Familie
Was ist darüber hinaus?

Frohe, gesegnete Ostern allen Kindern und Erwachsenen. | Foto: Deike
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Hoffnungen. Es gibt mehr, als wir jetzt sehen.

„Stimmt das wirklich? Gibt es das tatsächlich?“, fragen wir uns manchmal, wenn wir etwas Unglaubliches sehen oder erleben. So war es auch bei der Begegnung der Jünger mit dem auferstandenen Jesus.
Ein Mann, dem eine schwere Operation bevorstand, sagte: „Wenn ich ehrlich bin, hab‘ ich mein Leben lang mehr glauben wollen, als ich wirklich geglaubt habe, und jetzt, wo ich den Tod näher sehe als das Leben, verfüge ich im Grunde über keine Kraft mehr, irgend etwas für wahr zu halten. Das Reden vom Sinn des Lebens klingt für mich fast zynisch. Ich fühle mich leer und frage mich jeden Tag, wie lange es wohl noch dauert. Ach, ich komme mir vor wie ein zerbrochener Spiegel. Jeder Glassplitter zeigt nur ein kleines Stück Wirklichkeit, zeigt meine Angst, meine Schwäche, meine Ohnmacht, aber die ganze Realität, was wirklich ist, sehe ich nicht. Ich möchte glauben, dass es doch mehr gibt als das, was ich jetzt sehen kann oder fühle.“
So ähnlich geht es vielen. Fragen tauchen immer wieder auf, wie z. B. beim manchmal mühsamen Sterben eines Menschen.

Aber es gibt auch Phasen, in denen ich fest davon überzeugt bin: Das kann noch nicht alles gewesen sein. Alles Unerfüllte ruft nach einer Erfüllung, alles Mangelhafte nach einem großen und guten Ganzen. Deshalb glaube ich an ein Weiterleben nach dem Tod. Auch im Blick auf Christus.
Wenn ich über meine Hoffnung Rechenschaft ablegen müsste, wie lautete meine Antwort?

Elmar Simma

Auferstehungen

Gott, auf vielen Bildern sieht man dich auf einem Thron sitzen als mächtigen Herrn. Bist du nicht viel mehr ein Gott, der aufsteht zum Leben, für das Leben?

Ich bin dir ähnlich, wenn ich aufstehe am Morgen, aufstehe vom Tisch, aufstehe zur Arbeit, aufstehe zur Begrüßung, aufstehe in der Kirche, aufstehe für einen Besuch, aufstehe und heimgehen kann aus dem Krankenhaus.

Wer aufsteht, schläft nicht,
wer aufsteht, ist in bereiter Haltung,
wer aufsteht, kann meistens auch gehen.

Gott, hilf mir, immer wieder aufzustehen und die Auferstehung zu leben.

Elmar Simma

Für Sie gelesen

Was das Herz erwärmt
Elmar Simma, 17 Euro
Tyrolia Verlag

Wenn das Herz friert in der Kälte der Beziehungslosigkeit, der Einsamkeit, der Sorgen und Ängste, dann suchen wir nach dem, was das Herz erwärmen könnte. Oftmals ist es eine Begegnung, eine Einsicht, ein helfendes Wort. Dieses Buch des bekannten Seelsorgers Elmar Simma ist wie ein Schatzkästchen, gefüllt mit stärkenden Impulsen und Anregungen, in dem man immer einen Text findet, der wie eine gute Fügung wirkt und Antwort auf den jeweiligen Tag gibt. Siehe oben und links.


Zum Nachdenken


Was macht der Hahn auf der Kirche?
„Warum sitzt auf dem Dach des Stephansdoms eigentlich ein Hahn?“, hat mich neulich meine Tochter gefragt. Gute Frage. Im Jahr 820 soll der Bischof von Brescia den ersten belegten Kirchen-Hahn auf seinem Turm angebracht haben. Der Hahn steht für den Morgen und damit für die Auferstehung. Er ist der erste, der das Ende der Nacht ankündigt.
Eng verwoben ist der Hahn natürlich auch mit Petrus.
Kurz vor seinem Tod prophezeit Jesus dem Petrus, dass er ihn drei Mal verleugnen wird – und zwar noch ehe der Hahn kräht. Und so kommt es auch: Jesus wird gefangengenommen,
Petrus wird gefragt, ob er zu ihm gehört, streitet es dreimal ab, und anschließend kräht der Hahn. Aus Angst und Opportunismus dreht sich Petrus nach dem Wind – wie der Hahn auf dem Kirchturm.
Das Schöne ist, dass das
nicht das Ende der Geschichte ist. Denn auch wenn Petrus (übersetzt „Fels“) sich mit dieser Hahn-Geschichte alles andere als standhaft, sondern eher als flatterhaft und wankelmütig erwiesen hat, hatte Jesus ihn zum Chef bestimmt: „Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Kirche bauen.“ Rückblickend eine kluge Personalentscheidung, immerhin existiert die christliche Kirche
in all ihrer Vielfalt seit mehr
als 2000 Jahren.
Der Hahn sagt uns also auch: Ein Totalversagen in gewissen Situationen muss noch lange nicht das Ende bedeuten. Es ist nie zu spät, einen neuen Weg einzuschlagen und es besser zu machen. Außerdem hat Gott wohl ein Faible für Versager.

Julia Schnizlein
Die Autorin ist Pfarrerin in der Lutherischen Stadtkirche in Wien, Innere Stadt.

Autor:

SONNTAGSBLATT Redaktion aus Steiermark | SONNTAGSBLATT

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