Christentum - Ein Reiseführer | Etappe 004
Die Bibel – eine große Bibliothek

Die biblischen Bücher

Der Name „Bibel“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet „die Bücher“ (biblia), denn die Bibel ist nicht ein Buch, sondern eine Sammlung von 73 Einzelschriften oder eben „Büchern“, die der Kirche als inspiriert, das heißt vom Geist verfasst gelten. Im so genannten „Kanon der Bibel“ (= „Richtschnur“) ist die Anzahl der Bücher festgelegt, die als Gotteswort in Menschenwort gelten. Die Bibel besteht aus zwei in Umfang, Inhalt und Entstehung unterschiedlichen Teilen, die man gemeinhin als „Altes Testament = AT“ (auch: „Erstes“) und „Neues Testament = NT“ (auch: „Zweites“) bezeichnet.

Das Alte Testament enthält die Schriften, die ursprünglich die Juden und später auch die Christen als Wort Gottes bezeichneten. Dabei muss zwischen der hebräischen und der christlichen Bibel unterschieden werden. Die hebräische Bibel umfasst drei Sektionen, nämlich Tora (= Gesetz, Weisung), Nebi’im (= Propheten) und Ketubim (= Schriften), die nach der heute gebräuchlichen und auf die ersten Druckausgaben zurückgehende Zählung in 39 Bücher unterteilt sind. Sie alle wurden in hebräischer Sprache verfasst, die Bücher Esra und Dan (= Daniel) teilweise in Aramäisch.

Im Griechischen wird die Tora auch Pentateuch (= fünfrolliges Buch) genannt, was auf die Verteilung auf fünf Schriftrollen zurückzuführen ist. Die Namen, welche in der christlich-lateinischen Tradition verwendet werden, gehen auf die ins Lateinische übertragenen griechischen Anfangsworte und Bezeichnungen zurück: Gen = Genesis (Entstehung), Ex = Exodus (Auszug), Lev = Levitikus (levitisch[es] Gesetz), Num = Numeri (Zählungen) und Deut = Deuteronomium (Zweites Gesetz). In diesem wichtigsten Teil des Alten Testaments, das von der Tradition Mose zugeschrieben wird, wird ein Entwurf der Geschichte Israels von der Schöpfung bis zur Inbesitznahme des Gelobten Landes geboten.

Im zweiten Teil der hebräischen Bibel folgen die Propheten, wobei die hebräische Tradition hierzu sowohl die eher geschichtlichen Bücher Jos = Josua, Ri = Richter, 1/2 Sam = Samuel und 1/2 Kön = Könige als auch die „kleinen Propheten“ (Hos = Hosea, Joel, Am = Amos, Obd = Obadja, Jona, Mi = Micha, Nah = Nahum, Hab = Habakuk, Zef = Zefanja, Hag = Haggai, Sach = Sacharja und Mal = Maleachi) zählt.

Die dritte Sektion fasst die übrigen Schriften zusammen: Pss = Psalmen, Ijob, Spr = Buch der Sprichwörter, Rut, Hld = Hohelied, Koh = Kohelet, Klgl = Klagelieder, Est = Ester, Dan = Daniel, Esr = Esra, Neh = Nehemia, 1/2 Chr = Chronik.

Das Christentum folgte mit Ergänzungen (nämlich die sieben in griechischer Sprache verfassten bzw. überlieferten Bücher Tob = Tobit, Jud = Judit, Bar = Baruch, Weish = Weisheit, Sir = Sirach, 1/2 Makk = Makkabäer) in einigen Fällen dieser Gliederung, in anderen nicht, bis dann im Zuge des Konzils von Trient (1545–1563) als Reaktion auf die mit einer starken Bibelkritik einhergehende Reformation eine Entscheidung über die endgültige Aufnahme notwendig geworden war. Von den Reformatoren, allen voran von Martin Luther, wurden diese sieben Bücher als „Schriften minderen Ranges“ (Apokryphen) bezeichnet.

Das NT umfasst 27 Schriften. Diese sind fast durchgängig in einer damals weit verbreiteten Form des Griechischen, der so genannten Koiné, verfasst. Zudem enthält es einige aramäische Begriffe und Zitate. Die vier Evangelien, je benannt nach ihrem heute umstrittenen Verfasser (Mt = Matthäus, Mk = Markus, Lk = Lukas, Joh = Johannes), bilden den Anfang. Ihnen folgt die Apg = Apostelgeschichte, deren Autorschaft traditionell dem Verfasser des Lukasevangeliums zugeschrieben wird.

Die darauf folgenden 21 Briefe können nochmals in zwei Blöcke unterteilt werden, nämlich das Corpus Paulinum, also die Briefe, die traditionell dem Apostel Paulus zugeschrieben werden, und die „Kirchenbriefe“ bzw. „katholischen Briefe“, wobei die Luther-Bibel leichte Umstellungen vornimmt. Alle christlichen Bibelausgaben schließen dann wieder einheitlich mit der Offenbarung des Johannes, die nach dem eigentlichen Gattungsbegriff auch Apokalypse genannt wird.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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