Zum Monat Mai
Nur mit Gott an meiner Seite

In Kirchen – wie hier in der Kirche Maria Osterwitz schwanger zu Besuch bei Elisabeth und Zacharias – ist Maria oft weit weg, hoch oben auf Sockeln oder Altären. Wir haben versucht, Maria ganz nahe zu kommen in einem Interview. | Foto: Neuhold
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  • In Kirchen – wie hier in der Kirche Maria Osterwitz schwanger zu Besuch bei Elisabeth und Zacharias – ist Maria oft weit weg, hoch oben auf Sockeln oder Altären. Wir haben versucht, Maria ganz nahe zu kommen in einem Interview.
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Der Monat Mai ist der Gottesmutter Maria besonders gewidmet. Wir versuchten ein Interview mit Maria über prägende Situationen aus ihrem Leben.

Die Evangelisten haben ja recht wenig über die Kindheit Jesu erzählt – komm, erzähl mal du, Maria! Wie war denn das göttliche Kind so?
Maria: Oh, du wirst dich wundern! Jesus war ein Kind wie jedes andere auch. Also wie fast jedes … Als Baby weinte er Nächte durch, als er Zähnchen bekam. Seine ersten Schritte und auch seine ersten Worte hatten ihn nicht mehr oder weniger Mühe gekostet als anderen Kindern. Und seine erste Begegnung mit unserem Ziegenbock endete mit einer Beule und einer blutigen Nase. Also einfach ein Kind.
Nur eines fiel mir immer wieder auf: In stillen Momenten, wenn er allein in der Werkstatt saß oder am Feld die Schafe hütete, schien es manchmal, als sei er mit jemandem in ein Gespräch versunken. Ich habe ihn nie gefragt, mit wem er da redete. Ich dachte, seine kindliche Fantasie ginge eben mit ihm durch. Erst viel später dachte ich, er könnte mit seinem himmlischen Vater gesprochen haben. Doch ich weiß es nicht.

Der Evangelist Lukas hielt nach dem Besuch der Hirten an der Krippe folgenden Satz fest: „Maria bewahrte all das Gehörte in ihrem Herzen auf und dachte darüber nach“. Maria, wie groß ist dein Herz? Und was dachtest du, als die Ersten kamen, um deinem neugeborenen Kind zu huldigen?
Wenn sie ein Kind bekommen, erhalten viele Frauen Glückwünsche und Komplimente. Bei mir war das ein bisschen anders. Es kamen fremde Leute. Sie fanden nicht nur das Baby schön und lieb. Sie erzählten, dass dieses Kind eine besondere Aufgabe von Gott bekommen hat und dass das ganze Land sich darüber freut.
Das hat mich ganz schön verwirrt.
Wir hatten aber damals kein Handy, um einen wichtigen Augenblick im Leben festzuhalten. Um so mehr hatte ich mein Herz. Ich weiß nicht, ob ich ein besonders großes Herz habe. Aber ich habe im Herzen vieles festgehalten, was mir später sehr geholfen hat. Was im Herzen gespeichert ist, bleibt oft für das ganze Leben. Ich wünsche allen Menschen ein gutes Herzensgedächtnis.

Als ihr Jesus als Zwölfjährigen nach langer Suche im Tempel gefunden habt und er eure Aufregung über sein Verschwinden nicht zu verstehen schien – was hast du gefühlt?
Der Spruch „Kleine Kinder, kleine Sorgen. Große Kinder, große Sorgen“ traf auch auf meinen lieben Sohn zu. Als er damals am Heimweg von Jerusalem plötzlich verschwunden war, hatte ich die schlimmsten Befürchtungen: Unbemerkt über einen Felsvorsprung abgestürzt, Räubern in die Hände gefallen oder sonst irgendeine schreckliche Sache stellte ich mir vor. Umso glücklicher war ich, als wir ihn wohlauf fanden.
Seine Reaktion habe ich gar nicht richtig wahrgenommen. Ich war so in Freude über seine Unversehrtheit. Später hat mir Josef von Jesu seltsamen Worten im Tempel erzählt. Ich weiß nur, dass er es nicht anders wusste. Sein Blick auf die Welt war so anders, als wir es von unseresgleichen gewöhnt waren.

Mutig, wie du bei der Hochzeit zu Kana dem Widerspruch deines Sohnes entgegen einfach drangeblieben bist. Was hat dich dazu veranlasst?
Ich war schon damals nicht eine Frau, die einfach zu Hause geblieben ist, um zu kochen und die Wäsche zu versorgen. Ich war dabei, ich war mit Jesus auf dieser schönen Hochzeit. Und ich fühlte mich verantwortlich. Ich spürte eine Katastrophe herannahen. Und mit meiner Sorge, mit meinem Problem ging ich zu Jesus.
Ich habe Jesus zugetraut, dass er helfen kann. Deshalb habe ich weder geschmollt noch protestiert, als er mir gegenüber so abweisend war. Es wurde später geschrieben, dass das mein letztes Wort in der Bibel ist: „Was er euch sagt, das tut!“ Wenn mich jemand nach Jesus fragt, bekommt er oder sie diese Antwort von mir.

