Bischof Johann Weber
Von Hirte zu Hirte

Herzlicher Friedensgruß unter den aus der Steiermark stammenden und mit Johann Weber eng verbundenen Bischöfen Franz Lackner, Egon Kapellari und Wilhelm Krautwaschl. | Foto: Neuhold
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  • Herzlicher Friedensgruß unter den aus der Steiermark stammenden und mit Johann Weber eng verbundenen Bischöfen Franz Lackner, Egon Kapellari und Wilhelm Krautwaschl.
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Papst Franziskus
Papst Franziskus sei mit den Gläubigen der Diözese Graz-Seckau verbunden im Gebet für den Verstorbenen, „dessen Herz besonders den Armen und Schwachen zugewandt war“, heißt es in einem von der steirischen Diözese veröffentlichten Kondolenzschreiben aus dem Vatikan. „Liebe und Menschlichkeit“ hätten das lange und von „unermüdlichem Einsatz“ gezeichnete bischöfliche Wirken von Johann Weber geprägt.

Bischof Wilhelm Krautwaschl
Der Tod von Johann Weber hat mich schwer getroffen, auch wenn wir uns ob seines hohen Alters und seines eigenen, offenen Umganges mit dem Tod seelisch vorbereiten konnten. Seine Herzlichkeit, seine Offenheit und sein tiefer Glaube waren über Jahrzehnte das Rückgrat unserer Diözese. Er hat Generationen von Menschen und unsere Steiermark geprägt. Ich bin dankbar für dieses Gottesgeschenk an geistlichem Leben. Ich bitte um das Gebet für unseren verstorbenen Bischof. Als dessen Zeremoniär habe ich mit Bischof Weber auch als Seminarist viel Zeit verbracht. Ich erinnere mich noch gut an eine Begebenheit in Bischof Webers Amtsräumen. Einer der Kollegen fragte ihn, wieso denn sein Schreibtisch so leer sei, ob er denn keine Arbeit hätte. Bischof Johannes meinte darauf: „Ich habe bei einem Kurs im Vatikan gelernt: Der volle Schreibtisch eines Bischofs ist nur ein Hinweis darauf, dass er seinen Mitarbeitern nicht traut.“

Bischof Egon Kapellari
Bischof Johann Weber war einer der profiliertesten Bischöfe Österreichs in der Zeit seit dem Zweiten Weltkrieg. Er hat für die Kirche und Zivilgesellschaft in der Steiermark, in ganz Österreich und weltweit ungemein viel getan. Ich war mit ihm als Diözesanpriester und als Bischofskollege während meiner zwanzig Jahre als Bischof von Kärnten in guten und schwierigen Tagen besonders verbunden. Wir haben viel Schweres, aber auch viel Schönes miteinander erlebt. Wir waren bis zuletzt im Kontakt. Bei einer unserer letzten Begegnungen hat er mir zum Abschied ein Kreuzzeichen als Segen auf die Stirn geschrieben. Als nunmehr alleiniger Altbischof der Steiermark bleibe ich dem bisherigen Altbischof in Dankbarkeit und im Gebet verbunden.

Nuntius Pedro López Quintana
Ich verbinde mich mit Ihnen, den Priestern und den Gläubigen der Diözese Graz-Seckau im fürbittenden Gebet um die ewige Ruhe für den so beliebten Bischof Johann Weber. Er bleibt uns allen als eifriger Hirte in Erinnerung, der sich dem Dienst an der Kirche verschrieben hatte und der den ihm anvertrauten Gläubigen uneingeschränkt in einer beispielhaften Nähe und in einem Geist der Demut und Sympathie stets nahestand.“

Kardinal Christoph Schönborn
Es war ein Glück für die Kirche in Österreich, dass Bischof Weber ab 1995 an ihrer Spitze stand.“ Mit diesen Worten über seinen Vorgänger im Amt als Vorsitzender der Bischofskonferenz würdigte Kardinal Schönborn den steirischen Langzeitbischof.
„Bischof Weber hat in der schweren Zeit nach der Causa Groer und dem ‚Kirchenvolks-Begehren‘ die Kirche sehr gut geleitet.“ In den kirchlich schwierigen 90er-Jahren habe sich Weber immer als „ein weiser, kluger, ausgleichender und zugleich engagierter und mutiger Bischof erwiesen“. Sein ganzes Geschick habe Bischof Weber dann im Rahmen des von ihm initiierten „Dialogs für Österreich“ beweisen können und bei der damit verbundenen Delegiertenversammlung 1998 in Salzburg, „die er ausgezeichnet moderiert hat“, so der Kardinal.
Erste persönliche Erfahrungen mit dem damaligen steirischen Bischof konnte Schönborn von 1973 bis 1975 sammeln, wo er als Studentenkaplan neben dem damaligen Hochschulpfarrer Egon Kapellari in Graz gewirkt hatte. „Ich habe ihn schon damals als einen sehr menschennahen und beliebten Bischof erlebt.“ Bereits die Ernennung von Weber zum Bischof habe viel Zustimmung und Freude unter den steirischen Katholiken ausgelöst, erinnerte Schönborn. Zuvor hatte sich Weber als Pfarrer von St. Andrä, in einem der „schwierigsten Viertel in Graz“, bewährt und es dort „sehr gut gemacht“. Bischof Weber habe seine „pastorale Erfahrung, kerngesunde Frömmigkeit und Bodenständigkeit“ besonders ausgezeichnet, so Schönborn weiter. „Ich war immer beeindruckt von der pastoralen Kreativität der steirischen Kirche mit ihrer gesunden Frömmigkeit und Verwurzelung im Volk, für die Bischof Weber stand.“

