Caritas
Pandemie der Armut

Die neue Caritas-Generalsekretärin Anna Parr fordert einen „Pakt gegen Kinderarmut“ für materielle Absicherung, Bildung und Gesundheit aller Kinder in Österreich. | Foto: Caritas
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Die Caritas Österreich stellt zum Start der Inlands-Kampagne Anstieg der Armut in der Krise fest.

Auch Armut ist ansteckend. Wir müssen eine Pandemie der Armut verhindern.“ Mit diesen drastischen Worten hat Caritas-Präsident Michael Landau angesichts der anhaltenden Corona-Krise vor den drohenden sozialen Folgen der Pandemie und Rekordarbeitslosigkeit sowie steigender Kinderarmut gewarnt.
Die Sozialberatungsstellen der Caritas würden die Auswirkungen der Krise bereits jetzt spüren. Sie verzeichnen einen Anstieg der Beratungen um bis zu 40 Prozent. Darunter seien viele Familien oder Personen mit vormals „krisensicheren Jobs“, die wegen plötzlicher Arbeitslosigkeit ihre Energie- oder Mietkosten nicht mehr begleichen können. „Selbst ein Lebensmitteleinkauf wird für Betroffene zur Herausforderung“, schilderte Caritas-Generalsekretärin Anna Parr.

Es brauche daher eine Erhöhung des Arbeitslosengeldes, unbürokratische Soforthilfen, eine aktive Arbeitsmarktpolitik, um Menschen vor Langzeitarbeitslosigkeit zu bewahren, und einen „Pakt gegen Kinderarmut“, forderten Landau und Parr bei einer Pressekonferenz zum Start der heurigen Caritas-Inlands-Kampagne unter dem Motto „Jeder Euro = Hilfe gegen Armut“.
Laut offiziellen Zahlen gelten in Österreich 1,2 Millionen Menschen als armutsgefährdet, darunter 231.000 Kinder und Jugendliche, von denen wiederum 70.000 auf ein nahrhaftes Essen verzichten müssten. „Die Zahl ist seit Beginn der Corona-Krise gestiegen“, mahnte Parr, die dabei auf Berichte der Sozialberatungsstellen verwies. So haben sich heuer bereits 30.000 Menschen an die Caritas-
Sozialberatungsstellen in ganz Österreich gewandt: In der Steiermark verzeichneten die Beratungsstellen seit Jahresbeginn um 37 Prozent mehr Erstkontakte als im Vorjahr.

Aktuell beobachte man vor allem eine steigende Familienarmut, warnte Cornelia Gattringer von der Caritas-Sozialberatung. Elternteile, die vor der Corona-Pandemie in der Gastronomie, im Tourismus oder Kulturbetrieb gearbeitet hätten, seien jetzt meist arbeitslos. „Eine Kellnerin findet jetzt kaum Arbeit, hat aber vor der Krise auch nicht so viel verdient, um sich Ersparnisse aufzubauen.“ Es gebe aber auch immer mehr Familienväter, die in vormals vermeintlich „krisensicheren“ Jobs gearbeitet hätten und nun nicht wissen, wie sie Kredite, Einkäufe oder Rechnungen begleichen sollen. „Ich befürchte, dass das wahre Ausmaß der neuen Armut erst in den nächsten Monaten spürbar wird“, so die Sozialexpertin.

Caritas Inlandshilfe
Armut in der Krise

Kurzarbeit, Home-Schooling, Jobverlust – Die Corona-Krise hat auch Menschen in Notlagen gebracht, die zuvor noch nie von Armut bedroht waren. Armut kann jeden und jede treffen! Insgesamt sind 1,2 Millionen Menschen in Österreich von Armut betroffen oder armutsgefährdet – das ist jeder Siebte! Männer, Frauen und erschreckend oft auch Kinder, für die ein leerer Kühlschrank häufig Realität ist.
Unter den Slogans „Jeder Euro = Hilfe gegen Armut“ und „Armut in der Krise“ wirbt die Caritas österreichweit rund um den „Elisabeth-Sonntag“ am 15. November um Spenden für Hilfs- und Sozialprojekte im Inland. – www.caritas.at/inlandshilfe

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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