Weltkirche
Lange auf der Liste
Kongo und Südsudan, die nächsten Reiseziele von Papst Franziskus, brauchen Impuls zur Versöhnung.
Von 31. Jänner bis 5. Februar reist der Papst in die Demokratische Republik Kongo und den Südsudan. Beide Länder stehen seit Jahren auf der Besuchsliste des 86-jährigen Pontifex. Erst erlaubten Sicherheitsbedenken und politische Zustände keine Reisen dorthin, dann das päpstliche Knie.
Im Kongo will Franziskus jenen Impuls für Versöhnung geben, den der zentralafrikanische Unruhestaat dringend braucht. Zu dieser Einschätzung kommt der österreichische Salesianerpater Johann Kiesling (88), der seit 41 Jahren als Kongo-Missionar tätig ist. Einerseits werde die Visite ein „Fingerzeig“ auf die vielen Probleme und Ungerechtigkeiten im Kongo sowie eine Mahnung an die Führung des Landes, Politik zugunsten der Bevölkerung zu betreiben. Zugleich gelte es, angesichts aktueller Unruhen das Bemühen um Frieden zu fördern und den Beitrag der Ortskirche dazu zu stärken.
Die Demokratische Republik Kongo ist nach Algerien der zweitgrößte Flächenstaat Afrikas und das Land mit den meisten Katholiken. Auf einem Gebiet, das einem Viertel der USA entspricht, leben mehr als 100 Millionen Menschen, unter ihnen etwa 45 Millionen Katholiken. Das Land, das 1960 seine Unabhängigkeit von Belgien erlangte und von 1971 bis 1997 Zaire hieß, ist ein Vielvölkerstaat mit über 200 Ethnien. Vor allem im rohstoffreichen Osten des Kongo kämpfen seit vielen Jahren diverse Rebellengruppen um die Vorherrschaft. Konflikte in den Nachbarstaaten tragen ebenfalls zur politisch instabilen Lage bei. Jahrelang wurde das Land unter Diktator Mobutu ausgeplündert. Ausbeutung und vielfach brutale Menschenrechtsverletzungen durch die belgischen Kolonialherren sowie der überstürzte Übergang in die Souveränität sind weitere Gründe dafür, warum das Land immer wieder von Krisen und Gewalt erschüttert wird.
Die Entwicklung im Land sei seit seiner Ankunft zu Beginn der 1980er-Jahre zwar vorangekommen, jedoch nur sehr schleppend und mit Rückschlägen, erinnert sich P. Kiesling. Als Grundübel dabei sehe er die grassierende Korruption: „So reich der Kongo auch an wertvollen Bodenschätzen ist, gehen doch alle Gewinne außer Land.“
Auch im Südsudan gehören die rund 11 Millionen Einwohner einer Vielzahl von Ethnien an. Anders als im muslimisch geprägten Sudan überwiegen hier die Christen, mehrheitlich Katholiken und Anglikaner. Das Christentum spielt daher eine wichtige identitätsstiftende Rolle in Abgrenzung zum Sudan, von dem sich der Süden 2011 nach mehreren Kriegen unabhängig machte. Der Anteil der Katholiken an der Gesamtbevölkerung wird mit 38 bis 40 Prozent angegeben. Mit 21 Prozent sind daneben vor allem traditionelle afrikanische Religionen stark vertreten, wobei es wegen der schwachen Kirchenstruktur oft zu Überschneidungen zwischen den religiösen Traditionen kommt.
Die ersten Christen gab es schon im 5. Jahrhundert im damaligen Königreich Nubien. Sie wurden allerdings durch die Ausbreitung des Islam ab 640 weitgehend zurückgedrängt. Erst im 19. Jahrhundert gab es eine Wiedererrichtung der katholischen Kirche, vor allem durch die Comboni-Missionare, die noch heute zu den wenigen aktiven Ordensgemeinschaften im Land gehören.
Kathpress
Autor:SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT |
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