Kommentar

Betet mit Innigkeit und Vertrauen

Das wichtigste Gebet der Christenheit ist das Vaterunser, das fast alle Gläubigen auswendig können oder zumindest irgendwann einmal gelernt haben. Trotz dieser großen Bedeutung für die christliche Spiritualität wird es im Evangelium recht unscheinbar präsentiert, als wäre es ganz spontan aus der Situation heraus entstanden.

Der Ausgangspunkt ist nicht, dass Jesus an die Jünger herantritt, um ihnen etwas beizubringen. Nein, sie erleben Jesus als einen, der selbst betet, der eine ganz innige Beziehung zu Gott pflegt. Davon sind sie beeindruckt und erkennen darin das Geheimnis seiner Existenz, seine Kraftquelle und Lebensader. Das macht sie neugierig, und sie bitten Jesus von sich aus, dieses Geheimnis mit ihnen zu teilen. Das gelebte Beispiel ist interessanter und glaubwürdiger als ein doziertes oder gar aufgezwängtes Wissen. Und wenn eine Frage gerade in der Luft liegt, hat auch die Antwort gute Chancen, ins Bewusstsein einzusickern. So braucht es uns nicht zu wundern, dass gerade dieses Gebet in die Tradition des Glaubens Einzug gefunden hat.

Das Besondere und Unerhörte an dem Gebet Jesu liegt darin, mit welcher Innigkeit er Gott anspricht, indem er ihn „Vater“ – eigentlich „Papa“ – nennt. Er tut es in der festen Überzeugung, dass Gott in seiner väterlichen Liebe gar nicht anders kann, als die Bitten seiner Kinder zu erfüllen, und sich nichts sehnlicher wünscht als deren Glück. Ebenso innig und vertrauensvoll sollen wir zu Gott beten. Und wenn wir als betende Menschen erlebt werden können, werden auch andere danach fragen.

Alfred Jokesch

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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