2. Sonntag der Osterzeit | 16. April 2023
Kommentar

Ein Heilmittel gegen die Furcht

Furcht ist lähmend. Wer Angst hat, schottet sich ab und nimmt die Welt um sich herum als Bedrohung wahr, als eine unheimliche und feindselige Umgebung. Es ist nicht leicht, zu einem verängstigten Menschen durchzudringen und mit ihm in Beziehung zu treten. Wer sich fürchtet, sich bedrängt und in die Enge getrieben fühlt, neigt dazu, mit Aggression und Gewalt darauf zu reagieren. Viele große und kleine Konflikte auf weltpolitischer wie auf zwischenmenschlicher Ebene wurzeln in der Angst.

Von Furcht beherrscht und schwer traumatisiert haben sich die Jünger nach dem Tod Jesu verschanzt. Und dann haben sie ein umwerfendes Erlebnis: Jesus ist plötzlich mitten unter ihnen und bringt Leben in ihre Erstarrung. Allein durch sein Dasein, aber noch mehr durch die Art, wie er ihnen begegnet, spüren sie: Das Leben ist größer als der Tod. Gewalt und Zerstörung, Schmerz und Leid haben letztlich keine Bedeutung. Sie können dem Leben nichts anhaben.

Eine solche Auferstehungserfahrung, eine Begegnung mit dem, der durch und durch lebendig ist, ist ein wirksames Heilmittel gegen die Furcht. Sie ist Quelle eines tiefen Friedens, weil sie die Bedeutung all dessen, worum wir uns streiten, relativiert. Sie macht es möglich, eigene Verwundungen und Schwachpunkte offen zu zeigen, weil es nicht mehr nötig ist, den Schein einer perfekten Fassade zu wahren. Und sie ermöglicht Versöhnung, weil sie auch die Fehler anderer anders sieht.

Suchen wir deshalb wie Thomas die Begegnung mit dem Auferstandenen und die Berührung mit seinen Wunden.

Alfred Jokesch

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.

Powered by PEIQ