Aus meiner Sicht - CR Herbert Meßner
In immer neuen Farben sehen

Als ich die Nachricht vom Tod von Prof. Albert Höfer hörte, ist eine Erinnerung in mir hochgekommen. Bei einer Begräbnismesse war Albert Höfer, damals schon erblindet, in den Altarraum geführt worden. Er sang auswendig den Anfang des Johannesevangeliums. Und dann hielt er eine tief beeindruckende Predigt über Farben.

Ich könnte heute nicht mehr wiedergeben, was er gesagt hat. Aber bleibend ist der Eindruck eines Menschen, der mit dem Herzen sehen konnte. Die Bilder, die er noch sehenden Auges wahrgenommen hat, haben sich tief in ihn eingeprägt. Nicht mehr sehenden Auges, konnte er sie genau beschreiben und in ihrer Tiefe deuten.

Bilder sind in den letzten Jahrzehnten flüchtig geworden. Das bewegliche Bild verdrängt das einmalige Bild. Zu Recht wollen wir Menschen Abwechslung. Aber wir suchen die Abwechslung oft zu sehr im ständigen Wechsel der Bilder. Dabei kann auch das einmalige Bild, geschaffen mit dem Genius des Künstlers oder der Künstlerin, Abwechslung schaffen, indem es uns immer wieder etwas Neues sagen kann.

Ist es nicht bei den biblischen Bildern, auch den erzählten, genauso? Wir hören oft die gleichen Geschichten, aber ihre Botschaft kann immer wieder etwas Neues sein. Und die Begegnung mit dem gleichen Menschen – kann sie nicht immer wieder neu sein?

Eine zu flüchtige Wahrnehmung erschwert das Schauen und die Begegnung. Aus der Tiefe des Herzens erschließen sich dagegen Bilder und Begegnungen in immer neuen Farben.

Herbert Meßner, Chefredakteur

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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