Johannes der Täufer
Das Unerwartete

In Ain Kerem nahe Jerusalem wird die Geburtsstätte Johannes des Täufers verehrt und besucht, so auch bei der vom Sonntagblatt veranstalteten Diözesan-wallfahrt ins Heilige Land im Februar dieses Jahres. | Foto: Klass
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  • In Ain Kerem nahe Jerusalem wird die Geburtsstätte Johannes des Täufers verehrt und besucht, so auch bei der vom Sonntagblatt veranstalteten Diözesan-wallfahrt ins Heilige Land im Februar dieses Jahres.
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Johannes der Täufer.
Zum Hochfest seiner Geburt.

Der 24. ist im Dezember ein ganz besonderer Abend. Im Juni ist der 24. ein ganz besonderer Tag. Die Kirche feiert die Geburt von Johannes dem Täufer. Der Termin hängt mit Weihnachten zusammen, da laut dem Lukasevangelium Johannes etwa sechs Monate älter war als Jesus. Wenn mit der Wintersonnenwende die Tage wieder länger werden, feiern wir Christus als das Licht, das jeden Menschen erleuchtet. Zur Sommersonnenwende feiern wir Johannes, den Zeugen für dieses kommende Licht. Nur bei Jesus, Maria und Johannes dem Täufer feiert die Kirche einen Geburtstag. Sonst sind Gedenktage der Heiligen meist rund um Sterbetage, Kirchweihtage oder andere Anlässe angesetzt.

Das Auftreten des Johannes bereitete die Menschen auf eine ganz neue Nähe Gottes vor, auf das Kommen des (vielfach und verschieden) erwarteten Messias. Auch bei Johannes ist es der Engel Gabriel, der die Geburt eines besonderen Kindes ankündigt. Wie bei Jesus legt auch bei diesem Kind der Engel den Namen fest: Johannes. Das heißt: Gott ist gnädig, Gott erbarmt sich. Das Erbarmen Gottes für sein ganzes Volk beginnt damit, dass Gott einem älteren Ehepaar sein Erbarmen schenkt. Während des Rauchopfers im Tempel erlebt der Priester Zacharias, dass für ihn und seine Frau Elisabeth doch noch der langgehegte Kinderwunsch in Erfüllung geht. Kinderlosigkeit konnte damals auch Not und Schande bedeuten.

Doch wie so oft, wenn eine Sehnsucht sich lange nicht erfüllt, hat auch Zacharias aufgehört, an die Erfüllung seines Wunsches, an die Erhörung seiner Gebete und an das rettende Eingreifen Gottes zu glauben. „Wir sind zu alt“, lautet sein resignierter Einwand gegen die Frohbotschaft des Engels. Dass in der Geschichte Israels Gott schon öfter nicht mehr Erwartetes geschenkt hat, etwa Abraham und Sara ihren Sohn Isaak, vergisst er. So wird er stumm. Schon als er das Heiligtum im Tempel verlässt, muss er zur Zeichensprache übergehen.
Gottes Zeichensprache hatte er nicht verstanden. Sein Sohn Johannes wird ein prophetisches Zeichen werden für die Zuwendung Gottes zu den Menschen. Er wird den Menschen klarmachen, dass auch sie sich Gott wieder zuwenden müssen. Deswegen wird er an der Stelle im Jordan viele taufen, wo einst die Israeliten in ihr von Gott verheißenes Land eingezogen sind. Wiedereintritt in einen echten Glauben an Gott.

Geburt und Beschneidung werden im Haus von Zacharias und Elisabeth, das zuvor auch die mit Jesus schwangere Maria besucht hatte, groß gefeiert. Seine „Schweigeexerzitien“ haben Zacharias geläutert. Gegen die Vorschläge der Verwandtschaft legt er Johannes als Namen seines Kindes fest. Nun kann er wieder sprechen. Sein Lobgesang, das „Benedictus“, ist wohl ein Lied der frühen Judenchristen. Die Kirche hat es bis heute in ihr Morgenlob eingebaut. Wenn wir in der Früh wieder zu sprechen beginnen, loben wir Gott mit den Worten aus dem Mund des Zacharias: „Gepriesen sei der Herr, der Gott Israels, denn er hat sein Volk besucht und ihm Erlösung geschaffen … Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes wird uns besuchen das aufstrahlende Licht aus der Höhe.“ Jeden Morgen machen wir uns im Gebet (Gotteslob, Nr. 617/2) bereit, diesem Jesus zu begegnen, den Johannes verkündet hat.

Herbert Messner

Der Rufer in der Wüste
Zwei Aspekte zum Selbstverständnis des Wegbereiters von Jesus.

Alle vier Evangelien bezeichnen Johannes den Täufer als Rufer in der Wüste. Ja er definiert sich und sein Tun, als man ihm schmeichelnde Ehrentitel wie Prophet oder gar Messias anträgt, selbst so.
Zweierlei kommt mir bei diesem Begriff des Rufers in der Wüste in den Sinn: 1. Zwar gibt es in unserem Land keine Wüste; aber es gibt sie doch in der Landschaft unserer Seele. Wie wäre es, wenn wir uns dorthin rufen ließen? Hier in der Wüste unserer Seelenlandschaft, wo wir ganz auf uns selbst zurückgeworfen sind, da könnte sich, wie zur Zeit des Johannes, die Lebenswende zum Wesentlichen, da könnte sich Umkehr ereignen.
2. Andererseits haben wir Christen manchmal auch das Gefühl, wie Johannes Rufer in der Wüste zu sein. Unsere Mitteilung ist gegen den Trend der Zeit; sie verhallt in der gewaltigen Einöde der Medien- und Konsumlandschaft. Wie Johannes rufen wir gegen die verbreitete Verantwortungslosigkeit die Verantwortlichkeit vor Gott ins Gedächtnis. Wie er rufen wir gegen die Hoffnungslosigkeit die Hoffnung auf Gott wach. Wie er rufen wir gegen die Gleichgültigkeit die Endgültigkeit unseres Tuns und Lassens in Erinnerung.
Johannes weiß, dass vor Gott nichts vergeblich ist, nicht einmal das Rufen in der Wüste, selbst wenn es ungehört verhallen sollte.

Aus: Ulrich Lüke, Nachdenkliche Ruhestörung, Pustet

In Ain Kerem nahe Jerusalem wird die Geburtsstätte Johannes des Täufers verehrt und besucht, so auch bei der vom Sonntagblatt veranstalteten Diözesan-wallfahrt ins Heilige Land im Februar dieses Jahres. | Foto: Klass
Statue Johannes des Täufers beim Taufort in der südoststeirischen Pfarrkirche Wolfsberg im Schwarzautale. | Foto: Neuhold
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SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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