Menschen Wege | Teil 02
Wie weit ist es eigentlich von Pöls bis nach Afrika?

Foto: Gerd Neuhold, Sonntagsblatt

Es ist ja eigentlich gar nicht weit. Nur ein Umfaller. Naja, eher schon ein Umflieger, aber auf jeden Fall kein Anlass, um Angst zu haben. Im Gegenteil: Momentan freut sich Sara Peinhopf nur mehr, und „es wird sicher total cool“.

Die 21-jährige Pölserin ist mitten in den Vorbereitungen für ihren ersten Flug mit einer Passagiermaschine. Bis jetzt kennt sie nur Segelfliegen. Aber am 19. August startet sie von Wien nach Addis Abeba. Sechs Stunden sind es bis nach Äthiopien. Dort wird sie von der Comboni-Schwester Gertrud Höggerl, die ebenfalls aus Pöls stammt, abgeholt. Von dort geht es noch weiter, bis sie ihr wirkliches Ziel erreicht hat. In das kleine Dorf Getema, das auf „Google Earth“ als winziger Punkt zu sehen ist. Dort wird sie in der Missionsstation wohnen. Sr. Gertrud Höggerl hat sie einmal gesagt, dass es sie reizen würde, andere Länder kennenzulernen. Liegt vielleicht ein bisschen auch in der Familie: Der Comboni-Missionar Karl Peinhopf ist ihr Onkel.

Für sich selbst packt Sara einen 60-Liter-Rucksack, das muss reichen, denn in den Koffer kommen 30 Scheren und Stoffe, die in Äthiopien teuer sind und für die sie in Vorarlberg eine gute Quelle hat. „Obwohl es mich schon reizen würde, mit den bedruckten Stoffen von dort zu arbeiten.“ Man wird sehen. Vielleicht bringt sie ja Stoffe mit, schließlich ist der Koffer auf dem Heimflug leer, und sie kreiert ein Dirndl im African Style. Für sich selbst hat sie schon drei genäht. Zur Trachtenmode hat Sara Peinhopf schon von ihrer Arbeit her eine starke Beziehung. Ursprünglich hatte sie das Gymnasium angefangen, aber so in der dritten, vierten Klasse begann sie das Nähen besonders zu interessieren, und sie wechselte in die Schule für Mode- und Bekleidungstechnik nach Graz und machte den Zweig Technik. Seit eineinhalb Jahren arbeitet sie nun in einer Textilfirma in Obdach. Ihr Arbeitsbereich ist der Zuschnitt. Wie kann man sich das vorstellen? Am Computer berechnet sie die Möglichkeit für den Zuschnitt und macht auch die Lagebilder für die einzelnen Konfektionsgrößen.

In Äthiopien ist das natürlich nicht gefragt. 15 Frauen wird die junge Steirerin einen Monat lang im Nähen unterrichten. „Dort werden nur Tretmaschinen zur Verfügung stehen, und ich übe mit den Frauen einfache Dinge. Etwa eine Rechts-links-Naht, weil ich nicht glaube, dass man mit den Maschinen auch endeln kann.“ Auch Schnitte wird sie in ihrem Koffer haben, die bereitet sie gerade vor.

„Für mich ist das alles so spannend, ich möchte einmal ein so tolles Land näher kennenlernen und nicht nur als Touristin kurz vorbeischauen.“ Menschen näherzukommen ist Sara Peinhopf wichtig. Eine Freundin, die sie via Facebook kennengelernt hat, hat sie erst vor kurzem in Bosnien besucht.

Die Begeisterung der jungen Frau ist ansteckend. Ihre Freude und ihre Sicherheit, dass alle Probleme lösbar sein werden. „Die Verständig sollte mit Englisch möglich sein“, die Landessprache Amharisch kommt wohl nicht in Frage. „Vielleicht bekomme ich auch einen Dolmetscher.“

 

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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