15. Sonntag im Jahreskreis | 16. Juli 2023
Kommentar

Kann ich die Sprache des Himmelreichs?

Beim Vorlesen dieses Evangeliums muss man sehr deutlich sprechen, damit es nicht zu einem Missverständnis kommt. Jesus befindet sich an einem See und setzt sich in ein Boot. Die Menschen, die ihm zuhören, schauen also hinaus auf die Weite des Wassers, auf die pulsierenden Wellen und die Schiffe, die draußen vorbeifahren. In seinem Gleichnis spricht Jesus allerdings nicht von einem Seemann, sondern von einem Sämann. Und eigentlich geht es ihm weder um die Seefahrt noch um die Aussaat, sondern um das Sehen und Hören. Um ihm folgen zu können, ist es also nötig, einerseits genau hinzuhören und andererseits ein wenig um die Ecke zu denken und nicht beim Nächstliegenden hängen zu bleiben.

Immerhin geht es dabei ja um das Himmelreich. Und das ist nicht im Offensichtlichen zu finden, sondern es verbirgt sich, wie in die Erde gestreute Samen, unter der Oberfläche. Um es wahrzunehmen, genügt es nicht, gut zu sehen und zu hören. Ich muss auch in der Lage sein, es zu erkennen und zu verstehen. Um Schriftzeichen, die ich lese, entziffern, und Worte, die ich höre, in ihrem Sinn erfassen zu können, muss ich der jeweiligen Sprache mächtig sein. Das gilt auch für die Sprache, in der Gott sich mir mitteilt.
Jesus erzählt Gleichnisse, um dieser Tiefendimension und dem Geheimnis-Charakter der Wirklichkeit und der Gegenwart Gottes gerecht zu werden. Gleichnisse haben mehrere Bedeutungsebenen. Je tiefer
ich in das Geheimnis Gottes eintauche, desto reicher werde ich beschenkt.

Alfred Jokesch

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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