Johannes Paul II
Wechselvoller Weg

Johannes Paul II.  war der erste Papst, der seine Memoiren schrieb. Die sehr persönlichen Schilderungen über seinen Weg wurden zum Bestseller. Im Bild: Papst Johannes Paul II. in Österreich, 1998. | Foto: Rupprecht / kathbild.at
  • Johannes Paul II. war der erste Papst, der seine Memoiren schrieb. Die sehr persönlichen Schilderungen über seinen Weg wurden zum Bestseller. Im Bild: Papst Johannes Paul II. in Österreich, 1998.
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Die Memoiren eines Papstes. Vor 25 Jahren schrieb Johannes Paul II. sehr persönlich über sein Leben.

Unter dem Titel „Geschenk und Geheimnis“ veröffentlichte vor 25 Jahren erstmals ein Papst seine Memoiren. Für Johannes Paul II. (1978–2005) war das am 15. November 1996 erschienene Buch nicht das erste private Opus. Bereits zwei Jahre zuvor hatte der „Medienpapst“ aus Polen in einem Interview-Buch aktuelle Fragen über Kirche, Zeitgeist und neue Herausforderungen beantwortet. Zu seinem Goldenen Priesterjubiläum schrieb Karol Wojtyla, angeregt durch manche Bitten, schließlich vor 25 Jahren über sich selbst: vor allem über seinen wechselvollen Weg zum geistlichen Dienst.

Wojtylas Weg war von Weltkrieg, deutscher Besatzung, von sowjetischer Befreiung und kommunistischem Kirchenkampf geprägt. Manche Lebensdaten waren bereits bekannt, aber die sehr persönliche Schilderung des damals 76-Jährigen stellte sie in neues Licht und erklärte manche Linien. Die in viele Sprachen übersetzte 120-seitige Schrift wurde zu einem Bestseller.

Karol Wojtyla, geboren 1920, schildert seine Kindheit in der Kleinstadt Wadowice, 50 Kilometer westlich von Krakau. Er spricht über seine Freunde in der Schule, auch jüdische Freunde, über seine Hobbys Sport und Theater. Er berichtet, dass die Mutter früh starb, ebenso ein Bruder, und er vom frommen Vater allein aufgezogen wurde. Nach dem Abitur begann er ein Studium der polnischen Philologie in Krakau – aber ein Jahr später brach mit dem deutschen Einmarsch in Polen am 1. September 1939 der Zweite Weltkrieg aus. Wenige Wochen später seien seine Professoren ins KZ Sachsenhausen abtransportiert worden. Das Studium war beendet. Um einer drohenden Deportation zur Zwangsarbeit nach Deutschland zu entgehen, arbeitete Wojtyla im Steinbruch der Solvay-Chemiefabrik, war Adjutant des Sprengmeisters. Die Arbeit war zwar hart, schreibt er. Aber die Arbeiter hätten die Studenten geschont und ihnen die ganz harten Arbeiten erspart. In diesen Werksjahren sei ihm seine Berufung zum Priester immer deutlicher geworden, berichtet Wojtyla. 1942 trat er ins geheime Priesterseminar von Krakau ein und studierte Theologie.

Letztlich sei ihm persönlich vieles vom schrecklichen Ereignis des Zweiten Weltkriegs erspart geblieben, resümiert Johannes Paul II. 55 Jahre später. „Jeden Tag hätte ich von zu Hause, aus dem Steinbruch, aus der Fabrik abgeholt und in ein Konzentrationslager gebracht werden können.“ Viele seiner Mitschüler und Kommilitonen seien gefallen, in KZs umgekommen oder in sowjetische Lager deportiert worden.

Nach der Priesterweihe am 1. November 1946 wurde der spätere Papst sofort zur Promotion nach Rom geschickt. Dort studierte er an der Dominikaner-Universität Angelicum und nutzte die Zeit, um die Ewige Stadt zu ergründen. Nach seiner Rückkehr in Polen war Wojtyla zunächst Kaplan in einer kleinen Landgemeinde und dann Stadtpfarrer sowie Studentenseelsorger in Krakau. Bald erhielt er eine Freistellung zur Habilitation. Bereits mit 38 Jahren wurde er 1958 Weihbischof in Krakau, später Erzbischof und Kardinal.

Damit endet die Lebensbeschreibung. Eine Fortsetzung – über die Bischofsjahre in Polen, seine Kraftproben mit dem kommunistischen Regime und dann die Wahl nach Rom – legte Johannes Paul II. acht Jahre später vor, zu seinem 25. Pontifikatsjubiläum.

JOHANNES SCHIDELKO/KATHPRESS

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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