Positionen - Leopold Neuhold
Löwen und Lösungen

Gehen zwei Männer durch die Wüste: Der eine trägt eine Telefonzelle, der andere einen schweren Amboss. Nach einer Weile fragt der mit dem Amboss: „Warum schleppst du denn die Telefonzelle mit dir herum?“ Die erklärende Antwort: „Wenn ein Löwe kommt, setze ich mich in die Zelle, schlage die Tür zu. Dann bin ich sicher!“ Sie gehen weiter. Da fragt der andere: „Und warum trägst du einen so schweren Amboss mit dir?“ Dieser antwortet „Wenn ein Löwe kommt, lass ich ihn fallen, dann kann ich schneller laufen!“
Sich einsperren, Ballast abwerfen: Sind das angepasste Mittel, um einem Löwen zu entkommen? Für den isolierten Augenblick mag es ja so sein, aber der Aufwand, der betrieben werden muss, ist in beiden
Fällen zu hoch.
Sich eine Last aufzubürden, die einen bremst, bei deren Abwurf dann aber die Möglichkeit des schnelleren Weglaufens gegeben ist: Das schafft vielleicht für einen Augenblick eine Fluchtmöglichkeit, kann jedoch keine Strategie sein. Vielleicht könnte in der Erhöhung der Grundgeschwindigkeit eine Lösung liegen, aber auch die greift nicht wirklich. Da muss man schon die Begegnung mit dem Löwen grundsätzlicher analysieren und danach die Möglichkeiten abstimmen.
Wenn im Blick auf den Text zur Bischofssynode „Synodale Kirche“ kritisiert wird, dass hier wieder Fragen gestellt werden, die schon längst beantwortet sein müssten, so sollte man bedenken: Es ist wichtig, die grundsätzliche Ausrichtung in den Blick zu nehmen und nach dieser die Maßnahmen auszurichten, damit sie nicht zu
kurz greifen.

Leopold Neuhold

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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