Spratzern
Bosnische Muslime renovierten Bildstock

Imam Almir Ajanovic, Emir Becic und Hadzic Mevludin von der bosnisch-islamischen Glaubensgemeinschaft mit Hans Bruckner vor dem Bildstock in Spratzern. | Foto: Wolfgang Zarl
  • Imam Almir Ajanovic, Emir Becic und Hadzic Mevludin von der bosnisch-islamischen Glaubensgemeinschaft mit Hans Bruckner vor dem Bildstock in Spratzern.
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Im Jahr 2018 errichteten Muslime aus Bosnien in St. Pölten-Spratzern ihre Moschee und ein Veranstaltungszentrum. Dabei fiel Vertretern der Glaubensgemeinschaft auch auf, dass auf der gegenüberliegenden Straßenseite beim Hiesbergerpark ein sichtbar renovierungsbedürftiger Breitpfeilerbildstock war. Kurzerhand entschlossen sich die geschickten Handwerker im Einvernehmen mit dem Eigentümer, der Stadt St. Pölten, das christliche Kleinod zu renovieren – und zwar auf eigene Kosten. Viele der bosnischen Gemeinschaft kamen während des Jugoslawien-Krieges. Ihnen ist eine gute Beziehung zu den Nachbarn sehr wichtig, wie Imam Almir Ajanovic erzählt. Daher beschenkt man die Anrainer z. B. zu Weihnachten und freut sich über Besuche in der Moschee in der Aquilin-Hacker-Straße.

Der Bildstock wurde im frühen 17. Jahrhundert errichtet und 1983 an die jetzige Stelle versetzt, berichtet Hans Bruckner, der bis vor Kurzem das Diözesankomitee Weltreligionen geleitet hat.

In den seitlichen Wandnischen und in der kleinen Nische im Segmentbogen befanden sich einst Wandmalereien mit Darstellungen der Heiligen Dreifaltigkeit, des hl. Florian und des hl. Chris­tophorus, diese sind nicht mehr vorhanden. In der Mitte kann eine Pietà – die Darstellung Marias mit dem Leichnam Jesu – betrachtet werden. Das Original stammt aus den Jahren 1415 bis 1420 und befindet sich im „Museum am Dom“, die Kopie hat Josef Loidl geschaffen.

Der Bildstock wird im Volksmund auch „Pestmar­terl“ genannt, bezogen auf die Inschrift über der zent­ralen Nische: „Wenn Feuer, Pest und Krieg uns droht / Bitt Maria für uns bei Gott.“ Der Bildstock mit der Inschrift sei mehr denn je aktuell, so Bruckner: „Diese Bitte spricht den Menschen heute aus der Seele, die schon mehr als zwei Jahre von der Covid-Pandemie geplagt sind und die der schreckliche Krieg in der Ukraine bedroht.“

„Kapellen – Marterl – Kreuze“ ist eine Kirche bunt-Reihe, in der Geschichten von Kleindenkmälern vorgestellt werden.

Autor:

Wolfgang Zarl aus Niederösterreich | Kirche bunt

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