Wie war das für dich, als Jesus sich immer weiter von dir und eurer Familie entfernte?
Wir in unserer Verwandtschaft waren natürlich traurig. Als wir von seinen ersten großen Taten hörten und von dem Zustrom, machten wir uns auch Sorgen. Wird das gutgehen? Wir wollten ihn einmal zurück nach Hause holen. Aber er hat uns ganz cool gesagt: Die Menschen, die den Willen Gottes tun, sind für mich Mutter, Schwester und Bruder.
Das war für mich schon ein Lernprozess: Mein Sohn gehört nicht mir, er geht seinen eigenen Weg. Aber es hat mich beruhigt, dass es ein Weg war, der vielen Menschen geholfen und gutgetan hat.

Du hast den Albtraum jeder Mutter erlebt – das eigene Kind starb vor dir. Was sagst du anderen Müttern, die so etwas erleben müssen?
Ja, es ist wohl das Schmerzlichste in meinem Leben gewesen. Mein eigen Fleisch und Blut unschuldig wie einen Verbrecher behandelt so leiden und sterben sehen zu müssen, das überstieg alles, was ich bis dorthin erlebt hatte. Nichts hätte schlimmer sein können. Mein Herz zerbrach in dieser dunklen Stunde, und ich dachte, nichts könnte diesen Schmerz jemals von mir nehmen.

Und dann geschah das Unbegreifliche. Als Maria von Magdala uns vom leeren Grab und der Botschaft der Engel erzählte, hielten wir sie alle ein bisschen für verrückt … doch es bewahrheitete sich. Ich erlebte es selbst. Mein Sohn – der Auferstandene! Lange war sein Platz in meinem Herzen schmerzhaft leer. Bis ich in seine Augen blicken konnte und er seine Hand in meine legte. Dann konnte ich glauben. Und in mir wurde etwas wieder heil.

Wenn du zurückschaust auf dein Leben – würdest du heute wieder Ja sagen?
So ein Menschenleben weist so viele verschlungene Wege auf. Hohe Berge gilt es zu erklimmen und tiefste Täler zu durchwandern. Leid und Liebe durfte ich erleben.
Manchmal denke ich: Hätte ich nicht Ja gesagt, dann hätte es wohl eine andere an meiner Stelle getan. Gott wäre nicht auf mich, auf meine Person angewiesen.

An anderen Tagen habe ich mich rückblickend töricht gescholten – hätte ich doch nicht … dann wäre nicht … Aber so funktioniert das Leben nicht.
Ich weiß nicht, ob all das zu wissen, was ich heute weiß, mein Ja leichter oder schwerer gemacht hätte. Nichts hätte mich auf das, was mir bevorstand, vorbereiten können. Und nur mit Gott beständig an meiner Seite konnte ich es bewältigen. Und Gott wäre jeden Weg mit mir gegangen. Daran glaube ich fest.

Katharina Grager, Herbert Messner

Zitat von Karl Rahner

„Die Tugend des Alltags ist die Hoffnung,
in der man das Mögliche tut und das Unmögliche Gott zutraut.“

IM ORIGINALTON

Warum wir zu und mit Maria beten können
„Gottesmutter“ – welch ein schönes Wort! Mutter Gottes, da bringt ein Mensch, eine Frau, Gott zur Welt! Da trägt eine Frau, Maria, den Himmel in sich, gibt ihm Hand und Fuß und schenkt ihn den Menschen. Und in dem Wort schwingt all das Mütterliche mit: die Weisheit und Klugheit von Frauen, ihre Zärtlichkeit und Liebe, ihr Sorgen und Mühen, ihre Wärme und das Bergende. All das, was auch in Gott ist und was in Maria Gestalt annimmt.

Und doch – Vorsicht! „Gottvater“ und „Gottesmutter“ – die Begriffe könnten dazu verführen, die beiden auf einer Ebene zu sehen. Gott zeigt sich in Vater, Sohn und Heiligem Geist. Maria ist Mensch. Aber sie hat die einzigartige Aufgabe und Berufung, den Sohn Gottes zur Welt zu bringen. Die Mutter Gottes ist weder Gott noch Göttin. Und genau das ist unsere Chance.

Sie ist in unserer „menschlichen Welt“ zu Hause und doch zugleich Gott in einer besonderen Weise verbunden … Sie verbindet in sich diese beiden Welten, die
wir oft eher als getrennt erleben …

Wir beten deshalb zu Maria, weil sie die Mutter Gottes ist, weil wir uns ihre Fürsprache erhoffen, weil sie als Mensch vom Göttlichen berührt wurde und in das Göttliche hineingenommen wurde. Wir erbitten Marias Hilfe an unserer Seite, wenn wir uns an Gott wenden. Wir beten zu Maria, nicht weil wir sie an die Stelle Gottes setzen, sondern weil wir mit ihr zu Gott beten.

In den meisten katholischen Kirchen gibt es eine Statue von Maria oder wenigstens ein Bild von ihr. Und davor findet man oft einen Ständer, auf dem man Kerzen anzünden kann. Und viele Menschen machen davon Gebrauch.
Nein, es ist keine Magie und will keine Magie sein … Ich muss diesen Ort wieder verlassen, aber die brennende Kerze bleibt da und hält etwas wach und lebendig.

Andrea Schwarz, in: Eigentlich ist Maria ganz anders, Herder

Zitat von Papst Franziskus

„Jedes Mal, wenn wir auf Maria schauen, glauben wir wieder an das Revolutionäre der Zärtlichkeit und der Liebe.“

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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