1. Fastensonntag | 26. Februar 2023
Kommentar

Die Ursünde des Misstrauens

Wenn umgangssprachlich oder in der Werbung das Wort „Sünde“ gebraucht wird, dann bezieht es sich meistens auf das Essen. Zur Versuchung wird die Schokolade, als Regelwerk dient die Waage, und die Strafe folgt beim Tragen der Bademode. Hier ist eine Trivialisierung und gefährliche Verharmlosung dieses bedeutungsschweren und durchaus auch belasteten Begriffs zu beobachten. Der moderne, emanzipierte, auf seine Autonomie pochende Mensch tut sich schwer mit der Sünde als moralischer Kategorie.

Mit dem Essen hat auch die Ursünde des Menschen im Garten des Paradieses zu tun. Dort ist mehr als genug davon in köstlicher Vielfalt vorhanden. Dennoch schleicht sich – leise, unscheinbar und giftig wie eine Schlange – der Gedanke des Misstrauens gegenüber Gott ein: Vielleicht gibt es noch mehr. Vielleicht ist Gott nicht der gütige Geber, sondern einer, der mir etwas vorenthält und mich willkürlich einschränkt. Vielleicht ist Gott nicht ehrlich, sondern will die Menschen klein halten, kontrollieren und von seiner Machtsphäre fernhalten. Die Schlange wäre demnach die erste Querdenkerin, die Fake-News und Verschwörungstheorien in Umlauf bringt.

Der Ausweg aus dieser Ursünde geht Hand in Hand mit dem Verzicht auf Essen, mit Fasten. Jesus fällt nicht auf die verlockenden Versprechungen des Versuchers herein, weil er unerschütterlich am Vertrauen zu Gott festhält. Er braucht keinen Beweis, dass Gott gütig ist und ihm Kraft gibt. Wer dieser Ursünde des Misstrauens widersteht, wird von Engeln umgeben, beschützt und gestärkt.

Alfred Jokesch

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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