CCEE
An Europa mitbauen

Die zweite Europäische Ökumenische Versammlung ging 1997 in Graz über die Bühne. Auf der Leinwand zu sehen, am Podium sitzend der damalige Präsident des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE), Kardinal Miloslav Vlk von Prag. | Foto: Ohrt
  • Die zweite Europäische Ökumenische Versammlung ging 1997 in Graz über die Bühne. Auf der Leinwand zu sehen, am Podium sitzend der damalige Präsident des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE), Kardinal Miloslav Vlk von Prag.
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Vor 50 Jahren schlossen sich die europäischen Bischofskonferenzen zum CCEE zusammen.

Es war eine Zeit des Auf- und Umbruchs. Im Zuge des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962–1965) wurden große Teile der Weltkirche vom Geist der „Synodalität“ erfasst. Viele Laien wie Bischöfe wollten, dass Teilhabe und Mitbestimmung das Miteinander prägt, sie wollten „in die Welt hineinwirken“ und in den „Fragen der Zeit“ als Christen mitsprechen – als einzelne wie auch ge-meinsam.
Mit dieser Absicht fand vor 50 Jahren, Ende März 1971, in Rom die Gründungsversammlung des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen statt (lateinisch Consilium Conferentiarum Episcoporum Europae, CCEE). Erklärtes Ziel war, die Zusammenarbeit der katholischen Bischöfe auf dem Kontinent zu fördern – zu einer Zeit, als der Eiserne Vorhang noch sehr eisern und der Kalte Krieg noch sehr kalt war. Eine schwere Aufgabe für den Gründungsvorsitzenden, Erzbischof Roger Etchegaray von Marseille.

Es gab ein leuchtendes Beispiel, das just damals Furore machte: der Lateinamerikanische Bischofsrat CELAM, ein Zusammenschluss von 22 Bischofskonferenzen Lateinamerikas und der Karibik. Dessen Vollversammlungen in Medellin (1968) und Puebla (1979) beeinflussten maßgeblich die Entwicklung der „Theologie der Befreiung“ und ihrer Option für die Armen in einer Zeit blutiger Bürgerkriege und Militärdiktaturen.
Eine solch große Wirkungsgeschichte war dem CCEE nicht beschieden. Nicht nur, weil die Sprachen vielfältiger und die politischen und sozialen Realitäten und Wahrnehmungen zwischen Ost und West äußerst unterschiedlich waren. In Westeuropa griff bereits allmählich die Säkularisierung Raum; im Osten herrschte eine Unterdrückung der Kirche vor. Das Zeitalter der Volkskirche ging in Europa seinem Ende entgegen; die Gestaltungskraft der Kirche wurde beschnitten.
Dazu kam als eine Art interne „Konkurrenz“ die EU-Bischofskommission COMECE. Sie entstand 1980, ein Jahr nach den ersten Direktwahlen des Europaparlaments. Die politische Wende 1989/90 und die einsetzende EU-Osterweiterung (2004–2013) gaben eher der COMECE die Chance, vor Ort in Brüssel die europäische Integration in Sachfragen voranzutreiben.

Wichtige Erfolge hat der CCEE mit Sitz in Sankt Gallen (Schweiz) allerdings im Bereich von Ökumene und interreligiösem Dialog erzielt. Er kooperiert eng mit der evangelischen und orthodoxen Konferenz Europäischer Kirchen (KEK). Diese Zusammenarbeit führte zu bislang drei Europäischen Ökumenischen Versammlungen – 1989 in Basel, 1997 in Graz und 2007 in Sibiu – sowie zu fünf katholisch-orthodoxen Foren. Ein gemeinsames Ökumenepapier ist die in Graz angeregte Charta Oecumenica von 2001.
Dem CCEE gehören derzeit 33 Bischofskonferenzen und sechs weitere Mitglieder an. Österreich ist derzeit durch seinen Bischofskonferenz-Vorsitzenden Erzbischof Franz Lackner vertreten. Präsident ist seit 2016 der emeritierte Erzbischof von Genua, Kardinal Angelo Bagnasco (78). Die Aufgabe, an einer geschwisterlicheren Welt mitzubauen, ist in diesen spannungsreichen Zeiten für Europa gar nicht leichter als in den Anfangsjahren des Kalten Krieges.

Alexander Brüggemann

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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