Caritas
Keiner ist irrelevant

Caritasverbände aus Österreich und Slowenien arbeiten gemeinsam an einem Beschäftigungsprojekt für arbeitsmarktferne Menschen. Bei der Pressekonferenz berichteten (v. l.): Herbert Beiglböck, Caritas Steiermark, Ernst Sandriesser, Caritas Kärnten, und Božidar Bracˇun, Caritas der Erzdiözese Marburg. | Foto: Caritas
  • Caritasverbände aus Österreich und Slowenien arbeiten gemeinsam an einem Beschäftigungsprojekt für arbeitsmarktferne Menschen. Bei der Pressekonferenz berichteten (v. l.): Herbert Beiglböck, Caritas Steiermark, Ernst Sandriesser, Caritas Kärnten, und Božidar Bracˇun, Caritas der Erzdiözese Marburg.
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Transnationales Caritas-Projekt fördert die soziale Integration arbeitsmarktferner Menschen.

In Europa haben sich in unterschiedlichen Ländern und Kulturen verschiedene Arbeitswelten und Arbeitsrealitäten entwickelt. Worin sich die Regionen wenig unterscheiden, sind die Situationen und Bedürfnisse der Menschen, die von Ausgrenzung am Arbeitsmarkt betroffen sind. Hier setzt das auf drei Jahre anberaumte Interreg-Projekt INVOLVED an, das mit September 2018 gestartet ist.
Bei diesem Projekt kam es erstmals zu einem transnationalen Zusammenschluss der Caritasverbände: Caritas Kärnten – als Lead Partner, Caritas der Diözese Graz-Seckau, Slovenska karitas, Nadškofijska karitas Maribor und Škofijska karitas Celje.
Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz fasst Ernst Sandriesser, Direktor der Caritas Kärnten, zusammen, was die Corona-Krise für die Zielgruppe des Projektes bedeute: „Wie soll jemand zu Hause bleiben, wenn sein Zuhause die Straße ist? Und wie soll jemand Arbeit finden und damit seine Existenz bestreiten, wenn er schon vor Corona arbeitslos und ohne Perspektive war?“ Zudem kritisiert der Kärnter Caritasdirektor „die Einteilung von Menschen in systemrelevant und nicht systemrelevant. Jeder Vater, jede Mutter ist mit ihrer Arbeit systemrelevant für die eigene Familie. Es gibt keine irrelevanten Menschen!“ Sandriesser mahnt außerdem, den Wert der Arbeit nicht zu unterschätzen: „Wenn Arbeit das halbe Leben ist, dann ist Arbeitslosigkeit nicht nur aus finanzieller Sicht ein Problem, sondern es halbiert auch das soziale Leben.“ Es gehe bei der Frage nach Arbeit nicht nur um materielle Absicherung, sondern auch um soziale Teilhabe, das Gefühl, gebraucht zu werden und den Tag „sinnvoll“ zu verbringen.

Herbert Beiglböck, Direktor der Caritas der Diözese Graz-Seckau, betont die Wichtigkeit eines dauerhaften zweiten Arbeitsmarktes, besonders für ausgrenzungsgefährdete Menschen. Zudem lobt der steirische Caritasdirektor das „slowenische Modell, das bei einer freiwilligen Mitarbeit von Arbeitslosen bei einem sozialen Träger zu einer Erhöhung der Sozialleistung führt“.
Der Generalsekretär der Caritas der Erzdiözese Marburg, Božidar Bracˇun, teilt die Erfahrungen Sloweniens, die zeigen, „dass ein Individuum durch Freiwilligenarbeit allmählich ein Zugehörigkeitsgefühl bekommt, neue Menschen kennen lernt, Freude an einer bestimmten Art von Arbeit gewinnt, Arbeitsgewohnheiten schafft, das Gefühl hat, dass es mit seiner Arbeit wichtig für die Umwelt ist und somit persönlich wachsen kann.“

Zum Projekt
Eigene Fähigkeiten einsetzen
INVOLVED ist ein EU-gefördertes Projekt zur sozialen Integration arbeitsmarktferner und ausgrenzungsgefährdeter Menschen durch ehrenamtliches Engagement und neue Formen der Beschäftigung. Dabei arbeiten erstmals Caritas Kärnten, Caritas Steiermark und Partner aus der Caritas in Slowenien zusammen.
Durch die Beschäftigung erhalten die Betroffenen Struktur, sie erfahren Stabilität, Sicherheit, ein Gefühl des Miteinanders und Respekts und erleben sich selbst nicht mehr als Bittsteller oder passiv Hilfesuchende, sondern als aktive Menschen, die für andere ihre Zeit und ihre Fähigkeiten zur Verfügung stellen.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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