Erzbischof Franz Lackner
Tief bewegt hat mich der Tod von Bischof Johann Weber. Große Dankbarkeit stillt die Trauer. Ein gutes Stück Kirchen- wie Glaubensgeschichte hat in Bischof Weber einen ehrlichen wie begeisterten Zeugen verloren. Sein Glaube war geprägt von Hoffnung und Menschenfreundlichkeit. Die Sorge um den Menschen begleitete ihn bis in die letzten Stunden seines Lebens. Nun ist er heimgegangen. Lieber Bischof Johannes, ein herzliches Vergelt’s Gott!“

Bischof Hermann Glettler
Als ich im Herbst 1999 die Pfarre St. Andrä übernahm, wo er von 1962 bis 1969 als Pfarrer gewirkt hat, haben mich die nachhaltigen Spuren seiner pastoralen Leidenschaft überrascht. Auch nach drei Jahrzehnten waren sie noch deutlich zu erkennen – regelmäßige Hausbesuche als nachgehende Seelsorge, selbstverständliche Übertragung von Verantwortung an Laien, Erneuerung der Liturgie und Mut zu Experimenten sind nur ein paar Stichworte.
Ebenso bekam seine ökumenische Aufgeschlossenheit schon in den 60er-Jahren im Bezirk Gries ihre konkrete Gestalt – freundschaftliche Begegnungen, ökumenische Gebetstreffen und der „Kanzeltausch“ mit den benachbarten christlichen Gemeinden wurden zu Wegzeichen einer neuen Verständigung. Die Gründung des Grazer Pfarrerkreises geht ebenso auf sein Konto. Dieses sein Anliegen, unter den Priestern eine verlässliche, ungekünstelte Brüderlichkeit zu stärken, hat ihn als Bischof bewogen, die mittlerweile schon legendären „Steirischen Pfarrerwochen“ ins Leben zu rufen. Bischof Johann Weber hat es verstanden, als Hörender die Frohe Botschaft von Jesus ins Heute zu übersetzen, sensibel, weitsichtig und kreativ in der Sprache.

Ehem. Generalvikar Leopold Städtler
Bischof Johann Weber und ich kannten uns seit der Zeit im Grazer Priesterseminar. Wir waren 33 im sogenannten „Krieger Jahrgang“ und wurden 1950 geweiht. Eine enge Zusammenarbeit mit ihm gab es, als er Diözesanseelsorger der Katholischen Arbeiterjugend und ich Kaplan in Fohnsdorf war. 27 Jahre durfte ich dann an seiner Seite die Verantwortung seines Bischofsamtes mittragen. Es gab viel Freude, aber auch Last und Ratlosigkeit.
Sein Führungsstil war klar: Wir sind im Ordinariat keine Befehlszentrale, wir sind für die Menschen, für die Pfarren und kirchlichen Gemeinschaften da. Das erwartete er von uns allen im Haus, und das lebte er uns täglich in Offenheit und im Miteinander zwischen „oben und unten“ vor. Sicher mehr als die Hälfte seiner Zeit war er draußen bei den Menschen, alle Pfarren, ob groß oder klein, bedeuteten ihm gleich viel. Nie ist er Schwierigkeiten ausgewichen; seine Hoffnung war: Solange das Gespräch nicht abreißt, ist nichts verloren. Die Notwendigkeiten der Zeit in Kirche und Gesellschaft haben uns ermutigt, Neues zu wagen, wie z. B. den Einsatz von Ordensfrauen im pastoralen Dienst oder die Einführung von Diakonat und mitverantwortlichen Laienräten.
Von ihm habe ich gelernt, nie etwas aufzugeben, sondern zwei- oder dreimal anzufangen, wenn man von der Sache überzeugt ist.

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SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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