Caritas Haussammlung - Beilage
Das Geben muss von Herzen kommen

Nächstenliebe und Caritas sind Herzensanliegen für Hermine Moitz, Haussammlerin aus Ligist. | Foto: Caritas
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  • Nächstenliebe und Caritas sind Herzensanliegen für Hermine Moitz, Haussammlerin aus Ligist.
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Frau Moitz, Sie organisieren in Ligist für die Caritas die Haussammlung. Was hat Sie dazu gebracht?
Menschen sind mir ein Anliegen – das war beruflich so, und seit meiner Pensionierung führe ich dies in Ehrenämtern weiter. Seit zwei Jahren bin ich nun im pastoralen Team der Pfarre und konnte dort die Themen „Nächstenliebe und Caritas“ übernehmen, das waren und sind meine Herzensanliegen. Zur Haussammlung habe ich einige Damen gefragt, die früher schon einmal unterwegs waren. Die Reaktionen waren überraschend positiv. Eine Dame sagte ganz erfreut: „Und ich dachte schon, es fragt mich niemand mehr“. Die Bereitschaft ist da, es muss jemand in die Hand nehmen und tun. Es kommt vor, dass Menschen dankbar sind, wenn man sie fragt und sie eine Aufgabe übernehmen können.

Was ist Ihre Motivation, wenn Sie sich auf den Weg machen?
Ich finde, es gehört zum Leben, Verantwortung zu übernehmen, zu teilen, auch sich für andere Menschen einzusetzen, wenn man selbst die Möglichkeit dazu hat. Meine Dankbarkeit für die guten Dinge im eigenen Leben kann ich ausdrücken, indem ich teile. Beim Sammeln geht es immer um zwei Ebenen. Das eine ist, Menschen zu bewegen, das, was sie haben, mit anderen zu teilen, denen etwas fehlt. Die andere Ebene ist die Begegnung. Die Freude daran, wenn man sich wieder einmal sieht. Sich Zeit nehmen für ein Gespräch und sich auf die Begegnung einzulassen. Das empfinde ich als etwas sehr Schönes.

Gehen die Türen leicht auf?
Ich gehe dorthin, wo ich ein gutes Gefühl habe, wo ich die Menschen kenne. Oft sind das Leute, die ich schon lange nicht mehr gesehen habe. Ich gehe auch nicht in ganz fremde Gebiete; aber es ist meine Entscheidung, das so zu gestalten. Viele der Älteren kennen die Haussammlung noch von früher. Die reagieren positiver, aber auch Jüngere sind interessiert und hören zu, wenn ich sage, wofür wir sammeln. Ich bin als der Mensch unterwegs, der ich bin, mit meiner Persönlichkeit. Und so begegnen mir die Menschen, die ich besuche, natürlich auch.

Ist es den Menschen, zu denen sie gehen, wichtig zu wissen, dass ein Teil des Geldes unmittelbar in der Pfarre bleibt?
Das habe ich so nicht erlebt. Die Menschen geben, weil sie es möchten. Wichtig ist aber, ihnen das Vertrauen zu geben, dass das Geld richtig verwendet wird.

Wie schaffen Sie dieses Vertrauen, und was heißt „richtig“?
Information ist ganz entscheidend. Deshalb fand ich es hilfreich, dass die Caritas-Regionalkoordinatorin Sabine Spari zu uns in die Pfarre gekommen ist. Sie hat uns über die Projekte und Einrichtungen berichtet, denen die Spenden zugute kommen. Ich war auch selbst einmal in Graz im Marienstüberl und in der Marienambulanz. Das hat mich sehr beeindruckt. Es ist noch einmal etwas anderes, wenn man den Alltag dort miterlebt und sieht, was an Gutem geschieht. Dass Bedürftige zu essen bekommen, eine medizinische Behandlung bekommen – alles, was für die meisten von uns selbstverständlich ist. Das verändert auch den Blick auf das eigene Leben.

Haben Sie auch erlebt, dass Menschen, die Sie auf Ihrem Weg besucht haben, selbst Hilfe brauchen?
Es ist schwer, das zu erkennen. Denn Not ist oft nicht sichtbar. Menschen, die in der Not sind, haben oft einen Stolz, der es verhindert, dass sie sich Hilfe holen. Sie meinen, sie müssen es selbst schaffen. Da geht es dann auch darum, das zu erkennen; dazu braucht es manchmal längere Gespräche, genaues, vorsichtiges Nachfragen, einen eigenen Blick und vor allem Zeit.

Was ist Ihre wichtigste Erfahrung?
Entscheidend ist, dass man die Bitte ehrlich als Bitte formuliert, dass man keinen moralischen Druck ausübt, sondern offen ist. Wenn jemand geben möchte, ist das wunderbar und erfreulich. Wenn nicht, ist es auch eine Entscheidung, die ich respektiere. Das Geben muss von Herzen kommen, nicht als Verpflichtung.

