Positionen - Leopold Neuhold
40-mal: Heute!

Sie kennen alle die Morgen-Diät: Morgen fang ich damit an! Viele wollten mit dieser Diät ihrer Gesundheit nützen und haben dieses Ziel dann doch nicht erreicht. Wir schieben immer wieder das Notwendige auf eine Zeit, die uns günstiger erscheint, auf; die aber kommt nicht. „Weil morgen, ja morgen, fang’ i a neues Leben an, und wenn net morgen, dann übermorgen, oder zumindest irgendwann fang i wieder a neues Leben an.“ In der Passage dieses EAV-Songs kommt die Vertröstung auf den Sankt Nimmerleinstag zum Ausdruck.
Um dieses Aufschieben zu verhindern, gibt es nicht auch deswegen in der Kirche festgelegte Zeiten wie eben jetzt die Fastenzeit? Das ist ein fixer Termin im Kirchenjahr und eine Zeitstrecke von 40 Tagen. Diese festgelegte Zeit soll uns ja davor bewahren, auf der Suche nach dem günstigen Zeitpunkt eben im Versäumen des Anfangens zu landen, auch wenn die 40 Tage dabei einen Mechanismus zum Hinausschieben so nach dem Motto „Es gibt ja noch 30 Tage“ bedeuten könnten.
Haben Sie aber schon einen Unterschied zwischen Fasching und Fastenzeit feststellen können? Vielleicht, dass es am Aschermittwoch ein üppiges Fischbüffet gab, nach dem Motto: „Man kann auch fasten durch Übertreibung: So viel essen, dass man Bauchschmerzen bekommt, und dann diese Schmerzen aufopfern!“
Das heutige Fasten ist meist selbst gewählt, um der Gesundheit willen, der Konzentration oder der Stärkung des eigenen Willens willen. Aber brauchen wir und unsere Welt nicht auch ein Fasten im Hinblick auf das Grundsätzliche und Ganze, auf die Fragen: Wo machen wir uns fest, und wieviel ist genug?

Leopold Neuhold

Autor:

Ingrid Hohl aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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