Unterwegs und auf der Suche. Adventserie 2019 | Teil 02
... zu mir

Foto: Radoslaw Celewicz
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Exerzitien laden ein, in Stille und mit Achtsamkeit das eigene Leben in den Blick zu nehmen, darin göttliche Spuren und das, was zum Leben kommen und sich entfalten will, zu entdecken. Unter dem Titel „Lies ein Stück Holz …“, angelehnt an das Gedicht „Leseliste“ von Christine Busta, bietet Susanne Schuster Schnitzexerzitien an. Dabei wählen die Teilnehmenden ihr persönliches Stück Holz, das sie durch die Tage der Stille begleitet. Jedes Holzstück ist einmalig und unverwechselbar – so wie jeder Mensch. Durch die Bearbeitung des Holzes kann der innere Prozess der Exerzitien in der äußeren Formgebung Gestalt annehmen und im wahrsten Sinne des Wortes begreifbar werden.

Susanne Schuster ist Supervisorin, Organisationsberaterin, spirituelle Begleiterin, Holzkünstlerin und Kunsttherapeutin.

Wie kam es, dass Sie Exerzitien und Schnitzen verbinden?

In meinen eigenen Erfahrungen mit verschiedensten Arten von Exerzitien als Teilnehmerin hatte ich das Gefühl, dass mir etwas fehlt – etwas zum Angreifen. Gott oder die eigene Seele kann ich nicht angreifen, aber in der Arbeit mit Holz, durch Berühren und Schnitzen, kann etwas, das mich innerlich beschäftigt, äußerlich anschaulich und dadurch begreifbarer werden. Anders als beim Meditieren, wo ich schneller mal mit den Gedanken woanders bin, unterstützt mich das Schnitzen dabei, ganz ins Hier und Jetzt zu kommen. So habe ich Schnitzexerzitien als eigenes Format entwickelt.

Was ist das Schnitzen für Sie?
Es gibt für mich zwei Arten von Schnitzen: Das klassische Schnitzen, wo ein klares Bild ins Holz übertragen wird. Das ist handwerklich interessant. Aber so wie ich bei Exerzitien und gerne auch selbst arbeite, das nenne ich intuitiv-assoziatives Schnitzen. Es ist ein dialogisches Geschehen zwischen dem Holz und mir. Ich habe kein vorgefertigtes Bild, sondern nehme das Holz wahr mit seinen Linien, Farben, Formen und höre auf das, was sich in mir meldet – und das ist hochindividuell: Ein abgeschnittener Ast kann für die eine sehr befreiend sein, für den anderen aber schmerzhaft. Diese inneren Bilder können sich im Schnitzen ausdrücken. Dabei entsteht nicht nur eine Skulptur oder eine Schnitzarbeit, sondern auch etwas in mir. Für mich ist dieses Schnitzen ein körperliches Tun, das mir geistig gut tut. Sozusagen ein Tool für meine Seelenhygiene.

Ein konkreter Vorschlag für den Advent …
Für diese Art von Aufmerksamkeit und Exerzitien muss man nicht schnitzen können. Gehen Sie in den Wald, lassen Sie sich ansprechen von einem Stück Holz. Nehmen Sie es mit nach Hause – um daran zu riechen oder auch mit dem Schleifpapier etwas abzuschleifen oder eine gewachsene Spur mit einem Messer oder ein wenig Farbe zu vertiefen. Einfach hinausgehen und sich ansprechen lassen!

Informationen zu Schnitzexerzitien und mehr unter: www.holzwege.at

Stille, du meine Geliebte
Stille, du bist mir treu.
Ich brauche Minuten,
manchmal auch Stunden,
um dich in mich einzulassen.
Du weitest mir den Blick.

Du führst mich
zu den innersten Schichten>
des Wesens.
Stille, in dir fühle ich mich daheim.

Du meine Geliebte, du Stille!
Du bereitest mir die größte Freude.
Durch dich lerne ich schauen,
lerne ich denken,
lerne ich beten,
lerne ich Mensch sein.

Martin Gutl
aus: Nachdenken mit Martin Gut

Foto: Radoslaw Celewicz
Susanne Schuster | Foto: Radoslaw Celewicz
Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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