Nora Tödtling-Musenbichler, Direktorin der Caritas Steiermark | Foto: Caritas Steiermark
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Säule der Hilfe

Jedes Frühjahr machen sich viele Hundert Freiwillige aus den steirischen Pfarren auf und bitten an den Haustüren um Spenden für Menschen in Not. Sie führen Gespräche, schaffen Begegnung und spannen so ein Netz der Solidarität. Die gesammelten Spenden kommen Hilfsbedürftigen in der jeweiligen Pfarre sowie Caritas-Einrichtungen zugute. Damit ist die Haussammlung eine wichtige Drehscheibe und eine starke Säule der Caritas-Hilfe in der Steiermark.

Rund 695.000 Euro wurden im vergangenen Jahr gesammelt – jeder einzelne Euro davon gibt Bedürftigen in der Steiermark Entlastung, Erleichterung und Hoffnung. Die Hilfe kommt an, in den Notschlafstellen und Beratungsstellen, in den Lerncafés und im Marienstüberl – und sie verändert Leben.

Dass sich nach wie vor Menschen für die Caritas auf den Weg machen, ist ein eindrucksvolles Zeichen dafür, dass die Haussammlung Bedeutung hat und die Menschen in der Steiermark bewegt. Wir brauchen das Engagement, die Begeisterung, den Mut der Sammlerinnen und Sammler und auch ihre Kenntnis in den Pfarren vor Ort. Denn immer mehr Menschen brauchen unsere Hilfe: Die Anfragen an unsere Beratungsstellen, aber auch der Bedarf an Lebensmitteln steigt deutlich an.

Wir als Caritas begehen in diesem Jahr unser 100-jähriges Bestehen. Das Motto für 100 Jahre Caritas ist „Ein gutes Leben für alle“. Diesem Ziel kommen wir mit der Haussammlung Schritt für Schritt ein Stück näher. Weil jeder Schritt gegen Armut ein Fortschritt ist.

Vielen Dank für das gemeinsame Zeichen der Solidarität!

Nora Tödtling-Musenbichler

Caritas Haussammlung 2024.
Weil jeder Schritt gegen Armut ein Fortschritt ist. Wir helfen.
IBAN: AT34 6000 0000 0792 5700 | Verwendungszweck: Haussammlung 2024

Hier kommen die Spenden an
Die Frage „Wofür wird meine Spende verwendet?“
begleitet Haussammler*innen allerorts, wenn sie sich jedes Jahr auf den Weg machen, um für Menschen in Not zu sammeln. Durch eine Spende bei der Haussammlung
wird Menschen in der Steiermark in schwierigen Lebens-situationen geholfen:

Zehn Prozent bleiben in der Pfarre
Zehn Prozent der gesammelten Spenden bleiben in der Pfarre, um so Menschen in der Gemeinde zu unterstützen. Über die Arbeit der Pfarrcaritas kann den Menschen unkompliziert und unbürokratisch im Ort geholfen werden.

BEX – Beratungs-stelle zur Existenzsicherung
Die Sozialberatung der Caritas bietet kostenlose und diskrete Beratung, Begleitung und Unterstützung für Menschen in finanzieller und sozialer Not. Jährlich wenden sich rund 7100 Haushalte in der gesamten Steiermark an die BEX, die dort beraten und intensiv begleitet werden. Die BEX ist mit Anlaufstellen in allen steirischen Regionen präsent.

FranzisCa – Notschlafstelle für Frauen und Kinder
Das Haus FranzisCa ist eine erste Anlaufstelle für alle Frauen (mit Kindern) in Not. Das Angebot umfasst Wohnungsversorgung und Beratung
sowie Begleitung in eine selbstständige Lebensform. Zentrales Anliegen ist die Soforthilfe, die Bereitstellung eines Schlafplatzes, Versorgung mit Nahrungsmitteln, Kleidung und Hygieneartikeln, gefolgt von der individuellen Problemabklärung und Beratung.

Marienstüberl – Mittagstisch und Begegnungsstätte
Das Marienstüberl versorgt täglich mehr als 280 Bedürftige mit warmen Mahlzeiten, einer geheizten Stube und einem offenen Ohr. Im Marienstüberl bietet die Caritas Frühstück und ein warmes Mittagessen an, aber auch
Möglichkeiten, zur Ruhe zu kommen, und Zeit zum Plaudern. Hier finden Notleidende seit mehr als 25 Jahren Hilfe und Zuflucht. Immer mehr Menschen kommen zur Lebensmittelausgabe im Marienstüberl. Zahlreichen Familien wird so durch die schwierige Zeit geholfen.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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