2. Sonntag nach Weihnachten | 4. Jänner 2026
Meditation

Foto: pixabay

Kein Brandgeruch

Kürzlich bin ich im dritten Kapitel des Buches Daniel auf einen Vers gestoßen, der mich fasziniert hat. Dort wird erzählt, wie die drei Freunde Daniels – Schadrach, Meschach und Abed-Nego – in einen brennenden Ofen geworfen werden. Ihr Vergehen: Sie weigern sich, vor dem Standbild des Königs niederzuknien und es zu verehren. Sie bleiben ihrem Glauben treu, obwohl ihnen klar ist, was sie das kosten kann. Sie haben keine Angst vor dem, was Menschen ihnen antun können.

Eigentlich hätten sie sterben müssen. Der Ofen brannte siebenmal heißer als gewöhnlich. Die Soldaten, die sie hineinwarfen, kamen selbst dabei um. Und doch geschieht ein Wunder: Die Freunde überleben. Mehr noch: Als König Nebukadnezzar genau hinschaut, bemerkt er plötzlich etwas Unglaubliches – nicht drei, sondern vier Männer stehen unversehrt im Feuer. Gott selbst ist mitten unter ihnen. Er bleibt nicht auf sicherer Distanz, sondern begibt sich mitten hinein in die Gefahr.

Genau das feierten wir auch an Weihnachten: Dass Gott seine Herrlichkeit verlässt, um bei seinen Geschöpfen zu sein – bei uns Menschen. Dass er uns in allem gleich wird, steht im Römerbrief – nur ohne Sünde. Nie können wir sagen, er verstehe uns nicht, denn all das, was wir durchmachen – Ablehnung in der Familie, Flucht, Armut, Angst und Schmerz – hat auch er selbst erfahren.

Er ist im Feuer dabei. Und rettet Schadrach, Meschach und Abed-Nego. Das macht er sorgfältig. Denn nicht einmal der Brandgeruch blieb an ihnen haften. Keine verbrannten Kleider, keine Narben, keine Spuren des Feuers. Gott rettet nicht halbherzig. Wenn Jesus Kranke heilt, lindert er nicht nur Symptome – er stellt Menschen ganz wieder her.

Die Krippe führte zum Kreuz, um die Befreiung unserer Schuld auch vollständig zu machen. Und wenn Jesus den Sturm stillt, nimmt er nicht nur den ärgsten Wind weg, sodass das Schiff nicht untergeht, sondern es herrscht völlige Stille.

Nein, wenn Gott rettet, lässt er nichts zurück. Er hat das Feuer nicht gelöscht, aber er war mittendrin – und das Feuer konnte ihnen nichts anhaben.

Maria Wilbrink

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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