5. Sonntag der Osterzeit | 15. Mai 2022
Kommentar

Vom alten zum neuen Jerusalem

Wie keine andere Stadt der Erde verkörpert Jerusalem die Sehnsucht der Menschen nach Frieden, nach einem Zusammenleben ohne Leid, Gewalt und Terror. Die erlebte Wirklichkeit ist freilich ganz anders, nirgends sonst scheint die Aussicht auf Frieden in weiterer Ferne zu liegen. Und am Weg dorthin spielt das Mit- oder Gegeneinander der Religionen eine entscheidende Rolle. Tragen sie zu Versöhnung und Einheit bei, oder schüren sie Hass und Rivalität?

Das neue Jerusalem in der Offenbarung des Johannes ist das Bild für eine vollendete Welt, also die Erfüllung dieser Sehnsucht. Es zeichnet sich dadurch aus, dass Gott mitten unter den Menschen wohnt. Wo Gott Raum bekommt und Mitbewohner sein darf, wo man Gottes Gegenwart in jedem Menschen erkennt, da kann sich eine ganz neue Art von Gemeinschaft entwickeln.

Dass Gott unter den Menschen wohnt, das wurde auch im alten Jerusalem Wirklichkeit. Seine verdichtete Gegenwart in Jesus stellte der Welt den vollendeten Menschen vor Augen. Sein Schicksal zeigt, dass bei weitem nicht alle fähig waren, Gottes Präsenz in ihm wahrzunehmen, und bereit waren, ihn anzunehmen. Viele haben sich dagegen gewehrt oder davon bedroht gefühlt, weil er sie mit ihrer eigenen Unvollkommenheit konfrontiert hat, ihnen unbequem war und ihnen deutlich gemacht hat, dass es eine gründliche Erneuerung in der Tiefe ihres Herzens bräuchte.

Seine JüngerInnen sind jene, die sich von seinem Beispiel der Liebe mitreißen lassen. Sie tragen dazu bei, dass das neue Jerusalem Realität werden kann.

Alfred Jokesch

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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