28. Sonntag im Jahreskreis | 9. Oktober 2022
Kommentar

Jesus durchbricht die Ausgrenzungen

Durch die Corona-Pandemie haben viele von uns die beklemmende Erfahrung gemacht, was es bedeutet, in Quarantäne gestellt und von den anderen Menschen abgesondert zu sein. Sie hat uns vielleicht sensibler gemacht für das Schicksal von Menschen, die permanent unter Ausgrenzung und Isolation leiden, an denen man etwas auszusetzen hat, die an den Rand gedrängt oder vom gemeinschaftlichen Leben ausgeschlossen sind. Und das oft ohne Aussicht auf eine Beendigung dieses leidvollen Zustandes. Aussatz hat viele Gesichter, nicht nur das einer qualvollen und entstellenden Infektionskrankheit, sondern auch das des sozialen, zwischenmenschlichen Nicht-Dazugehören-Dürfens. Dadurch wird einem Menschen vermittelt, dass er wertlos, überflüssig oder gar eine Bedrohung für die Gemeinschaft ist.

Jesus durchbricht solche Ausschlussmechanismen und begibt sich in die Grenzgebiete des Lebens, zu jenen, die auf Distanz gehalten werden und aus der Ferne nach Barmherzigkeit schreien. Er sieht in ihnen nicht zuerst eine Krankheit, die es zu meiden gilt, sondern Menschen, die sich nach menschlicher Zuwendung und Ansprache, nach Respekt und Nähe sehnen. Zugleich offenbart er die Krankheit einer Gesellschaft, die Menschen in ihrer Not einfach sich selbst überlässt.

Diese Begegnung und Berührung ist heilsam. Und sie geschieht ohne Bedingungen – auch wenn sich zeigt, dass Dankbarkeit und das Erkennen dessen, was den Menschen in seiner ganzen Tiefendimension heil macht, keine Selbstverständlichkeit ist.

Alfred Jokesch

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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