Christentum - Ein Reiseführer | Etappe 031
An welchen Gott glauben Christen?

Schmerzensmutter, Anton Wollenek. | Foto: Archiv

Tod und Vollendung

Das Handeln Gottes ist dabei von der Absicht getragen, Heil für alle zu schaffen und das Leben aller Menschen zur Vollendung zu führen. In diesem Sinne heißt es im Neuen Testament: „Gott will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen“ (1 Tim 2,4). In die von Gott ausgehende Dynamik der Vollendung ist die gesamte nichtmenschliche Schöpfung einbezogen.

Trotz allem: eine Geschichte des Heiles

Die Heilige Schrift bezeugt an vielen Stellen, dass Gott Heil schaffen will. Die biblischen Texte würdigen den Menschen als das Ebenbild Gottes (Gen 1,26f.) und geben zu bedenken, dass Gottes Schöpferkraft die Welt nicht nur in wunderbarer Weise ausgestattet hat (Gen 1–3), sondern sie dauerhaft als einen lebensfreundlichen Raum erhält (Ps 104). In dieser Großzügigkeit und Fürsorge erkennen sie die Liebe Gottes zu den Menschen.

Gottes Heilswille prägt seine Beziehung zu den Menschen auch weiterhin. Deshalb begleitet er ihre Geschichte, bewahrt sie vor dem Abgrund des Bösen und lenkt sie schließlich zuverlässig zum Guten. Dennoch bleibt die Geschichte Gottes mit den Menschen ein komplexes und in sich widersprüchliches Geschehen. Sie ist keineswegs nur eine Heilsgeschichte. Vielfach und tief hat sich die Spur des Leides in sie eingegraben. Dies hängt zum einen damit zusammen, dass die Welt eine endliche Wirklichkeit darstellt, die nicht nur das Werden und das Sein kennt, sondern auch das Vergehen. Dass Leid entsteht, erklärt sich zum anderen dadurch, dass Menschen sich gegen das von Gott angebotene Gute entscheiden und das Böse wählen.

Gott respektiert ihre Freiheit und gewährt dieser in seiner Welt großen Raum. Er lässt sich von der Freiheit der Menschen sogar in seinem eigenen Innersten betreffen. Dies wird nirgends deutlicher als im Geschick seines Sohnes.

Liebe, die sich ausliefert

In der Menschwerdung Jesu erkennt das Christentum den Höhepunkt der liebenden Zuwendung Gottes zur Welt. Jesus wird Mensch, um ganz den Willen des Vaters zu tun und wie er die Welt zum Heil zu führen. Jesus verkündet diese Botschaft nicht nur, er lebt sie. Daher kann er von sich sagen: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“ (Joh 14,6) Sein Angebot führt jedoch nicht auf Anhieb zum gewünschten Ziel. Da es die Interessen der Mächtigen durchkreuzt, kommt es zum Konflikt. Man beschließt, den Boten zu beseitigen, um auf diese Weise die Botschaft aus der Welt zu schaffen. Jesus aber steht mit letzter Konsequenz für seine Botschaft ein.
Der Tod des Sohnes zeigt, wie sehr Gott sich dem Handeln der Menschen ausliefert. Er, der Allmächtige, wählt in der Gestalt des Sohnes die Ohnmacht (Phil 2,6–11). Er lässt sich aus seiner Welt hinausdrängen ans Kreuz. Der Tod aber hat in der Geschichte Gottes mit den Menschen nicht das letzte Wort. Ihm folgt die Auferstehung des Sohnes. Sie zeigt, dass Gott selbst dann, wenn er sich in seinem Innersten von der Ablehnung der Menschen betreffen lässt, auf geheimnisvolle Weise doch der Allmächtige bleibt, der Möglichkeiten hat selbst über den Tod hinaus. So wird das Kreuz mit der Auferstehung des Sohnes zu einem Bild der Hoffnung.

Die in der Auferstehung erfolgende Überwindung des Todes bürgt dafür, dass es für Gott keine ausweglosen Situationen gibt, da er in seiner schöpferischen Allmacht selbst aus dem Tod noch Leben erwecken kann. Dieses Leben ist ein Leben, das keine Schmerzen mehr kennt und keine Trauer. Es ist ein Leben, dem der Tod nichts mehr anhaben kann, denn es ist kein irdisch-endliches mehr, sondern ewiges Leben.

Stellte der Tod die Gültigkeit der Botschaft Jesu in Frage, so erfährt diese mit der Auferstehung Gottes ausdrückliche Bestätigung. Sein Heilsangebot bleibt gültig. Die Botschaft, mit der Jesus seine Zeitgenossen dazu aufforderte, umzukehren und zu glauben (Mk 1,16f.), ruft weiterhin in die Nachfolge. Wer diesen Ruf annimmt und an das Evangelium glaubt, findet eine Kraftquelle, die ihm hilft, das Leben mit seinem ebenso reichen wie bizarren Angebot von Möglichkeiten zu bewältigen.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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