Christenverfolgung
Unvorstellbares Ausmaß

Rote und orange Zonen bezeichnen jene Länder, in denen das Ausmaß der Christenverfolgung besonders groß ist. Vor allem auf dem afrikanischen Kontinent hat die Verfolgung wieder stark zugenommen.  | Foto: opendoors
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  • Rote und orange Zonen bezeichnen jene Länder, in denen das Ausmaß der Christenverfolgung besonders groß ist. Vor allem auf dem afrikanischen Kontinent hat die Verfolgung wieder stark zugenommen.
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Religionsfreiheit ist ein guter Indikator für die Lage der Menschenrechte überhaupt. Bei der weltweiten Christenverfolgung wird bei uns oft weggeschaut.

Christenverfolgung kann in autokratischen Staaten ein Ausmaß an Gewalt und Schikanen annehmen, das man sich hierzulande kaum vorstellen kann. Auf zwei markante Fälle machte der deutsche Mitarbeiter des Hilfswerks „Open Doors“, Thomas Müller, bei einer Pressekonferenz in Wien aufmerksam: Im Mai 2022 wurde im Nordwesten Nigerias die christliche Studentin Deborah Samuel von muslimischen Studenten nach einem als beleidigend empfundenen Post gesteinigt, ihre Leiche danach verbrannt.Ihr „Vergehen“: Sie hatte sich nach bestandenem Examen via WhatsApp bei Gott für dessen Beistand bedankt.
Und in China wurde der Betreiber eines christlichen Buchladens 2022 zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt, seine Kunden bekamen wegen teils Jahre zurückliegender Bestellungen Polizeibesuch.

Dramatisch verschlechtert.
Mit Verletzungen der Religionsfreiheit und der Menschenrechte ist „Open Doors“ seit der Gründung 1955 befasst. Nach Verbesserungen der Verfolgungslage in den 2000er-Jahren hat sich im vergangenen Jahrzehnt die Situation für viele Christen dramatisch verschlechtert.
Weltweit leiden laut Open doors mehr als 360 Millionen Christinnen und Christen aufgrund ihres Glaubens unter einem „hohen Maß“ an Verfolgung und Diskriminierung. Allein von Oktober 2021 bis September 2022 wurden mindestens 5621 Christinnen und Christen wegen ihres Glaubens ermordet.

Nordkorea „Nr. 1“. Laut dem Weltverfolgungsindex von Open Doors ist nun wieder Nordkorea das Land mit der stärksten Christenverfolgung. Ein neues „Gesetz gegen reaktionäres Gedankengut“ habe dazu geführt, dass mehr Hauskirchen entdeckt und Gläubige verhaftet wurden. Verhaftung bedeute in der Folge entweder Hinrichtung oder Leben in einem grausamen Lager für politische Gefangene, verbunden mit Unterernährung, Folter und sexueller Gewalt. Auch im von den Taliban beherrschten Afghanistan ist die Lage der Christen weiterhin schlimm. Erheblich zugenommen haben Christenverfolgungen in Nigeria und den Sub-Sahara-Ländern, auch in einigen lateinamerikanischen Ländern. In China will das Regime die völlige Kontrolle allen kirchlichen Lebens erreichen.

Laut Thomas Müller ist der Weltverfolgungsindex eine gute Quelle für Einschätzungen der gesamten Menschenrechtssituation in einem Land: Einschränkung der Religionsfreiheit verletze auch das Recht auf Meinungs- und Pressefreiheit, jenes auf Bildung und Versammlungsfreiheit.

Wenig Aufmerksamkeit. Vielfach gebe es jedoch in westlichen Demokratien wie Österreich wenig Aufmerksamkeit für Christenverfolgung. Der katholische Publizist Hans Winkler meinte dazu, das Thema sei Medienvertretern „peinlich“; Christen würden viel eher mit dem „Mainstream“ assoziiert – auch in Ländern, wo sie eine kleine Minderheit bilden. Als schützenswerte Minderheit würden hierzulande eher die Palästinenser in Nahost oder die Rohingya in Myanmar gelten.

Im muslimischen Einflussbereich gebe es deutlich mehr Übertritte vom Islam zum Christentum, zum Schutz der Personen oft verdeckt. Die Intoleranz gegenüber Andersgläubigen und radikale Gruppen scheinen moderate Muslime abzuschrecken und Interesse am Christentum zu stärken.

KATHPRESS

Rote und orange Zonen bezeichnen jene Länder, in denen das Ausmaß der Christenverfolgung besonders groß ist. Vor allem auf dem afrikanischen Kontinent hat die Verfolgung wieder stark zugenommen.  | Foto: opendoors
Rebecca begleitet unter Lebensgefahr mit der Bibel nordkoreanische Frauen, die Opfer von Menschenhandel geworden sind. | Foto: opendoors
Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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