Sonntagberg
Türkenbrunnen-Kapelle: Dank für Errettung

P. Franz Hörmann | Foto: Wolfgang Zarl
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Im Jahr 1529 hatten sich in die Basilika Sonntagberg die Bewohner des Umlands geflüchtet und warteten voll Angst auf das Kommen der türkischen Invasoren. Kleinere Einheiten des großen Heeres drohten die Kirche und die Menschen anzugreifen. Wie in anderen Orten musste man mit Plünderung, Brandschatzung, Mord und Totschlag rechnen.

Aufgrund der Gefahr, so wird erzählt, haben die vielen Geflüchteten die Heiligste Dreifaltigkeit, die am Sonntagberg so sehr verehrt wird, um Hilfe gebeten. Bald darauf wurde das Gebet erhört: Bevor die türkischen Reiter die Waldgrenze erreichten, scheuten ihre Pferde und sanken in dem morastigen Boden ein. Ein Tumult entstand, Angst erfasste die Türken und sie kehrten in wilder Flucht wieder ins Tal zurück. Als Dank für die Errettung errichtete die Bevölkerung an der Stelle, wo die Angreifer umgekehrt waren, zur Erinnerung zuerst ein Kreuz und später eine Kapelle. Die Barockkapelle ist bereits die zweite an diesem denkwürdigen Ort. Über dieses Ereignis wurde von Generation zu Generation mündlich berichtet. Niedergeschrieben wurde die Türkenbrunnenlegende von Valentin Prevenhuber aus Steyr im Jahr 1740.

Die Kapelle liegt nordöstlich der Wallfahrtskirche in einem Waldstück und ist nicht immer geöffnet. Auch liturgisch wird sie, außer für Kreuzwegandachten, nicht genutzt. Der gebänderte, mit Pilas­tern belegte Rechteckbau wird von einer Skulptur des Erzengels Michael von Peter Widerin bekrönt, von dem auch die Madonnenfigur vor der Kapelle stammt. Der als künstliche Grotte ausgestaltete Innenraum birgt eine Darstellung des Sonntagberger Gnadenbildes aus der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts, das von Engeln und den Heiligen Petrus und Hieronymus flankiert wird. Das Stirnwandfresko von Franz Josef Wiedon aus dem Jahr 1748 schildert das Rosenwunder. Besonders auffällig sind im Inneren die vielen Muscheln.

Pfarrer P. Franz Hörmann (siehe Bild) berichtet, dass immer wieder türkische Besucher kommen. Sie schätzen das Brunnenwasser, dem heilende Wirkung bei Augenleiden zugeschrieben wird, ebenso wie die Einheimischen. Brunnen und Kapelle sollen im Zuge der großen Sonntagberg-Revitalisierung saniert werden.

„Kapellen – Marterl – Kreuze“ ist eine Kirche bunt-Reihe, in der Geschichten von Kleindenkmälern vorgestellt werden.

Autor:

Wolfgang Zarl aus Niederösterreich | Kirche bunt

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