Kirche hilft | Teil 1
Die Nacht mit Zuhören überbrücken helfen

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142 – die Notrufnummer, wo ein Mensch hört. Die ehrenamtliche Mitarbeiterin C. erzählt von ihrem ersten Nachtdienst bei der Telefonseelsorge.

An meinen ersten Nachtdienst in der Telefonseelsorge kann ich mich noch gut erinnern. Mein Mann wünschte mir „einen guten Dienst“. Natürlich war ich etwas aufgeregt. Die Anfahrt durch die verkehrsarme Stadt. Viele Fragen gingen durch meinen Kopf: Wer wird mich also am Telefon erwarten? Was wäre für mich tatsächlich ein guter Dienst heute Nacht? Werde ich in einer akuten, bedrohlichen Situation helfend und unterstützend wirken können?

Kann ich den Bedürfnissen der Anrufenden in der Nacht gerecht werden? Auch im Bewusstsein meiner persönlichen und körperlichen Grenzen? Hoffentlich überhöre ich das Telefon nicht, hoffentlich kann ich aufmerksam genug sein …
Bald nach den ersten Telefonaten stellte ich fest, dass die Nacht die gleichen Ansprüche an mich stellt wie der Tag. Nur meine Sensoren waren etwas feiner eingestellt.

Und anfänglich war da auch die Frage: Was bringt Menschen dazu, mitten in der Nacht bei uns anzurufen?
„Haben Sie Zeit für mich? Ich kann nicht schlafen und mach mir Sorgen“ … Der erste Anruf in meinem ersten Nachtdienst. Der Anruferin fällt, wie sie selbst sagt, die Decke auf den Kopf.
Im Laufe der Nacht lernte ich die unterschiedlichen Gesichter von Einsamkeit und Isolation kennen. Durfte Einblicke in Lebenswelten bekommen von Menschen, die auf den ersten Blick „nur reden wollten“. „Nur“? … genau dafür braucht es uns! Besonders in der Nacht.

Einsamkeit macht krank
Es macht viele Menschen krank und traurig, wenn sie niemanden zum Reden haben, wenn der Tag-Nacht-Rhythmus vielleicht aufgrund von Krankheit und Lebenssituation durcheinandergeraten ist.
Mein wertschätzendes, unvoreingenommenes Zuhören und Dasein war also gefragt. Zuhören oft auch „zwischen den Zeilen“. Die Hand reichen und „auf-helfen“, damit ein kleiner nächster Schritt möglich wird.
In der Nacht wurde mir unsere Funktion als „Über-Brückung“ besonders bewusst. Über die Nacht kommen zum nächsten Tag. Es zu schaffen, am nächsten Tag den Arzt aufzusuchen, der Arbeit nachzugehen, den Alltag zu bewältigen.
Bereichert und dankbar für die vielen Begegnungen in der Nacht und das in mich gesetzte Vertrauen durfte ich in ein warmes Zuhause fahren. Etwas, was viele Anrufende vermissen und deshalb bei uns anrufen. Ja, das war ein guter Dienst für mich.

GUT ZU WISSEN

In rund 16.000 Gesprächen pro Jahr unterstützt die Telefonseelsorge Menschen, die in Einsamkeit, zur Alltagsbewältigung, in psychischer Belastung und Erkrankung, bei Problemen rund um Beziehungen oder in aktuen Lebenskrisen zum Hörer greifen oder schreiben.

Es gibt so Tage …
an denen ...
… mir der Alltag zu viel wird
… mich ein Streit belastet
… ich mich unwohl fühle in meiner Haut
… etwas „Schlimmes“ passiert ist
… ich mich leer, ängstlich,
traurig oder wütend fühle
… mich Selbstzweifel plagen
… ich SO nicht weiterleben möchte.

Gespräche in Krisen, bei Problemen, zur Entlastung.

Kontakt:
Jeden Tag von Montag bis Sonntag rund um die Uhr unter der Kurzwahl 142 telefonisch erreichbar. Oder schriftlich in der Chatberatung unter onlineberatung-telefonseelsorge.at

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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