Bei uns daheim | Teil 06
Don Gíovanni aus Italien

In die österreichischen Berge verliebt: Kaplan Giovanni (2. v. l.) beim Wandern während eines Jungscharlagers. Auch das Schifahren hat er in Österreich erlernt und ist immer für jeden Spaß zu haben.
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Die Nudeln kocht bei uns immer der Kaplan

Ich bin ja schon ewig in Österreich, seit 25 Jahren, eigentlich lebe ich länger hier, als ich in Italien gelebt habe.“ Giovanni Risaliti, Kaplan in der Pfarre Graz-St. Peter, kocht klassisch italienisch auf dem Herd einen Espresso im kleinen Kännchen. Seine Eltern, Anhänger des Neokatechumenalen Weges, kamen damals nach Österreich.

„Wenn man die Heimat verlässt, bleibt man sein Leben lang ein Ausländer“, resümiert er. In seiner Heimatstadt Prato bei Florenz ist er heute der „Tedesco“, der Deutsche, und hier in Österreich der „Italiener“. Dass er Priester wurde, war für seine Familie eine Überraschung. Nach zwei Semestern Medizinstudium änderte sich mit seiner Berufung alles. „Mein Großvater meinte: Was, du? Ich solle Arzt werden, das wäre besser.“ Studiert hat er am Missionskolleg Redemptoris Mater vom Neokatechumenalen Weg in Wien, wo Priester für die Mission und Neuevangelisierung ausgebildet werden.

Risaliti stammt aus einer großen Familie, ist der Älteste von elf Geschwistern – sieben Brüdern und vier Schwestern. „Das ist eine gute soziale Schule für das Leben.“ In der Großfamilie entdecke man, dass man eigentlich ein Egoist ist, trotzdem sei es durch die Gnade möglich, für die anderen da zu sein.

Mentalitätsfragen. Wo liegen nun die Unterschiede zwischen Italienern und Österreichern wirklich? Aufgefallen ist ihm auf jeden Fall, dass Österreicher sehr leise sprechen, etwa in der Straßenbahn, und dass man sich auch im Sommer recht früh zurückzieht. „In Italien bleibt man in der warmen Jahreszeit bis um Mitternacht draußen auf den Straßen.“

Vor allem an das Essen hier musste er sich erst gewöhnen. Nicht nur an das, was üblicherweise auf den Tisch kommt, sondern daran, wie schnell hier gegessen wird. „Italiener zelebrieren die Mahlzeiten stundenlang; unter einer oder eineinhalb Stunden geht das dort nicht ab.“ Dass man aber beim Kaffee so lang sitzt, wie hier oft üblich, komme nicht vor. „Der Italiener trinkt seinen Kaffee stehend und geht dann wieder.“ Seine italienische Art zu kochen ist durchaus beliebt. „Bei uns im Pfarrhof heißt es, die Nudeln kocht immer der Kaplan“, meint er lachend. Denn dann sind sie wirklich original italienisch al dente und nicht zu weich. Spontaner seien die Italiener insgesamt schon, in vielen Dingen vielleicht nicht so genau, so organisiert und eher pingelig, wie die Österreicher es seiner Ansicht nach wohl sind. Beides habe eben seine Vor- und Nachteile.

Im Land der Berge. Lieben gelernt hat er in der schönen Steiermark vor allem die Berge, fehlen tut ihm hier aber das Meer. „Prato liegt am Ende eines Tales, und von dort aus schaut man Richtung Meer.“ Bei einer Jugendwoche im Winter hat er auch Schifahren gelernt und geht heute gern Wandern und Bergsteigen neben seiner Leidenschaft für Fußball. Die Österreicher haben den Italiener immer willkommen geheißen, und er habe gemerkt, wie viele Menschen hier unser südliches Nachbarland besonders lieben, seine Kultur und die gute Küche. Geduldig sei man auch immer mit ihm gewesen, als es mit dem Deutsch noch nicht so gut funktioniert habe. Eine passende Bemerkung dazu: „Ja, die Sprache, die hat mich schon verfolgt.“

Überall Heimat. Wirklich beheimatet fühlt sich der 38-Jährige in Gott. „Es ist schön hier, aber ich muss nicht für immer hier in Österreich bleiben. Es kann auch wieder einmal woanders hingehen, vielleicht nach Übersee. Ich bin letztlich dort zu Hause, wo der Herr mich haben möchte.“ Seine Erkenntnis: „Gott sorgt für mich, und nur er gibt mir ein neues Zuhause.“

In die österreichischen Berge verliebt: Kaplan Giovanni (2. v. l.) beim Wandern während eines Jungscharlagers. Auch das Schifahren hat er in Österreich erlernt und ist immer für jeden Spaß zu haben.
Auf die Menschen zugehen. Predigt beim Jugendgottesdienst. Typisch für Kaplan Giovanni: Mit Mikrofon geht er dabei im Kirchenraum umher. | Foto: Hohl
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SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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