Zukunftsbild der steirischen Kirche | Teil 01
Gott kommt im heute entgegen

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Es kann uns gar nicht stark genug bewusst sein, dass Gott ständig auf uns Menschen zugeht, dass er uns Menschen sucht. Jesus hat uns das in seinem Leben, in seinem Tun immer wieder vor Augen geführt. Jesus hat sich wenig in Synagogen und im Tempel aufgehalten. Er ist mit seinen Jüngern oft zu den Menschen gegangen und hat dort ihre Wünsche, Sehnsüchte, Fragen, Leiden und Nöte erfahren. Jesus hat sich dem ausgesetzt.

Das ist eine ernsthafte Anfrage an uns als SeelsorgerInnen, als Gemeinschaft und als Kirche. Haben wir es uns im Laufe der Jahrhunderte nicht allzu „bequem“, allzu „geordnet“ eingerichtet? Papst Franziskus sagt in Evangelii gaudium: Der Hirt muss den „Geruch der Herde“ haben. (EG 24)

Wenn wir unsere Komfortzonen verlassen und mutig mit dem Vertrauen, dass Gottes Geist uns beisteht, neue Lernzonen betreten, werden wir andere Orte der Gottesbegegnung neu entdecken. Dazu ist eine Haltung der Achtsamkeit nötig, und wir öffnen unsere Räume und Feiern für neue Formen!

Fragen

  • Welche Räume bzw. Zeiten des Hinhörens gibt es im Arbeitsalltag unserer Einrichtung/Pfarre? Wie schaffen wir es, auch für uns solche Zonen zu eröffnen?
  • Wo können wir uns als Einrichtung/als Pfarre vom Wirken Gottes außerhalb unseres engen Kreises und unserer Büroräumlichkeiten berühren lassen?
  • Wo haben wir es uns pastoral vielleicht zu bequem eingerichtet? Definieren Sie gemeinsam ein bestimmtes Stundenausmaß pro Woche, in dem jedes Teammitglied sich abseits von Arbeitsaufträgen und Projekten die Zeit nehmen kann, auf den Ruf Gottes und die Bedürfnisse der Menschen zu hören.

Das Zukunftsbild konkret erlebt:

Elisabeth Fritzl ist Pastoralassistentin im Pfarrverband Graz-Christkönig und Hl. Schutzengel sowie Referentin der Katholischen Stadtkirche Graz für Liturgie.

Welche Räume bzw. Zeiten des Hinhörens gibt es im Arbeitsalltag unserer Einrichtung/Pfarre?
Im „Alltagsgeschäft“ geschehen viele Begegnungen zwischen Tür und Angel. Da tut es not, darauf zu achten, ob es hinter einem Anliegen noch eine Geschichte gibt. Es ist wichtig, sich in kurzer Zeit auf unterschiedliche Menschen einzulassen. Ein wöchentlicher Fixpunkt ist das Pfarrcafé, auch dort können sich tiefgehende Gespräche ergeben. Zeiten der Stille und des Hörens müssen wir gemeinsam suchen. Eine Möglichkeit für guten Austausch bietet bei uns das monatliche Frauenfrühstück.

Wo haben wir es uns pastoral vielleicht zu bequem gemacht? „Das haben wir schon immer so gemacht.“

Diesen Satz muss ich in jedem Fall hinterfragen. Vieles, was in unseren Pfarren geschieht, ist gut und wichtig, aber von manchem müssen wir uns verabschieden. Da eine Unterscheidung zu treffen, braucht viel Feingefühl und ein Gespür für den Heiligen Geist, der trotz aller Konzepte und Pläne wirkt. Großes Augenmerk wurde in den letzten Jahrzehnten auf Pfarre gelegt. Manche unserer Angebote und Einladungen müssen wir überdenken und uns mehr nach „draußen“ wagen. Nicht nur, wo Pfarre draufsteht, ist Kirche drin.

Wo können wir uns als Einrichtung/Pfarre vom Wirken Gottes außerhalb unseres engen Kreises und unserer Büroräumlichkeiten berühren lassen?
Theoretisch wäre das sehr einfach: Wir müssen dort sein, wo die Menschen sind, ihr Leben teilen und sie, wenn sie das möchten, ein Stück auf ihrem Lebensweg begleiten. In der Praxis kommt das viel zu oft zu kurz, weil viele Ressourcen gebunden sind. Dem Wirken Gottes kann ich auch persönlich immer wieder auf die Spur kommen: im Lesen der Bibel, in der Natur, im Gebet…

Vieles befindet sich im Umbruch: Was ist Ihnen für die Zukunft der Katholischen Kirche Steiermark besonders wichtig?
Ich finde es wichtig, dass wir lernen, die Realität anzunehmen und nicht müde werden, an der Entstehung von Neuem mitzuwirken. Die größte Herausforderung sehe ich für hauptamtliche Lai/innen darin, dass wir lernen, uns zurückzunehmen. Unsere Aufgabe wird es sein, Menschen zu ermutigen, ihre Talente zu entdecken und einzubringen und sie darin gut zu begleiten. Besonders wichtig ist mir, dass wir Kirche als Hilfsmittel auf dem Weg zum Heil sehen und das nicht verwechseln.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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