Himmlische Tugenden | Teil 06
Ich könnte neidisch werden!

Die Tugenden öffnen uns zum Du hin. Sie sind Wegweiser, die uns aus dem Kreisen um uns selbst führen. | Foto: iStock
  • Die Tugenden öffnen uns zum Du hin. Sie sind Wegweiser, die uns aus dem Kreisen um uns selbst führen.
  • Foto: iStock
  • hochgeladen von SONNTAGSBLATT Redaktion

Werte neu entdecken

Als der ältere Sohn vom Feld heimging und in die Nähe des Hauses kam, hörte er Musik und Tanz. Da rief er einen der Knechte und fragte, was das bedeuten solle. Der Knecht antwortete ihm: Dein Bruder ist gekommen, und dein Vater hat das Mastkalb schlachten lassen, weil er ihn gesund wiederbekommen hat. Da wurde er zornig und wollte nicht hineingehen. Sein Vater aber kam heraus und redete ihm gut zu. Doch er erwiderte seinem Vater: Siehe, so viele Jahre schon diene ich dir, und nie habe ich dein Gebot übertreten; mir
aber hast du nie einen Ziegenbock geschenkt, damit ich mit meinen Freunden ein Fest feiern konnte. Kaum aber ist der hier gekommen, dein Sohn, der dein Vermögen mit Dirnen durchgebracht hat, da
hast du für ihn das Mastkalb geschlachtet. Der Vater antwortete ihm: Mein Kind, du bist immer bei mir, und alles, was mein ist, ist auch dein. Aber man muss doch ein Fest feiern und sich freuen; denn dieser, dein Bruder, war tot und lebt wieder; er war verloren und ist wiedergefunden worden.
Gleichnis vom verlorenen Sohn, Lk 15,25–32

Wie kann man über seinen Schatten springen, wenn man keinen mehr hat?      Baudrillard

Ein kleiner Witz:
Du bist doch nicht normal!
Na und? Bist du neidisch?

Impuls

Neidisch könnte ich ja werden auf den Schreiberling, der (oder die) über die „Sieben Hauptsünden“ schreiben darf. Das ist ja unverschämt leicht! Das gibt was her. Das ist spannend. Und dunkle
Seiten der Wirklichkeit aufzuzeigen – gerade jene, die „uns“ selber in der Kirche betreffen – ist in kircheninternen Medien sowieso unterbelichtet und äußerst rar.

Ich dagegen muss „positiv“ sein: die sieben himmlischen Tugenden. Wer bitte kann die überhaupt benennen? Völlig langweilig, unspektakulär und unkonkret!
Nehmen wir zum Beispiel den Neid: Dieses Laster kennt man!
Aber was soll im Gegenteil dazu die entsprechende gute Angewohnheit – die Tugend – sein? Wohlwollen? Anderen etwas gönnen? Einfühlungsvermögen? Verständnis? Erbarmen? Zuneigung? Lob? Mitfreude? Neidlosigkeit?

konkret: Wohlwollen

  • Was vergönnen Sie anderen – und was nicht?

  • Wenn Sie das Gleichnis vom verlorenen Sohn (Lk 15,11–32) lesen, in welche Figur können Sie sich gerade am leichtesten hineinversetzen: verlorener Sohn – daheim gebliebener Sohn – barmherziger Vater?

Christoph Kainradl arbeitet als Fachreferent für Liturgie und Sakramente im Fachbereich Pastoral & Theologie

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.

Powered by PEIQ