75 Jahre SONNTAGSBLATT
Eine Fotografen-Anekdote zum Sonntagsblatt „Wir brauchen das beste Foto!“

Das Titelbild der Sonntagsblatt-Ausgabe vom 27. Juni 1982 als „Erfolgserlebnis“ für den Fotografen. Es zeigt eine Hand, die eine Kerze anzündet. Dahinter leuchten viele solche Kerzen. Die mächtigen Baumkronen im Hintergrund lassen an den Stadtpark denken. Unter diesen Bäumen dicht gedrängt viele Menschen, die mit ihren Regenschirmen dort Zuflucht gesucht haben. | Foto: Ohrt
  • Das Titelbild der Sonntagsblatt-Ausgabe vom 27. Juni 1982 als „Erfolgserlebnis“ für den Fotografen. Es zeigt eine Hand, die eine Kerze anzündet. Dahinter leuchten viele solche Kerzen. Die mächtigen Baumkronen im Hintergrund lassen an den Stadtpark denken. Unter diesen Bäumen dicht gedrängt viele Menschen, die mit ihren Regenschirmen dort Zuflucht gesucht haben.
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Das Titelbild der Sonntagsblatt-Ausgabe vom 27. Juni 1982 als „Erfolgserlebnis“ für den Fotografen. Es zeigt eine Hand, die eine Kerze anzündet. Dahinter leuchten viele solche Kerzen. Die mächtigen Baumkronen im Hintergrund lassen an den Stadtpark denken. Unter diesen Bäumen dicht gedrängt viele Menschen, die mit ihren Regenschirmen dort Zuflucht gesucht haben.

Seit Ende der 1950er Jahre berichteten Pressefotografen von der kirchlich regen Bautätigkeit. Sie besuchten Dienstag Vormittag die Sonntagsblatt-Redaktion und boten Fotos an, die noch nicht veröffentlicht wurden. Professor Fastl wünschte sich für das Sonntagsblatt einen eigenen Fotografen.
Gerhard Ohrt

Bald kam die erste Bewährungsprobe: Am Dienstag nach einer Kirchweihe hatten die bekannten Fotografen ihre Bilder geliefert. Wir legten auch meine Aufnahmen daneben und prüften bei den interessanten Motiven, welches der Bilder besser gelungen war. Es waren fast immer wieder die anderen Fotos, bei denen dasselbe Motiv nur wegen einer Kleinigkeit besser gefiel.
Da sprach „der Professor“, wie wir ihn nannten, einen Satz, der mich erschütterte: „Ich kann doch nicht deine Bilder verwenden, nur weil sie von dir sind. Wir sind unseren Lesern die besten Fotos schuldig, die wir auftreiben können.“
Aber Prof. Fastl war ein erfahrener Pädagoge und empfahl mir: „Gehst zum Bischofssekretär und leihst dir ein Rituale für die Kirchweihe aus. Dort stehen nicht nur die Gebetstexte drin, sondern auch, was der Bischof zu tun hat.“ Diesen Text gab es auch in einem Heft im Postkartenformat, das ich fortan immer bei mir hatte.
Bei der nächsten Kirchweihe schon fiel mir auf, dass etliche Fotografenkollegen sich immer wieder in meiner Nähe aufhielten. Ob sie meinten, dass ich wüsste, wo demnächst ein Motiv zu erwarten sei ?
Ein besonderes Erfolgserlebnis brachte das „Gebet für den Frieden“ im Grazer Stadtpark. Aber wie fotografiert man „Gebet für den Frieden“ ?
Auf dem grasbewachsenen Platz warteten viele Menschen auf das Gebet mit dem Bischof. Als die ersten Gebete für die Menschen in den Ländern hinter dem Eisernen Vorhang gesprochen wurden, konnte man schon einzelne Regentropfen spüren. Die ersten Kerzen wurden angezündet. Die von mir als Motiv gewählten werden wohl als letzte entzündet werden... Einige Tageszeitungen hatten es nach dieser Feierstunde am Freitagabend noch geschafft, einen kurzen Bericht mit Bild in der Stadtausgabe der Zeitung unterzubringen, die als letzte gedruckt wurde. So konnten die Leser am Samstag eine riesige Menge nassglänzender Regenschirme, dicht an dicht, aus der Vogelschau bestaunen.
Am Montag Redaktionbesprechung im Sonntagsblatt. Es fehlt noch das Titelbild. „Vielleicht das Friedensgebet im Stadtpark“, schlug ich vor. „Es waren viele Menschen dort.“ – „Du hast wohl auch Regenschirme zu bieten ?“ fragte Prof. Fastl.
Am Dienstag in der Druckerei Styria. Unsere Titelseite liegt fertig auf dem Arbeitstisch. Da schreckt mich ein lauter Ausruf, den ich nicht verstand. Gerhard Treffkorn, der Art Director der Kleinen Zeitung war gekommen, um eine Arbeit abzuschließen. „Hat der Ohrt wieder zugeschlagen“, hatte er gerufen und erklärte mir die Vorgeschichte in der Redaktion der Kleinen Zeitung. Für die Sonntagsausgabe war ein ausführlicher Bericht über das Friedensgebet geplant. Die Lokalredaktion suchte neue Bilder. Alle konnten nur Regenschirmfotos liefern. Da schlug einer vor: „Fragt doch den Ohrt.“ Nachdem man mich nicht erreichte, tröstete man sich mit der Bemerkung: „Der kann ja auch nichts anderes fotografiert haben, wenn alle nur Regenschirme liefern.“ – Aber ich hatte. Exklusiv.

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Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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