Vergiss dein nicht | Teil 2
Aus dem Leben heraus – Demenz in der Seelsorge

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Auch für die Kirchen ist Demenz eine Herausforderung. SeelsorgerInnen berichten, wie Begegnung mit Menschen mit Demenz und das gemeinsame Feiern gelingen kann.

Das Thema Demenz zählt wohl zu den größten Herausforderungen unserer Zeit. Als Kirche, der die Freuden und Hoffnungen, aber auch die Sorgen und Ängste der Menschen ein Anliegen sind, gilt es, auch Menschen mit Demenz und deren Angehörige gut und empathisch zu begleiten.
Vieles passiert hier im Kontext der Pflegeeinrichtungen, wie Otto Feldbaumer, Koordinator der diözesanen Pflegeheimseelsorge, benennt: „Multimorbide Menschen aufmerksam in den Blick zu nehmen gehört für uns gleichsam zum ‚Kerngeschäft‘ einer diakonisch geprägten Kirche und Seelsorge. In einer ganzheitlichen Wegbegleitung von ‚Menschen am Rand‘ soll durch uns der religiös-spirituellen Dimension gebührender Raum gegeben werden.“

Im wahrsten Sinne des Wortes berührt
Auch das Miteinander-Feiern ist eine wichtige Facette, wenn es um die seelsorgliche Begleitung der Menschen mit Demenz geht. Seit 2018 werden hierfür auch Gottesdienste mit allen Sinnen angeboten. Bei diesen im wertschätzenden ökumenischen Miteinander von der Evangelischen und der Katholischen Kirche Steiermark in Kooperation mit der Steirischen Alzheimerhilfe (SALZ) getragenen Feiern geht es darum, mit an Demenz erkrankten Menschen sowie mit ihren Angehörigen Gottesdienst zu feiern unter Berücksichtigung ihrer Ressourcen und Bedürfnisse.

Dabei werden vor allem die unterschiedlichsten Sinne angeregt: etwa im Hören von Musik und auf das oft in einem Anspiel dargelegte Wort Gottes, eingehüllt im Duft von Weihrauch sowie durch das Erspüren von Wohlwollen durch wohlriechendes Öl. Gerade das davon geprägte Segensritual am Ende der gemeinsamen Feier ist für die TeilnehmerInnen stets eine im wahrsten Sinn des Wortes berührende Erfahrung. Auch im Rahmen des Langen Tages der Demenz wurde in der Pfarre Graz-Unbefleckte Empfängnis in der Albert-Schweitzer-Klinik ein ökumenischer Gottesdienst mit allen Sinnen gefeiert, der auch auf der Facebook-Seite des Netzwerks Demenzhilfe @Vergissdeinnicht.net online übertragen wurde und dort auch noch nachgesehen werden kann.

Freilich gibt es rund um das Themenfeld Demenz noch einige seelsorgliche Herausforderungen, etwa die Begleitung der pflegenden Angehörigen oder der 24-Stunden-PflegerInnen. Hier ist neben vielem, das bereits gut funktioniert, wohl auch noch Platz für weitere Initiativen. Was es heißt, für Menschen mit Demenz seelsorglich da zu sein, beschreibt Renate Bauer, die in der Evangelischen Kirche Steiermark im Bereich der Seelsorge an Menschen im Alter zuständig ist: „Es ist wichtig, sich ganz auf Menschen mit Demenz einzulassen – spontan und aus dem Leben heraus.“ Ein Zugang, der ganz wesentlich in der seelsorglichen Begegnung ist – in der Begegnung mit Menschen mit Demenz, aber auch weit darüber hinaus.

Anton Tauschmann

Mit allen Sinnen das Leben feiern

Buchtipp
„Mit allen Sinnen – Das Leben feiern“. Unter diesem Leitwort des verstorbenen Liturgiewissenschaftlers Philipp Harnoncourt steht das ökumenische Praxishandbuch für Gottesdienste mit Menschen mit einer demenziellen Erkrankung und allen, die solidarisch mitfeiern wollen.

Dieser Behelf entstand als Kooperation der Evangelischen Kirche in der Steiermark, der Katholischen Kirche Steiermark und SALZ – Steirische Alzheimerhilfe und enthält Bausteine für die Gestaltung demenzsensibler Gottesdienste. Alle im Behelf angeführten Gottesdienste wurden auch als Gottesdienste mit allen Sinnen in steirischen Kirchen im ökumenischen Miteinander gefeiert bzw. in der Zeit der Corona-Pandemie auch als Online-Gottesdienste gestreamt. Der Behelf umfasst Gottesdienstmodelle zu den zentralen Festen des Kirchenjahres, etwa für Ostern oder Weihnachten. In einem einleitenden Teil gibt es auch eine Einführung zum Themenfeld „Demenz“ mit Hintergründen zu Medizin, Ethik und Seelsorge. Weiters sind im letzten Abschnitt des Behelfs auch Kontaktadressen zu hilfreichenServicestellen zu finden.

Der Behelf ist beim Ressort Seelsorge & Gesellschaft (seelsorge.gesellschaft@graz-seckau.at, 0 31 6/80 41-113) um 15 Euro zu erwerben.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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