Wie viel ist genug?

Spielen einmal anders. Schachteln, Körbe und Kartonrollen laden Kinder zu einem kreativen, selbsttätigen und intensiven Spiel ein. | Foto: iStock/PeopleImages
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  • Spielen einmal anders. Schachteln, Körbe und Kartonrollen laden Kinder zu einem kreativen, selbsttätigen und intensiven Spiel ein.
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Wahres Glück liegt nicht im Konsum. Gedanken zum Spielen.

Aus suchtpräventiver Sicht ist es sinnvoll, bewusst zu überlegen, wie viel Spielzeug Sie Ihrem Kind anbieten. Ergänzend dazu können Sie Ihren Kindern sogenanntes offenes Material zum Spielen geben. Das können Alltagsgegenstände wie Tücher, Pölster, Schachteln, Seile, Holzringe etc. sein. Dadurch werden Kinder angeregt, ihre Kreativität und Fantasie zu schulen, gerne begleitet von Erwachsenen. Wobei eine achtsame Art und Weise der Begleitung und Unterstützung sinnvoll ist. Wann braucht mein Kind Anregung, bzw. wann störe ich als Erwachsener diesen kreativen spielerischen Prozess?

Durch den Einsatz von offenen Materialien bzw. weniger, aber dafür qualitätsvollem Spielzeug wird die Förderung der Lebenskompetenz „kreatives und kritisches Denken“, welche in der Suchtprävention eine wichtige Rolle spielt, geschult. Diese Fähigkeit entwickelt sich durch das freie Spiel. Im freien Spiel wird dem Kind ermöglicht, Probleme anzugehen, Fragen zu stellen, Situationen zu bewerten und Handlungsweisen sowie neue Wege aufzuzeigen.

Treffen Sie sinnvolle Kaufentscheidungen für Ihr Kind, und bitten Sie Familie, Freunde und Bekannte, mit Ihnen das Geschenk abzusprechen. Es muss nicht immer ein Spielzeug sein! Gemeinsame Zeit oder gemeinsam Kreatives zu gestalten sind langlebige Erinnerungen für Ihr Kind und stärken die Bindung, die eine essenzielle Säule in der Suchtprävention darstellt.

Bettina Jeram
Vivid – Fachstelle für Suchtprävention

Wenn das Spielzeug Urlaub macht
Trotz Bergen von Spielsachen – oder vielleicht gerade deshalb – wissen Kinder oft nicht, was sie spielen sollen. Daher wäre es einmal einen Versuch wert, das Spielzeug für einige Wochen „auf Urlaub“ zu schicken. Stattdessen laden Schachteln und Kübel in verschiedenen Größen, Decken, Kluppen, Stoffe, Kartonrollen, Korkstoppeln, Eierkartons, Knöpfe uvm. zu neuen, kreativen Ideen ein.
Ideen für spielzeugfreie Zeiten in Kinderkrippe und Kindergarten: vivid.at

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Weniger tut Kindern gut
Bianca Schäb, 15,50 Euro
Trias Verlag

Fünf Teddys, zehn Puppen … das Kinderzimmer quillt über vor lauter Spielzeug? Braucht Ihr Kind schon einen Terminkalender, um Geigenunterricht und Schwimmkurs unterzubringen? Wenn Sie dies feststellen, dann ist Ihre Familie reif für ein Umdenken! Überversorgung tut nicht gut. Im Buch erfahren Sie, wie leicht es ist, emotionalen und materiellen Ballast abzuwerfen und entspannter zu leben. Unsere Kinder sind manchmal mit weniger einfach glücklicher. Und wir Eltern auch.

Zum Nachdenken

Neuer Puppenwagen-Besitzer
Wenn Sie nicht komplett immun gegen treuherzige Kinderaugen sind und den lieben Bekannten und Verwandten nicht ein striktes Geschenkeverbot erteilt haben, wird es Ihnen vielleicht ähnlich wie mir – nach zehn Jahren und zwei Kindern – gehen. In Ihrem Keller, Ihrer Garage, Ihrer Abstellkammer oder sonst wo befindet sich genug Spielzeug, um einem kleinen Laden Konkurrenz machen zu können.

Glaube ich, dass Kinder so viel Spielzeug brauchen? Nein!
Wollte ich nur pädagogisch wertvolles und naturbelassenes Spielzeug an meine Kinder
lassen? Ja!

Ist es mir gelungen, mit ganz wenigen (natürlich pädagogisch wertvollen) Sachen durch die Kinderphase zu kommen? Nein!

Zum Glück wird heute schon sehr viel nicht mehr neu gekauft, sondern im Freundeskreis weitergegeben oder am Flohmarkt erworben. In unserer Siedlung gibt es bei der Müll-insel einen kleinen Umschlagplatz für Dinge, die nicht mehr gebraucht werden, aber für jemand anderen brauchbar sein können. Es wird einfach zur freien Entnahme aufgestellt – ohne Namen und damit Dankverpflichtung. Wenn es keine Verwendung findet, können die Eigentümer nach 1 bis 2 Tagen immer noch überlegen, was sie damit anstellen.

So hat es mich sehr gefreut, als auf diesem Wege der nicht mehr benötigte Puppenwagen meiner Tochter einen neuen Besitzer fand, der dann mit seinen zwei Jahren stolz durch die Siedlung fuhr. Es gibt viele Wege, um Spielzeugmüll zu vermeiden – und was machst DU?

Maria Menhart
Die Autorin ist pädagogische Mitarbeiterin im Katholischen Bildungswerk.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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