Familienreferat
Positiver Nährboden
- Familien sind bunt und wandeln sich. Das Familienreferat der Diözese Graz-Seckau geht diesen Wandel seit 60 Jahren mit.
Am Sonntag, 15. Juni, wird ab 10.30 Uhr zur 60-Jahr-Feier mit Familiengottesdienst in die Pfarre Graz-Hl. Schutzengel eingeladen. - Foto: Neuhold
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Familie: Biotop der Hoffnung. Ort, der Wurzeln und Flügel gibt.
Der Zuversicht auf der Spur
Große Unsicherheiten haben die scheinbaren Zeiten der Sicherheit der Moderne abgelöst. Wohin geht die Reise für uns, unsere Kinder, … weltweit? Das lässt sich schwer voraussagen. Wo und wie Zuversicht entwickeln in den Familien als positiver Nährboden für die Zukunft? Wie können Familien zu Biotopen der Hoffnung und Zuversicht werden?
„Glaube ist, wie Hoffnung, keine Voraussage der Zukunft; aber er erblickt im Gegenwärtigen den Zustand der Trächtigkeit“, so Erich Fromm 1974. In den Verwerfungen der Gegenwart zuversichtlich die Geburtswehen der Zukunft zu erkennen: Wir können weder für uns noch für unsere Kinder wissen, was die Zukunft bringt, aber wir können in der Gegenwart erahnen und erhoffen, dass es gut wird und alles dafür tun, dass es gut werden kann.
Zuversicht wurzelt in der Hoffnung und im Glauben, dass es gut wird, weil ein guter Gott von Anfang der Schöpfung an möchte, dass es gut wird. Ein liebender Gott, dem alles möglich ist, sogar mit uns, hat das letzte Wort. Darauf zu vertrauen, ermöglicht einen zuversichtlichen Blick in die Zukunft. Es erfordert eine neue Demut zu vertrauen und zu handeln. Es ist der Mut zu sich selber, zur eigenen Größe zu stehen, damit Hoffnung und Zuversicht in den Familien spürbar wird. Kinder und Jugendliche brauchen Familien, die zuversichtlich leben und ihnen zutrauen, dass sie das Leben meistern, die vertrauen, dass sich das Lebensglück finden lässt auch in einer oft zerrissenen Welt, sogar dort, wo man es im Dunkel der Tage nicht vermutet.
Hans Neuhold,
Religionspädagoge und Psychotherapeut
Wenn es in Familien „kriselt“ ...
Die Familie ist jener Ort, der uns Wurzeln gibt und gleichzeitig Flügel, um die Welt zu erkunden – mit dem Gefühl, jederzeit einen sicheren Hafen ansteuern zu können. Wir erfahren Sicherheit und gleichzeitig die Erlaubnis, autonom zu werden. In Krisen wird dieses Gefühl der Sicherheit in seinen Grundfesten erschüttert. Solche Ereignisse können massive Veränderungen sein wie Umzug, Jobverlust, Trennungen, Problemverhalten, Sucht, Krankheit oder Tod. Aber auch per se schöne Ereignisse können zu übergroßen Herausforderungen führen, weil uns die damit verbundenen Veränderungen überfordern: die Geburt eines Kindes, wenn Kinder das Haus verlassen und sich ein Paar wieder als solches neu finden muss und vieles mehr.
Solche Ereignisse stören haltgebende Routinen. Sie bringen den gewohnten Alltag durcheinander. Besonders belastend und nahezu unüberwindbar erscheinen Krisen in Familien, die nie gelernt haben, miteinander zu reden, sich und ihre Emotionen mitzuteilen und ehrlich zuzuhören, wie es dem anderen geht. Eine Krise in einer Familie geht immer alle an – weit über Generationengrenzen und Wohnadresse hinaus. Eine Familie ist ein System; ihre Teile können nicht getrennt betrachtet werden.
Oft hilft bereits diese Erkenntnis, dass man die Betroffenheit der anderen besser sehen kann; dass nicht nur das eigene Leid, die eigene Trauer oder Wut im Fokus stehen. So wird auch der Blick auf das WIR wieder möglich: WIR sind herausgefordert, WIR sind betroffen – auch wenn jede/r Einzelne anders darauf reagiert.
Christiane Sprung-Zarfl,
Leiterin des Instituts für Familienberatung und Psychotherapie
Eine Herzspur
„Alle glücklichen Familien sind gleich, jede unglückliche Familie ist auf ihre Weise unglücklich.“ Seit 60 Jahren engagiert sich das Familienreferat unserer Diözese für Familien, wie sie Leo Tolstoi im ersten Satz seines Romans „Anna Karenina“ beschreibt. Doch wer sind „alle Familien“? Was heißt schon „glücklich“? Und wie gilt es, dem offensichtlichen wie dem subtileren Unglück von Familien zu begegnen?
Das Bild von Familie hat sich in den letzten sechs Jahrzehnten ebenso geändert wie das Unglück, die Herausforderungen, mit denen sich Familien konfrontiert sehen. Das Familienreferat ist dem Wandel souverän begegnet: mit überzeugter Offenheit für unterschiedliche Arten von Beziehung, Partnerschaft und Familienformen. Das Engagement des Familienreferates – von der Ehevorbereitung über Paarangebote bis zu Kinderliturgie und Ritualen, von Bildung und Reisen bis zum Aufgreifen von Armutsfragen – ist geprägt vom Anspruch, auf Probleme differenziert und achtsam einzugehen wie auch neue Fragen zu stellen und so Diskurs zu ermöglichen.
Als Teil der Katholischen Aktion Steiermark baut das Familienreferat an einer gerechten und menschenfreundlichen Gesellschaft mit und trägt dazu bei, dass viele Menschen Glaube und Kirche als einen wertvollen Bestandteil ihres Lebens erfahren – und zieht so seit 60 Jahren eine „Herzspur“ im Wirken der steirischen Kirche.
Anna Hollwöger
KA-Generalsekretärin
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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