Offen gesagt - Ingrid Brodnig
Zeigen, was man leistet

Foto: wmc

Seit der Corona-Krise hat sich viel kirchliche Arbeit ins Web verlagert. Wie ist Ihre Einschätzung?

Ich finde, dass die Kirchen noch Aufholbedarf haben, wenn es um Social Media geht. Es gibt zwar das eine oder andere innovative Projekt, das große Ganze erkenne ich aber noch nicht. Im Vergleich zur gesellschaftlichen Bedeutung ist die Kirche auf Social Media bei weitem nicht so präsent, wie sie es sein könnte.
Im Bereich der Social Media „funktionieren“ Gesichter besser als Gebäude. Wer persönliche Themen in den Vordergrund stellt, hat bessere Chancen auf Erfolg. Hier kann Kirche zeigen, was sie leistet, und ganz konkrete Erlebnisse sichtbar machen. Für viele Menschen ist Kirche ein Wir-Gefühl, eine Community. Und Social Media funktionieren eben über Communitys, wo Leute sagen, da gehöre ich dazu, da fühle ich mich zu Hause.
Ein Irrglaube ist der Gedanke, dass man via Social Media vor allem neue Gruppen und junge Menschen ansprechen kann. Denn es geht eher um das Festigen der sowieso schon Interessierten. Ich kann auf Social Media auch jene Leute erreichen, die mich mögen, aber seltener zum Gottesdienst gehen. Man kann sich also in Erinnerung rufen. Um das komplette Image des großen Bootes der Kirche zu modernisieren, braucht es vielfältige Anstrengungen. Da sind Social Media nur ein kleines Beiboot.

Ingrid Brodnig
ist Autorin und Digital-Expertin.

Zusammenfassung eines Interviews für "Religion aktuell" vom 24. August 2020

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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