Pfingsten | 28. Mai 2023
Meditation

Landeplatz für den Geist

Eine Taube aus Emaille – hellgelb mit bunten Sprenkeln – steckt an meinem neuen weißen Blazer, den ich zu meiner Firmung über einem knallpinken, ärmellosen Leibchen trage. Aus heutiger Sicht würde ich sagen: Modisch ausbaufähig. Damals war ich unglaublich stolz auf das selbst zusammengestellte Outfit. Von einer befreundeten Familie bekomme ich eine Karte zur Firmung, sie leuchtet orange und rot. Auf der Rückseite steht: „Mehr als ein Strohfeuer.“ Viel später wird sie mir als Erwachsener beim Ausräumen meines Kinderzimmers wieder in die Hände fallen und in mir ein Gefühl von Heimat wachrufen.
„Katharina, sei besiegelt durch die Gabe Gottes, den Heiligen Geist“, spricht mein Firmspender Dr. Georg Stoff, der inzwischen bereits verstorben ist, und zeichnet mir mit dem Chrisamöl ein Kreuz auf die Stirn. Beim Namen gerufen und berührt – in mehr-fachem Sinn – gehe ich zurück an meinen Platz und spüre auf einmal ganz deutlich: Das hier fühlt sich richtig an.
Viele Jahre später spreche ich mit meiner ersten eigenen Firmgruppe über den Heiligen Geist. Ein Vogel, eine Taube, Feuer und Flamme, ein Windhauch, Lebens-atem, ein Brausen … viele Bilder finden wir gemeinsam in den biblischen Erzählungen und in Kunstwerken in Kirchen und Kapellen. Dann überlegen wir weiter: Wie könnten wir den Heiligen Geist heute darstellen? Schnell kommen den Firmlingen moderne Bilder in den Sinn: ein Rettungshubschrauber oder eine Drohne, die Pakete zustellt. „Na dann“, sage ich im Scherz, „seid ihr Landeplätze für den Heiligen Geist.“ „Und du bist die Fluglotsin“, platzt es kichernd aus einer Firmkandidatin heraus.

Katharina Grager

Wenn wir beginnen, Christus zu erkennen,
und anfangen, zu anderen
über diese Erkenntnis zu sprechen,
dann kommen wir uns oft vor wie einer,
der über Kopfhörer eine Symphonie hört
und die Umstehenden durch sein Summen
am Genuss teilhaben lassen will.

Es muss an Gottes Geist liegen,
dass einige bei unseren unzulänglichen Versuchen des Summens tatsächlich das ganze Orchester hören.

Hans-Joachim Eckstein
aus: Du liebst mich – also bin ich,
Hänssler-Verlag, 1989

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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