Syrien
Bilder, die schmerzen

Viele Schulen in Syrien sind in einem schlechten Zustand, berichtet der Wiener melkitisch-katholische Priester Hanna Ghoneim vom Hilfswerk „Korbgemeinschaft“. Es sei finster, kalt, die hygienischen Einrichtungen seien desolat, und es gebe zu wenig Personal. | Foto: KNA
  • Viele Schulen in Syrien sind in einem schlechten Zustand, berichtet der Wiener melkitisch-katholische Priester Hanna Ghoneim vom Hilfswerk „Korbgemeinschaft“. Es sei finster, kalt, die hygienischen Einrichtungen seien desolat, und es gebe zu wenig Personal.
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„Korbgemeinschaft“ nennt sich das Hilfswerk eines Wiener Priesters für Kinder in Syrien.

Das Leid und die Ausbeutung von Kindern hat in Syrien ein unerträgliches Ausmaß angenommen. Das berichtet der Wiener melkitisch-katholische Priester Hanna Ghoneim in einem aktuellen Rundschreiben. Er leitet das Hilfswerk „Korbgemeinschaft“, das in Syrien tätig ist. Fast die gesamte Bevölkerung würde unter den dramatischen wirtschaftlichen, sozialen und humanitären Bedingungen im Land leiden, besonders aber die Kinder. Ghoneim berichtet: „Immer mehr Kinder müssen im Müll nach Verwertbarem und Essbarem suchen. Das sind Bilder, die mich innerlich sehr schmerzen. Hier frage ich mich: Wo sind hier die Menschenrechte, wo das Recht auf ein menschenwürdiges Dasein für diese Kinder?“.

Auch das syrische Bildungswesen liegt laut Ghoneim im Argen: „Die Bedingungen für den Schulunterricht sind denkbar schlecht, vor allem in den staatlichen Schulen. Es ist finster, derzeit kalt, die hygienischen Einrichtungen sind desolat, es gibt wenig Personal, wenige PädagogInnen, kaum geeignetes Lehr- und Schreibmaterial.“ Auch die öffentlichen Verkehrsmittel würden immer teurer und funktionierten nur sporadisch. „Deswegen gibt es jetzt in der Woche auch drei freie Tage.“ Die Beiträge in den Privatschulen würden ebenfalls ständig angehoben.

Die Inflation sei dramatisch. Im September habe der Wechselkurs für einen Euro bei 4300 Syrischen Pfund (SYP) gelegen, heute seien es 6400. Ein durchschnittliches Monatsgehalt betrage unverändert 100.000 SYP, was nur mehr gut 15 Euro entspricht. Ein Liter Benzin koste auf dem Schwarzmarkt 15.000 SYP (rund 2,5 Euro). Die hohen Energiepreise würden immens die Mobilität und jede Geschäftstätigkeit erschweren. Ein Student brauche im Monat mindestens 500.000 SYP, ein Schüler 200.000 SYP allein für die Fahrten zu den Bildungseinrichtungen und für ein wenig Essen im Bildungsinstitut.

Christen helfen auch Muslimen
Die kirchliche Stiftung „Korbgemeinschaft – Hilfe für Syrien“ ist in Damaskus, im Hauran-Gebirge, in Homs und in Aleppo tätig. Die Hilfe kommt der christlichen Minderheit, aber auch vielen Muslimen zugute. Örtliche Partner der „Korbgemeinschaft“ sind kirchliche Einrichtungen wie auch einzelne Priester, die von der Gemeinschaft bei ihrer seelsorglichen und sozialen Hilfe unterstützt werden. Beispielsweise wird Binnenflüchtlingen bei der Begleichung von Mieten und Energiekosten geholfen, Bekleidung für Bedürftige organisiert oder ärztliche Versorgung vermittelt.

Die „Korbgemeinschaft“ hat nahe bei Damaskus eine Großbäckerei errichtet, in der für bedürftige Menschen günstiges und zugleich hochwertiges Brot hergestellt wird. Jeden Tag würden ungefähr 1800 kg Brot gebacken, berichtete Ghoneim. Ein Kilo Brot werde für 200 SYP (ca. drei Cent) verkauft. Die Produktionskosten für ein Kilo würden aber bei ca. 20 Cent liegen. Zwölf Personen seien in der Bäckerei beschäftigt: „Schön wäre es, wenn wir am Tag mehr produzieren könnten. Da es nicht genug Mehl in Syrien gibt, erhält unsere Bäckerei aber vom Staat täglich nur 1,5 Tonnen Mehl.“ Die Bäckerei werde von vielen Spenderinnen und Spendern finanziert. Es gehe nicht darum, mit der Bäckerei ein Geschäft zu machen, sondern um einen christlichen Dienst an den Armen.

Kathpress

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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