Caritas
Schäden verringern

Durch chemische Analyse soll die Sicherheit im Umgang mit Drogen erhöht werden. Ein neues Angebot im Caritas Kontaktladen bietet niederschwelligen Kontakt zwischen SozialarbeiterInnen und DrogenkonsumentInnen. | Foto: Julia Koblitz /Unsplash
  • Durch chemische Analyse soll die Sicherheit im Umgang mit Drogen erhöht werden. Ein neues Angebot im Caritas Kontaktladen bietet niederschwelligen Kontakt zwischen SozialarbeiterInnen und DrogenkonsumentInnen.
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Drogenberatung. Neues Angebot der Caritas: Substanz-Analyse als möglicher Schritt aus der Sucht.

Wer Drogen konsumiert, setzt sich hohen Risiken aus. Die gesündeste und sicherste Variante ist zweifelsohne, auf Drogen zu verzichten. Eine suchtfreie Gesellschaft ist allerdings eine Utopie. Internationale Erfahrungen zeigen, dass eine Substanz-Analyse mittels Drug-Checking (Drogen-Testung) Risiken minimieren kann – und vor allem eine niederschwellige Kontaktmöglichkeit mit DrogenkonsumentInnen ist. In Graz gibt es nun erstmals ein Substanz-Testungs-Projekt namens „Triptalks“. Es wird vom Caritas Kontaktladen in Zusammen-arbeit mit der Med Uni Graz durchgeführt, vom Gesundheitsfonds Steiermark finanziert und von der Stadt Graz unterstützt.

Drug-Checking bedeutet, dass Drogen wissenschaftlich analysiert werden, um ihre Zusammensetzung zu überprüfen. Prof. Martin Schmid, pharmazeutischer Chemiker und wissenschaftlicher Begleiter des Projekts, erklärt: „Die chemische Untersuchung von Drogen auf ihre Inhaltsstoffe und deren Reinheitsgehalte ist wissenschaftlich relevant, weil so neue Trends rechtzeitig erkannt werden können.“ In den letzten 15 Jahren sei die Anzahl von sogenannten Neuen Psychoaktiven Substanzen weltweit stark angestiegen. „Diese Drogen sind leicht über das Internet erhältlich und erwecken den Anschein, harmlos zu sein. Über Wirkung und Nebenwirkungen ist aufgrund der Neuheit kaum etwas bekannt“, so der Chemiker.

Eine Umfrage zum Thema Drug-Checking in Berlin hat ergeben, dass über 90 Prozent der KonsumentInnen im Fall eines sehr hohen Wirkstoffgehalts der Probe weniger einnehmen würden, um Überdosierung zu vermeiden. Bei Verunreinigung mit einer unerwarteten Substanz würden über 60 Prozent die Substanz komplett verwerfen. Keineswegs kann Drug-Checking als Qualitätssicherung für DealerInnen missbraucht werden – Proben können nur in beschränkter Anzahl abgegeben werden.

„Wir setzen in der Steiermark vielschichtige Maßnahmen zur Prävention und Behandlung von Suchterkrankungen, aber auch zur Schadensminimierung – vollkommen verhindern können wir Drogenkonsum nicht“, sagt Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß. Das Projekt Drug-Checking soll helfen, vor besonders schädlichen Präparaten zu warnen. Außerdem ist es eine niederschwellige Kontaktmöglichkeit mit Konsumentinnen und Konsumenten und damit auch ein möglicher erster Schritt im Weg aus der Sucht, was Erfahrungen aus Wien und Innsbruck bestätigen, erklärt Bogner-Strauß.

Substanz-Analyse

Wie funktioniert es?

Die KonsumentInnen können Proben im Caritas-Kontaktladen in der Orpheumgasse 8 in Graz anonym abgeben. Danach kommen die Proben zur Untersuchungsstelle der Med Uni Graz zur Analyse. Das Ergebnis erhalten die KonsumentInnen ebenso anonym. Im Zuge dessen gibt es Beratungsgespräche. Die Streetworker nutzen den niederschwelligen Kontakt, um eine Beziehung mit den KonsumentInnen aufzubauen und sie für die Schäden durch Drogenkonsum zu sensibilisieren. Der Caritas Kontaktladen kooperiert eng mit Suchthilfeeinrichtungen und meldet die Ergebnisse auch an das Gesundheitsministerium. Nähere Infos: triptalks.at

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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