffdioxid – CO2, Methan, Stickoxide und andere). Derzeit liegt die Pro-Kopf-Produktion von CO2 in Österreich bei rund 15 Tonnen im Jahr. 7,5 Tonnen entfallen auf die Infrastruktur, die zweite Hälfte hängt am eigenen Verhalten. Mit einer Flugreise nach Australien habe man das eigene CO2-Jahresbudget quasi verbraucht.

„Um einen Flug in die USA und wieder zurück zu kompensieren, dürfte man zwei Jahre nicht mehr die Wohnung heizen“, sagt Lina Wagner von der Forschungsgesellschaft Mobilität.
Kompensation. Soll man also nicht mehr fliegen? Oder kann man das schlechte Gewissen wenigstens per Kompensation beruhigen? Stefanie Zauner von der kirchlichen Klimakollekte – die Initiative betreut Kompensationsprojekte in Sachen CO2 – zeichnet ein differenziertes Bild. Bei Aufforstungsprojekten gebe es immer wieder umstrittene Landrechte. Wer sicher sein möchte, muss auf die Zertifizierung der Maßnahme setzen.
Die Klimakollekte folgt dem „Gold Standard“ und inkludiert bei der Berechnung von Flugreisen nicht nur die CO2-Belastung, sondern auch die anderen entstehenden Treibhausgase. Die Flugreise nach Australien mit besserem Gewissen kostet dann 270 Euro extra. Die Klimakollekte unterstützt damit Projekte, die CO2 einsparen. Zum Beispiel ein Herdprojekt in Uganda, bei dem Feuerstellen durch einfache, gemauerte Herde ersetzt werden. „Pro Herd entstehen 3,8 Tonnen CO2 im Jahr weniger“, sagt Zauner.
Kostenwahrheit. Die Kompensation ist also besser als nichts. Am besten ist aber – und da waren sich alle ExpertInnen einig – das Ersetzen von Flugreisen durch Bahn- oder Busfahrten. Auch voll besetzte Autos seien wesentlich klimafreundlicher als Flugzeuge. Eine Lösung des Dilemmas wäre mehr Kostenwahrheit beim Transport. Das Fliegen müsste teurer sein, der Bahnverkehr günstiger und international besser abgestimmt.

Thomas Stanzer

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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