6. Sonntag der Osterzeit | 9. Mai 2021
Kommentar

Die Kettenreaktion der Liebe

Liebe ist unberechenbar und bedingungslos. Wer liebt, plant, zählt und rechnet nicht, sondern betrachtet das, was ist, als Geschenk und kann es annehmen, so wie es eben ist. Und die Liebe macht uns fähig, uns selbst zu verschenken. Sie hilft uns, dass wir uns öffnen können und den Schutzpanzer, hinter dem wir uns gerne verstecken, fallen lassen, damit wir uns auf andere Menschen und auf die Welt wirklich einlassen können. Sie ermöglicht es, dass unser Leben fruchtbar wird, und lässt uns über uns selbst hinauswachsen.

Beim Abendmahl spricht Jesus von der Liebe, nachdem er seinen Jüngern im Zeichen der Fußwaschung ein einprägsames Beispiel dafür gegeben hat, wie sich Liebe konkretisiert. Er geht zunächst davon aus, was einen Menschen überhaupt erst in die Lage versetzt, lieben zu können, nämlich die Erfahrung, selbst geliebt zu sein. Die Liebe, die er von Gott empfangen hat, die Erfahrung von Nähe und Geborgenheit, von Sicherheit und Kraft, die Gott ihn ganz unmittelbar spüren lässt, befähigt Jesus dazu, selbst ein Liebender zu sein, und wird ihm zum Urbild dafür, wie ein von Liebe getragenes Leben aussieht.

Es ist wie bei einer Kettenreaktion. Wer sich geliebt weiß, wird selbst zum Liebenden. Und so geht die Liebe Jesu auf seine Jünger über. Sie bleiben in seiner Liebe, bleiben mit ihm verbunden durch die Liebe und werden geprägt von seinem Beispiel. Jesus spricht vom Gebot der Liebe. Ich sehe darin weniger eine Vorschrift, sondern den inneren Antrieb, dem ähnlich zu werden, der mich liebt. Es ist ein Gebot des Herzens.

Alfred Jokesch

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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