Tunesien
„Haben noch nie von so vielen Toten gehört“

Von einer „rundherum angespannten“ Lage in Tunesien berichtete Sr. Maria Rohrer berichtet - illegale Migranten würden von Tunesien seit Februar nicht mehr geduldet, was viele von ihnen in die Flucht aufs Meer in Richtung Europa treibe - die sie oftmals nicht überleben. | Foto: pixabay
  • Von einer „rundherum angespannten“ Lage in Tunesien berichtete Sr. Maria Rohrer berichtet - illegale Migranten würden von Tunesien seit Februar nicht mehr geduldet, was viele von ihnen in die Flucht aufs Meer in Richtung Europa treibe - die sie oftmals nicht überleben.
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Tunesien. Ordensfrau berichtet von Flüchtlingssituation.

Von einer „rundherum angespannten“ Lage in Tunesien hat zu Ostern die in dem nordafrikanischen Land tätige Ordensfrau Sr. Maria Rohrer berichtet. Illegale Migranten würden von Tunesien seit Februar nicht mehr geduldet, was viele von ihnen in die Flucht aufs Meer in Richtung Europa treibe – „und viele kommen nie ans Ziel. Noch nie haben wir von so vielen Toten gehört“, so die 76-jährige Don-Bosco-Schwester, die derzeit als Seelsorgerin für Studentinnen aus Schwarzafrika in der katholischen Pfarre von Tunis tätig ist.

In den vergangenen drei Wochen sei kein Tag ohne eine Todesnachricht von der Pfarre bekannten Personen vergangen, sagte Rohrer. Unter den bei der Überfahrt jüngst Ertrunkenen seien „sechs Studenten, zahlreiche Hausfrauen, Eltern mit zwei Kindern, ein frisch verheiratetes Paar, heute Vormittag erst die Freundin einer Bekannten“, zählte die Ordensfrau auf. „In der Kirche sind ihre Plätze leer, ihre Wohnungen still, ihre kleinen Läden geschlossen.“

Besonders drastisch spürbar sei die Situation in der Stadt Sfax, die der wichtigste Ausgangsort für die Abfahrten der Flüchtlingsboote nach Lampedusa ist – ausgerechnet aber zugleich auch ein Ort mit sehr gefährlichem Meer. Die für 35 Plätze ausgelegte Kapazität der Leichenhalle sei am Anschlag, seien dort doch allein am Palmsonntag-Wochenende die Überreste von 42 aus dem Meer geborgenen Ertrunkenen eingeliefert worden, in der Woche zuvor seien es sogar 70 gewesen.

Die meisten der an die tunesische Küste gespülten Leichen sind tote Schwarzafrikaner, die von den tunesischen Behörden pauschal als Christen angesehen und an die christlichen Pfarren für die Bestattung in Massengräbern „zurückgegeben“ werden. Es gibt für sie somit ein „christliches Begräbnis für Unbekannte“, auch da die Toten vor der Bootsfahrt aus Sicherheitsgründen alle Identitätsnachweise weggeworfen haben. Besonders beklemmend sei, dass das Drama trotzdem niemanden zurückhalte. „Sie gehen weiter, jeder in der Hoffnung, in Lampedusa anzukommen.“ Auch wenn sie bereits Ostern feierte, wähne sie sich weiterhin „mitten in einer Karwoche, die schon wochenlang dauert“, so Sr. Rohrer.

KATHPRESS

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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